Festival of Speed 2013

Goodwood feiert Geburtstag

Eine Institution wird ein 20 Jahre alt: Das Goodwood Festival of Speed feiert sich selbst mit einer Veranstaltung der Extraklasse und einem Weltrekord.

Goodwood 2013, Festival of Speed Foto: Matt Sills 22 Bilder

Die Soundkulisse ist unverwechselbar: Nur wenige Meter entfernt orgelt computergesteuert der Renault-Formel 1-Motor im Lotus die englische Nationalhymne, einige Schritte weiter liefern sich der Mercedes-Benz Zwölfzylinder und der Sechszehnzylinder von Auto Union beim Warmlaufen ein Klangduell und oben am Himmel ziehen fauchend die Red Arrows ihre Rauchspuren in den englischen Nationalfarben.

In Goodwood wird Geschichte geschrieben

Im Garten hinter dem alt ehrwürdigen Goodwood Haus wird in dem Lärm-Mix ein Stück Geschichte geschrieben: Der Fangio-Silberpfeil, ein Mercedes-Benz W196 von 1954, wird von Bonhams versteigert. Wie nach den Anfragen von besonders zahlungskräftigen Interessenten bereits abzusehen, erzielte der nicht angeblich derzeit nicht fahrbereite Silberpfeil eine neue Rekordsumme für ein Auto bei einer Auktion. Über 1000 Besucher wurden zu Augenzeugen dieses geschichtlichen Moments.

Dem Trubel entfliehen

Wer dem ganzen Trubel entfliehen will, gönnt sich nur wenige Schritte entfernt einen Blick auf die Luxusautos und Studien der Automobilgeschichte vom Beginn des vorigen Jahrhunderts bis in die Jetztzeit.

Diese lückenlose Chronologie von den ersten Lebensäußerungen des Automobils bis zum aktuellen Formel-1-Wagen und Le Mans-Sieger sowie dessen Herausforderer waren schon vor 20 Jahren das Ideal des ausgebildeten Fotografen und Motorsportenthusiasten Lord March. Kamen bei der Premiere 1993 zur Überraschung aller bereits 25 000 Besucher, so sind es heute gut sieben Mal so viele Zuschauer, die die schräge Mischung aus Bergrennen, Motorsportshow und Gartenparty gepaart mit einer Autoausstellung anzieht.

Das Goodwood-Festival ist eine Show

Starter, die aber am Goodwood Hill um die Bestzeit kämpfen, sind mehr und mehr die Seltenheit. „Das Festival ist eine Show“, betont Nick Mason, der mit dem einzigen originalgetreuen Nachbau des Grand-Prix-Wagens von Auto Union aus dem Jahr 1936 dabei ist, den Audi Tradition in Goodwood neben dem Audi Quattro von 1983 und dem 200 Quattro Trans-Am von 1988 einsetzt. „Die echten Racer fühlen sich beim Revival Meeting im September besser aufgehoben“, meint Mason. Aus seiner eigenen Sammlung steuert er den Ferrari 250 GTO von 1962 zum erlesenen Starterfeld bei.

Bekanntes gepaart mit Exoten

Während Ex-Pink-Floyd-Drummer Mason und sein GTO auch bei vielen Besuchern bekannt sind wie ein bunter Hund, überraschen beim Gang durch die Fahrerlager ganz seltene Preziosen wie ein Peugeot Type 5 aus der Wettfahrt von Paris nach Rouen 1894, die als erstes Autorennen der Geschichte gilt oder das Miller Aerodynamic Coupé mit dem Beinamen „Golden Submarine“ von 1917, das der US-Amerikaner Robert Boudeman nach Südengland gebracht hat. Honda setzt den Formel-1-Wagen von 1965 mit dem 1,5-Liter-V12 ein. „Der Klang ist Musik“, schwärmt Tarquini, der sein erstes Festival of Speed erlebt. „Eine solche Begeisterung für alle Formen des Motorsports kann es nur hier in England geben“, gerät Tarquini ins Schwärmen.

500 Top-Autos und -Motorräder stehen in Goodwood

Der italienische Honda-Werksfahrer ist einer von insgesamt 150 namhaften Fahrern aus der ganzen Welt, die rund 500 Autos und Motorräder bewegen. Unter den großen Namen sind der 15-fache Motorrad-Weltmeister Giacomo Agostini, der bei der Vorbeifahrt mit der MV Agusta an den Tribünen Szenenapplaus bekommt, die Formel-1-Weltmeister Jenson Button und Lewis Hamilton und sein Mercedes-Teamkollege, der dreifache Grand-Prix-Sieger Nico Rosberg. Doch der Star in Goodwood ist nach wie vor Sir Stirling Moss. Als der 83-jährige Engländer mit dem Mercedes-Benz 300 SLR aus dem Stuttgarter Werksmuseum die voll besetzten Tribünen passiert, applaudieren die Zuschauer so kräftig wie bei keinem anderen Fahrer.