Bonhams-Auktion im Mercedes-Benz-Museum

Autos für 12 Mio. Euro versteigert

Bei der Premiere des englischen Auktionshauses in Stuttgart blieb das Angebot nur Fahrzeugen aus der 126-jährigen Firmengeschichte vorbehalten. Ein Mercedes-Benz 500K/540K Spezial Roadster aus dem Baujahr 1934 erzielte mit rund 3,1 Millionen Euro den höchsten Preis.

Mercedes-Benz Sale 2014 Foto: Bonhams 51 Bilder

Den über 3 Millionen teuren luxuriösen Zweisitzer lieferte Mercedes-Benz 1934 an den berühmten Berliner Prozessanwalt Dr. Alfons Sack aus. Zwei Jahre später rüstete das Werk den Kompressor-Sportwagen auf den größeren Motor des 540K um. Der imposante Sportwagen mit der Karosserie des werkseigenen Karosseriebaus in Sindelfingen wurde in den 70er Jahren von zwei schwedischen Sammlern aufgespürt.

Millionen für einen guten Zweck

Die Geschichte dieses Autos wurde von Jan Melin, ein ausgewiesener Spezialist für die Baureihe, gut dokumentiert. Der 500K war der 6. je gebaute und ist durch einige Besonderheiten wie zusätzliche Chromzierteile an den Kotflügeln leicht erkennbar. Der jetzt im Mercedes-Museum versteigerte Spezial-Roadster ist einer von insgesamt 354 gebauten 500K, darunter waren nur 58 Spezial-Roadster mit einem Sindelfingen-Aufbau. Der Erlös für den Luxussportwagen wird zwischen der schwedischen Krebsforschungsgesellschaft "Cancerfonden" und der ebenfalls schwedischen Alzheimer-Stiftung aufgeteilt.

Für das überraschendste Ergebnis sorgte das älteste Auto der Bonhams Auktion: ein Benz Ideal Vis-à-Vis mit Zweizylinder-Contra-Motor aus dem Baujahr 1901. Das von einem englischen Sammler stammende Auto aus der Pionierzeit erzielte mit 471.500 Euro das Vierfache des Estimates. Um das in Sammlerkreisen bekannte und recht gut dokumentierte Auto von 1901 entbrandte ein heftiges Bietergefecht, das erst bei knapp weniger als einer halben Million Euro endete.

DTM-Auto von Ex-Formel-1-Weltmeister

Für fast den gleichen Betrag verließ der DTM-Mercedes von Ex-Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen seine Heimat. Der Rennwagen, mit der Finne in der Saison 2005 startete und damals den DTM-Lauf in Spa-Francorchamps gewann, stammt aus der Werksrennabteilung und fand für 460.000 Euro einen neuen Besitzer. Mit dem AMG-Mercedes C-Klasse erkämpfte Häkkinen den fünften Platz in der Meisterschaft, die sein Teamkollege Gary Paffett gewann.

Ein Nutzfahrzeug sorgte für eine weitere Überraschung bei der Bonhams Auktion im Mercedes-Benz-Museum: ein Unimog 406 Doppelkabine von 1976 fand für 82.800 Euro einen neuen Besitzer. Dieser Preis war doppelt so hoch wie das vor der Auktion angesetzte Estimate. Zu den wenigen Autos, die nicht verkauft wurden, zählte auch der Mercedes-Benz 300 SL Coupé aus dem Jahr 1954, mit Stirling Moss und sein Beifahrer Denis Jenkinson für die Mille Miglia 1955 trainiert haben. Der silberne Flügeltürer mit der Chassisnummer 198.040-4500019 diente zuvor als Ausstellungsauto von Mercedes-Benz für den Pariser Automobilsalon und die London Motor Show sowie als Testwagen für die englische Fachzeitschrift "The Autocar". Trotz eines Höchstgebots von 1,85 Millionen Euro wurde er nicht verkauft.

Bestwert für unrestaurierten Flügeltürer

Dafür erzielte ein unrestauriert in sehr gutem Zustand erhaltener Flügeltürer mit der Chassisnummer 198.040-5500852 von einem holländischen Sammler mit 1,38 Millionen Euro einen Toppreis. Das Ergebnis für den 1955 nach Spanien ausgelieferten 300 SL unterstreicht, dass die höchsten Preise für die legendären Sportwagen für unrestaurierte Exemplare gezahlt werden. Das jetzt im Mercedes-Benz-Museum versteigerte Auto beschreibt Bonhams im Auktionskatalog als den "möglicherweise einzig überlebenden 300 SL, die nie lackiert wurde und, der sein Interieur bewahrt hat."

Die nur den Autos aus der Tradition von Mercedes-Benz vorbehaltene Auktion ist erfolgreich gestartet. Es war die Premiere im 2006 eröffneten neuen Museum. Michael Bock, der Leiter von Mercedes-Benz-Classic, war zufrieden: "Die Auktion war ein großer Erfolg und wir arbeiten mit Bonhams zusammen, um in Zukunft sicherzustellen, dass eine noch bessere Qualität geboten werden kann." Bock fügt noch an: "Unsere Partnerschaft kann bestimmt wachsen."

In der gut besuchten Bonhams-Veranstaltung konnte Auktionator Malcolm Barber bei 35 von 47 Angeboten den Zuschlag erteilen. Das ergibt eine gute Verkaufsquote von rund 75 Prozent.