50 Jahre Jaguar E-Type

Männerauto mit weiblichen Formen

Vor 50 Jahren präsentierte Sir William Lyons in Genf eine neue Definition von Sportwagen – den Jaguar E-Type. Er ist nicht nur einfach ein Auto, sondern eine Stilikone, die es sogar ins Museum of Modern Art in New York geschafft hat.

Jaguar E-Type Foto: Jaguar 31 Bilder

Wer heutzutage einem Jaguar E-Type begegnet, kann sich leicht vorstellen, wie die Besucher des Autosalon Genf vor 50 Jahren geschaut haben müssen: Die Augen wurden groß und größer, die Münder standen offen – so etwas wie diesen Jaguar E-Type hatte die Automobilwelt noch nicht gesehen.

Enzo Ferrari: „Das schönste Auto der Welt“

Seine elegante Linie mit der fast die halbe Wagenlänge einnehmenden Motorhaube und dem kurzen Stummelheck war revolutionär. Die Passagiere sitzen im E-Type kurz vor der Hinterachse. Die Linienführung des Jaguar E-Type zeichnete der Luftfahrtingenieur Malcolm Sayer (1916 bis 1970), der zuvor schon die Aluminiumhüllen von Jaguar C-Type und D-Type schuf.

Und die Optik wurde stilbildend für viele Sportwagenbauer. Fortan galt es als schick, solch muskulöse Kurven ganz offensiv zur Schau zu tragen. Besonders zu Herzen genommen hat sich Toyota den Jaguar E-Type. Der Toyota 2000 GT, der sechs Jahre nach dem Jaguar E-Type erschien, kopierte das britische Vorbild am dreistesten. Das höchste Lob bekam der Jaguar E-Type übrigens von „Il commendatore“, Enzo Ferrari: Er würdigte den Jaguar E-Type als „das schönste Auto der Welt“.

Das schnellste Serienauto der Welt

Neben der Optik konnte der Jaguar E-Type vor allem mit seinen inneren Werten überzeugen. Vor allem die Fahrleistungen überzeugten, immerhin war der 265 PS starke Jaguar E-Type das schnellste Serienauto der Welt. Er erreichte 241 km/h und ließ die gesamte Konkurrenz hinter sich. Zunächst gab es den E-Type mit dem 265 PS-Reihensechszylinder mit 3,8-Liter Hubraum und 353 Nm Drehmoment, 1964 wurde der Hubraum auf 4,2 Liter erweitert, die Leistung stieg auf 269 PS, das Drehmoment auf 384 Newtonmeter.

Richtig rund ging's vor 40 Jahren, denn 1971 wurde der Jaguar E-Type V12 vorgestellt. Unter der langen Motorhaube säuselte ein mächtiger 5,3-Liter-Zwölfzylinder mit 276 PS und 412 Newtonmeter Drehmoment. Der Hauptabsatzmarkt USA (75 Prozent der Jaguar E-Type Produktion gingen über den Großen Teich) forderte ein noch souveräneres Triebwerk.

Unschlagbar gut – der Preis und das Fahrwerk

Der Hauptgrund für den Erfolg des Jaguar E-Type war allerdings der günstige Preis. In den Fahrleistungen ließ er die Ferrari oder Aston Martin hinter sich – und das zum halben Preis. In Deutschland kostete das Coupé ab etwa 26.000 Mark, der Roadster war nochmals 1.000 Mark günstiger. Und wer jetzt meint, dass Jaguar dafür beim Fahrwerk gespart hätten irrt. Die Basis des Jaguar E-Type ist ein Gitterrohr-Hilfsrahmen, der die Motor-Getriebe-Einheit trägt und der mit der selbsttragenden Stahlkarosserie verschraubt ist.

Die vorderen doppelten Dreiecksquerlenker werden hinten durch eine Einzelradaufhängung in einem Hilfsrahmen mit Längs- und Querlenkern ergänzt. In Sachen Fahrverhalten und – Komfort war diese vergleichsweise aufwändige Konstruktion ein großer Wurf.

Mehr als 75.000 Jaguar E-Type wurden gebaut

Zu Beginn der siebziger Jahre hatten es Sportwagen schwer, die aufkommende Ölkrise trug schließlich auch zum Schicksal des Jaguar E-Type bei. Am 12. Februar 1975 verließ der letzte E-Type die Produktionshallen – in british-racing-green natürlich. Insgesamt wurden 75.520 Jaguar E-Type gebaut, der Bestseller war der 4,2-Liter, der knapp 42.000 Mal gebaut wurde. Vom Serie-1-Modell entstanden etwa 15.500, vom Topmodell mit 5,3-Liter-V12 etwa 15.200 Exemplare.

Traum vom Jaguar E-Type wird ab 10.000 Euro wahr

Wer sich heute für einen Jaguar E-Type interessiert kann ab etwa 10.000 Euro einsteigen. Für diesen Kurs gibt es einen Jaguar E-Type 4.2 2+2 Coupé von 1968 in mäßigem Zustand. Ein gutes Exemplar gibt es ab etwa  40.000 Euro. Zu den teuersten Jaguar E-Type gehört der Roadster der ersten Serie, Topexemplare durchbrechen mittlerweile die 100.000 Euro-Marke, gute Modelle liegen bei rund 83.000 Euro. In ähnlichen Regionen bewegt sich auch ein V12 Roadster von 1971, das V12 Coupé gibt es in gutem Zustand schon für rund 55.000 Euro. Preisaufschlag: Die bis 1967 gebauten Exemplare lassen sich ihre Scheinwerferabdeckungen extra bezahlen. Und eines bekommt ein Jaguar E-Type-Käufer immer gratis: Staunende Gesichter, große Augen und anerkennendes Kopfnicken der Passanten.

Der Jaguar E-Type ist in den letzten 50 Jahren immer als Vorbild anderer Sportwagen herangezogen worden. Ganz nah ans Original wagt sich das Jaguar Speedster Concept der Automanufaktur Eagle. Aktuell ist auf dem Autosalon Genf der Growler E 2011 zu sehen, der sich als Neuinterpretation des Jaguar E-Type versteht.