Extrem-Gölfe aus 30 Jahren

Golf mit bis zu 652 PS

Der Topseller aus Wolfsburg kann auch alles andere als Großserie sein. Wir haben die wildesten Gölfe aus 30 Jahren zusammengestellt. Vom Bimotor-Golf bis V12-Renner – und schwimmen kann er auch noch.

Foto: Schmied 68 Bilder

Der VW Golf war bereits in den 80ern ein Selbstläufer, dennoch dachte man bei VW an Marketingaktionen, die dem Golf noch mehr Aufmerksamkeit bescheren sollten. Man erdachte 1983 den See-Golf, eine schwimmfähige Version des VW Golf I Cabrio. Angeschraubte Schwimmer konnten hydraulisch betätigt werden. Der Serienmotor erstarkte bei Oettinger auf 150 PS und trieb zu Wasser über eine Kardanwelle eine Schiffsschraube im Heck an. Der See-Golf war damit bis zu 30 km/h schnell. Auf dem Landweg wird diese einfach entkoppelt. Einen trockenen Standplatz hat der See-Golf im VW Museum.

Golf G60 Limited – 16V und G-Lader

Eine unscheinbare Motorsportplakette am Heck und eine im Kühlergrill sowie ein blau gehaltener Kühlergrillrahmen kennzeichnen den wohl außergewöhnlichsten VW Golf der 80er Jahre – den VW Golf Limited. Eine viertürige Golf II-Karosse trifft auf den Allradantrieb des Synco und den noch nie dagewesenen Motormix GTI 16V mit G60 Lader. Fein aufeinander abgestimmt standen so bereits 1989 satte 210 PS und 252 Nm Drehmoment parat um den Limited in 7,4 Sekunden auf 100 km/h und bis zu 229 km/h zu beschleunigen. Im Mittel jagte der vollausgestattete Limited dann aber auch 14,6 Liter durch die Einspritzdüsen. Der VW Golf Limited entstand in einer Auflage von 70 Exemplaren und wurde zum Preis von 68.500 Mark an Freunde des Hauses verteilt. Bis heute haben allerdings nur wenige Exemplare überlebt, eines davon ist in Wolfsburg zu bewundern.

Golf Syncro Turbo – unauffällig schnell

Wer glaubt mit dem Limited hätte der Golf II schon seinen Leistungszenit erreicht, der täuscht sich. Bereits 1988 war ebenfalls bei VW Motorsport eine Turboversion des VW Golf 16 V Synco aufgelegt worden. Abgeleitet vom Pikes Peak-Renner sorgten 0,9 bar Ladedruck für 226 PS und 238 Nm Drehmoment. Der optisch völlig unauffällige Turbo-Golf spurtete in 5,8 Sekunden auf 100 km/h und war 233 km/h schnell. Der Testverbrauch lag seinerzeit bei 14,8 Liter, der Benzinpreis umgerechnet allerdings auch noch bei 50 Cent.

Bergrenner mit 652 PS

Pikes Peak öffnet ein weiteres Kapitel der VW Golf-Geschichte. 1987 griffen die Wolfsburger mit einem Bi-Motor-Golf ins Renngeschehen in Colorado ein. Der Twin-Golf basiert auf dem Golf GTI und ist mit zwei unabhängig von einander arbeitenden Motoren – ein Motor vorn, ein Motor hinten – ausgerüstet. Dieses Antriebskonzept erlaubte wahlweise Front-, Heck- oder Allradantrieb. Die beiden 16 V-Motoren wurden von Turboladern unter Druck gesetzt und leisteten so jeweils 326 PS. Insgesamt kam der auf nur 184 km/h übersetzte Pikes-Peak-Golf so auf 652 PS. Am Pikes Peak blieb er aber unter Jochi Kleint erfolglos, wurde vom Defektteufel eingebremst und dann als Projekt eingemottet. Auch der Bi-Moto-Golf steht in Wolfsburg im Museum.

A59 – beinahe in Serie

1993 hatte mit dem VW Golf III Rallye A59 ein weiterer besonderer Golf seinen Auftritt. Der Prototyp wurde von einem Zweiliter-Turbovierzylinder mit 275 PS befeuert, der den Allradler auf bis zu 270 km/h trieb. Ausgestellte Kotflügel, fette Schürzen und ein stark perforierter Vorderbau ließen die Motorsportambitionen klar erkennen. Gebaut wurde das Fahrzeug bei der Firma Schmidt in Cadolzburg bei Nürnberg, die auch schon für Audi Rallyefahrzeuge gefertigt haben. Der VW Golf A59 wurde unter Walter Röhrl intensiv getestet. Aus der Händlerschaft wurden Rufe nach einer Kleinserie laut. Über 2.500 Exemplare zum Stückpreis von 80.000 Mark wurde nachgedacht. Dann wurde das Projekt allerdings eingestellt. Insgesamt wurden zwei Prototypen  gebaut, einer steht noch heute im VW-Museum in Wolfsburg, der andere im Autohaus Schmidt in Cadolzburg. 

Zwölfzylinder für den Wörthersee

Die spektakulärste Golf-Variation konnte man aber wohl auf dem VW Golf GTI-Treffen 2007 am Wörthersee bewundern. Unter einem stark in die Breite gewachsenen und mit Be- und Entlüftungsöffnungen durchsetzten VW Golf V-Karosseriekleid pflanzten die Wolfsburger einen Sechsliter-W12-Motor. Weil der nicht unter die vordere Haube passt, wanderte er als Mittelmotor hinter die Passagiere. Mit seinen 650 PS und 750 Nm feuert er nur noch zwei Personen voran. Die aber mit Wucht. Die 100 km/h-Marke soll nach 3,7 Sekunden fallen, die Höchstgeschwindigkeit stellt sich bei 325 km/h ein. Das Monster vom Wörthersee ruht nun als Einzelstück im Museum in Wolfsburg.

Und glaubt man der Gerüchteküche, dann mehren sich die besonderen Gölfe mit dem Produktionsstart des Golf VII um zwei weitere Einzelstücke. Gemutmaßt wird von zwei Golf RS Exemplaren für Piëch und Winterkorn mit Allradantrieb und rund 375 PS. Die stehen dann vermutlich nicht im VW Museum.