Citroën DS, Citroën CX im Fahrbericht

Die Göttin und ihr Erbe

Mit der DS schuf Citroën eine Limousine mit Kultstatus, ein als Göttin verehrtes Automobil. Kann der CX da folgen? Wir sind beide noch einmal gefahren.

Citroën DS, Seitenansicht Foto: Archiv 6 Bilder

Wie VW in Deutschland leitete Citroën in Frankreich 1974 den Wachwechsel ein: Die neue Limousine CX wurde vorgestellt. Doch schon im Namen steckt ein Pferdefuß: Diese zwei Buchstaben stehen in der französischen Sprache für den Luftwiderstandsbeiwert. Doch ausgerechnet in dieser Disziplin blieb der moderne Fünftürer hinter dem avantgardistischen Vorgänger zurück.

Citroën CX macht als Youngtimer eine gute Figur

Während die CX-Karosserie einen cw-Wert von 0,39 aufwies, kam die DS/ID-Generation auf nur 0,36. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass die Form des Citroën CX kaum etwas mit der DS zu tun hat. Lediglich die gegenüber der Vorderachse schmalere Spur hinten sowie das Fließheck erinnern an die Limousine, die 1955 und wegen des Wortspiels mit dem Modellkürzel später „Die Göttin“ getauft wurde. Die Vorstellung der viertürigen Berline auf dem Pariser Autosalon am 5. Oktober 1955 war eine Sensation: Mit der Ablösung der bis dahin gebauten Vorkriegskonstruktion durch die glatt modellierte Karosserie von Designer Flaminio Bertoni sowie die vielen technischen Finessen, zum Beispiel die innovative hydropneumatische Federung oder die Zweikreisbremsanlage mit innenliegenden Scheibenbremsen vorn, gelang ein Sprung mitten in die automobile Moderne. 1967 folgten die Doppelscheinwerfer, bei denen das Fernlicht durch die Verbindung mit der Lenkung dem Straßenverlauf folgte.

Diese Meriten lagen wie die Taten eines Geschäftsmannes aus der Wirtschaftswunderzeit auf dem Tisch, als der Sohn mit Namen Citroën CX die Nachfolge antreten sollte. DS-Formengeber Bertoni, ein aus Italien stammenden Bildhauer, Architekt und Designer, war 1964 bereits im Alter von 61 Jahren verstorben. Daher übernahm Jean Giret unter der Leitung von Designchef Robert Opron die undankbare Aufgabe, den Nachfolger für ein als Göttin verehrtes Auto zu kreieren. Die äußere Karosserieform wie auch das Interieur, die bei der DS/ID-Familie einen wesentlichen Teil der Faszination ausmachen, wirken beim CX wie ein mit Wasser verdünnter guter Bordeaux-Wein.

Aber als Youngtimer macht der Citroën CX durchaus eine gute Figur: Ab etwa 5.300 Euro für ein gepflegtes Exemplar gibt es eine geräumige Limousine oder auch den Platzluxus eines Kombis. Bei vielen Fans von Autos der 70er-Jahre stehen die frühen Modelle der bodenständigeren Limousine sogar höher im Kurs als späte DS. Aber das kleine Angebot an gepflegten CX bremst die Karriere.