BMW 2002 tii Alpina Restaurierung

Alpina-Rarität zurück auf die Straße

Bernd Koberstein wurde unvermutet zum Besitzer eines BMW 2002 tii Alpina. Doch es war noch viel Arbeit nötig, bis die rot-schwarze Rarität in vorzeigbarem Zustand auf den Rädern stand.

BMW 2002 tii Alpina, Garage, Bernd Koberstein Foto: FACT 25 Bilder

Bernd Koberstein aus der Nähe von Stuttgart hat einfach Glück gehabt. Ein langjähriger Freund hatte die Absicht, einen BMW-Motor für den Motorsport zu kaufen, übernahm dann aber gleich eine ganze Garage voller Teile, weil der Verkäufer sein Hobby aufgeben wollte. Koberstein bekam dies eher zufällig mit, doch bald sollten ihn zumindest einige dieser Teile brennend interessieren.

Kriminalistischer Spürsinn

Darunter befand sich zum Beispiel ein Vierzylindermotor mit Kugelfischereinspritzung und Einzeldrosselklappen, den eindeutig der in der BMW-Szene hoch geschätzte Tuner Alpina in Händen hatte. Und diese Maschine ließ sich laut Motornummer exakt jenem für den Sport präparierten und dort heftig malträtierten BMW 02 zuordnen, der ebenfalls Bestandteil der Garagenauflösung war. Als besonders interessant erwiesen sich dessen Alpina-Instrumente. Letztere besaßen rote Zeiger - ein Indiz für die Echtheit der Uhren, wie Koberstein später herausfand.

Sollte es sich etwa um einen Alpina-BMW handeln, den man zerpflückt und umgebaut hatte? Das Interesse des gebürtigen Schwaben war geweckt, und er vereinbarte mit seinem Freund, dass er das Auto und alle dazu passenden Sachen übernehmen würde, sofern er sie in diesem Wust an Teilen fand.

Mit wachsender Begeisterung und kriminalistischem Spürsinn machte sich Koberstein an die Recherche. Laut Chassisnummer stammte die Karosserie von 1973, und von Alpina bekam er die Bestätigung, dass auch der Motor in diesem Jahr überarbeitet worden war.

Getunter Motor mit etlichen Alpina-Modifikationen

Es handelte sich um den Motor eines BMW 2002 tii, den Alpina mit einer 300-Grad-Nockenwelle, etlichen weiteren Modifikationen wie Erweiterung der Ein- und Auslasskanäle sowie den bereits erwähnten Einzeldrosselklappen auf 155 PS getrimmt hatte.

Genau so einen BMW 2002 tii Alpina hatte auto motor und sport 1973 getestet. "Anhand dieses Testberichts und den Angaben befragter Experten suchte ich die ganzen Teile nach Sachen durch, die zu dem Alpina gehören könnten", erinnert sich Koberstein. Denn zu einem echten Alpina sind mehr als nur ein getunter Motor oder ein paar Alpina-Instrumente nötig. "Es sind viele Fälschungen im Umlauf", weiß Koberstein mittlerweile.

So nahm er zum Beispiel Stück für Stück alle mit dem BMW 2002 tii Alpina erworbenen Federbeine unter die Lupe. Dazu musste er sie erst einmal vom Schmutz befreien, um die Teilenummern erkennen zu können. Alpina hatte damals Boge-Federbeine mit negativem Sturz verbaut. Nach Rücksprache mit der Firma Fichtel & Sachs, in der Boge aufgegangen ist, konnte er tatsächlich die passenden Teile herausfiltern.

Auch die korrekten Schraubenfedern, den für Alpina typischen Überrollbügel ohne Querstrebe oder den damals von Alpina angebotenen Scheel-Schalensitz fischte er aus dem Teilepaket heraus.

Ein Puzzle-Spiel mit fehlenden Teilen

Nach und nach vollendete er das BMW 2002 tii Alpina-Teile-Puzzle. Von den hinteren Dämpfern fand er allerdings nur einen, aber auch hier kam ihm der Zufall zu Hilfe. Als er nämlich später aus einem zur Auflösung stehenden BMW-Teilelager günstig originale Blechteile erwarb, entdeckte er dort drei weitere Dämpfer und, zu seiner Verwunderung und großer Freude, den noch fehlenden eckigen Luftfilterkasten.

Nach Rücksprache mit Bilstein wusste er, dass er die nicht mehr lieferbaren Dämpfer für das straßentaugliche Fahrwerkspaket besaß. "Man kann nur noch die langen für den Rallyeeinsatz und die kurzen für den Motorsport bekommen", erklärt Koberstein, und er ist froh, dass er die Dämpfer für seinen BMW 2002 tii Alpina bei Bilstein revidieren lassen konnte.

Was er ebenfalls nicht unter den erworbenen Teilen finden konnte, waren der Frontspoiler und die verstellbaren Stabis des BMW 2002 tii Alpina. Den Spoiler erwarb er bei Ebay, auf die Stabis und das ebenfalls nicht auffindbare Lenkrad hat er bis jetzt verzichtet.

BMW 2002 tii Alpina sollte so original wie möglich werden

Auf jeden Fall bestärkten ihn die Teilefunde in seiner Annahme, dass er tatsächlich auf einen originalen Alpina-BMW gestoßen war. Nun machte er sich Gedanken über die Restaurierung. "Ich wollte den BMW 2002 tii Alpina wieder so auf die Straße bringen, wie es Alpina hergerichtet hatte", erklärt Koberstein seinen Anspruch. Seinen ersten engeren Kontakt mit Autos hatte er übrigens als Sechsjähriger bei einem Museumsbesuch. Begeistert ließ er sich von jenem Mann ein Autogramm auf die Eintrittskarte geben, dem alle die ausgestellten Fahrzeuge gehörten: Es war Fritz B. Busch.

Das erste Mofa, dem weitere folgen sollten, und seine ersten Autos nutzte der junge Koberstein zur Erforschung der Technik. Mittlerweile ist der 42-Jährige recht fit, was Reparaturen betrifft, andererseits kennt er auch seine Grenzen. Und die hätte er bei der Instandsetzung der Karosse des BMW 2002 tii Alpina klar überschritten. Denn da gab es nicht nur Rost. Die Radhäuser waren wegen der Kotflügelverbreiterungen beschädigt, das Heck wies eckige statt runder Rückleuchten auf, die Front war umgebaut, die A-Säule war krumm und vieles mehr.

Profi erledigt Blecharbeiten

So vertraute er das Wrack des BMW 2002 tii Alpina samt der neu erstandenen Blechteile einem Karosseriebauer an, der den 02 unter Verwendung einer Richtbank und eines Richtsatzes akribisch wieder aufbaute. Für Koberstein selbst blieb noch genug zu tun. So widmete er sich zum Beispiel dem Motor, den er zerlegte, prüfte, neu lagerte und abdichtete. Mit der Zeit verloren gegangene Teile wie Wasser- oder Ölpumpe ergänzte er. Auch der Elektrolüfter fehlte, hier behalf er sich mit einem Ersatzteil aus einem anderen Wagen.

Nicht mehr zu gebrauchen war die Vorderachse des BMW 2002 tii Alpina. Koberstein besorgte ein Gebrauchtteil und verstärkte nach dem Sandstrahlen den Motorträger im Bereich des Lenkgetriebes nach Alpina-Vorbild, weil es hier oft zu Schwingungsbrüchen kommt.

Der Alpina strahlt in "Verona"

Für die Revision der BMW 2002 tii Alpina-Hinterachse beschaffte er sich gebrauchte Schräglenker, wie sie in den 02-Typen vor dem ti Verwendung fanden. Da diese aus einem offenem Profil sind, rosten sie weniger und sind in einem besseren Zustand verfügbar. Koberstein behandelte die Teile mit dem Sandstrahler und schloss dann die Profile mit Hilfe eines eingeschweißten Blechs, um wieder die nötige Stabilität zu bekommen. Das Innere der lackierten Lenker füllte er dann mit Wachs, um Rostbildung zu verhindern.

Mittlerweile, die Restaurierung des BMW 2002 tii Alpina dauerte über vier Jahre, strahlte die gerichtete Karosse im ab Werk aufgetragenen Farbton Verona. "Rot mag ich eigentlich nicht, das sind für mich Feuerlöscher oder Werkzeugkisten", scherzt Koberstein. So entschied er sich für einen Kompromiss, indem er bestimmte Partien mattschwarz lackieren ließ, wie es bei Alpina-Rennsportwagen üblich war.

Viele minderwertige Ersatzteile auf dem Markt

Nun ging es an die Montage des BMW 2002 tii Alpina, die Koberstein ebenfalls selbst in die Hand nahm. Er könnte noch über vieles erzählen, was er bei dieser Restaurierung erlebt hat, so über die Problematik der Teileversorgung beziehungsweise die schlechte Qualität mancher auf dem Markt angebotener Teile. Doch dazu reicht der Platz hier nicht aus.

"Besonders schwierig war es, konkrete und brauchbare Informationen für die Restaurierung dieses Autos zu bekommen", stöhnt Koberstein. Als äußerst ergiebige Quelle hebt er Wolfgang Herz vom BMW 02 Club hervor. Aber nun ist es geschafft, Koberstein hat einen ganz besonderen BMW 2002 tii Alpina, das er eigentlich nie gesucht hat, aber nun nicht mehr hergeben will.

Restaurierungsdetails BMW 2002 tii Alpina

  • Kaufort: Schorndorf
  • Kauf im Jahr: 2003
  • Kaufzustand: Fahrzeug als Rallyeauto umgebaut, fast alle Alpina-spezifischen Teile demontiert und durch modernere ersetzt, Teile wurden aber größtenteils aufbewahrt, schlechter Zustand der Karosserie.
  • Vorgeschichte: Ausgeliefert durch einen Händler in Norddeutschland. Wer den Wagen bei Alpina umbauen ließ, ist nicht bekannt. Laut Alpina wurde der Motor 1973 präpariert. Später wurde mit dem Wagen Motorsport betrieben.
  • Restaurierungsumfang: Die Karosserie wurde mit zahlreichen Neuteilen unter Verwendung einer Richtbank komplett neu aufgebaut, nachträgliche Veränderungen an der Front, dem Heck, den Radläufen etc. wieder rückgängig gemacht und in Originalfarbe lackiert. Der Motor wurde geöffnet, geprüft, neu gelagert und mit neuem Dichtsatz wieder montiert, fehlende Teile konnten ergänzt werden. Das Fahrwerk wurde komplett überholt. Einzelne fehlende Alpina-Teile wie Frontspoiler oder Felgen konnten neu beschafft werden.
  • Restaurierungsdauer: 2003 bis 2008
  • Fachkundige Unterstützung und Ersatzteillieferanten: Blecharbeiten: Reißmüller Karosserie und Fahrzeugbau, 73037 Göppingen, Tel. +49 (0)7161 822656, Beratung: Wolfgang Herz, BMW 02 Club Deutschland, www.bmw-02-club.de
  • Kosten: nicht festgehalten
  • Marktwert: Mangels Verfügbarkeit nicht feststellbar