Ford Taunus - Restaurierung

Der Ford zum Sonntag

Horst Ulrich aus Dortmund restaurierte mit Hilfe des bei ihm angestellten Kfz-Meisters Rudolf Seidel einen ganz besonders seltenen Ford: ein bei Deutsch gebautes Buckel-Taunus de Luxe Cabriolet.

Ford Taunus, Seitenansicht, Rudolf Seidel Foto: FACT 21 Bilder

Die Autos der Marke Ford spielten schon immer eine tragende Rolle im Leben von Horst Ulrich. Bereits Ende der 40er Jahre fand er eine Anstellung in einer Ford-Werkstatt in Dortmund. Nachdem er die Meisterprüfung als Kraftfahrzeugmechaniker absolviert hatte, stieg er 1961 in den Betrieb des Vaters ein - eine seit 1903 bestehende Schmiede, die er in Kürze zu einer modernen Kfz-Werkstatt ausbaute.

Seit Jahrzehnten der Marke Ford treu

Ein Großteil seiner Kunden waren natürlich Ford-Besitzer, und auch privat blieb Ulrich der Marke treu. Besonders der erste Taunus, im Volksmund Buckel-Taunus genannt, hatte es ihm angetan. Das von ihm Anfang der 50er Jahre gefahrene Exemplar blieb ihm in bester Erinnerung. Ende der Sechziger legte er sich wieder solch einen Taunus zu, den er allerdings erst fahrbereit machen musste. "Später habe ich das Auto dann komplett neu aufgebaut und im Originalton lackiert", erzählt der Ford-Fan.

Schon 1977 zählte er zu den Mitgliedern im Club der Alt-Ford-Freunde, wo ihm sein Fachwissen die Position des Typreferenten für die A-Modelle und den Buckel-Taunus einbrachte.
 
Ein lange gehegter Wunsch Ulrichs war ein Buckel-Taunus Cabriolet, das einst in geringer Stückzahl bei Deutsch in Köln gebaut wurde. Daher freute er sich sehr über den Anruf eines Ford-Clubfreundes im Jahr 1993: "Ich weiß, wo eins steht." Klar, dass sich der Dortmunder umgehend auf den Weg machte. Tatsächlich parkte bei einem Ford-Händler in Hessen in der Ecke eines Ausstellungsraums ein grünes Buckel-Taunus Cabriolet, das auf den ersten Blick nicht schlecht aussah.

Spontaner Kauf eines Blenders

Ursprünglich wollte er sich das Ford Taunus Cabriolet nur ansehen, aber dabei blieb es dann doch nicht. Er kam ins Gespräch mit der Leiterin des Betriebs, die sich sehr gerne von dem Taunus trennen wollte: "In diesem Auto habe ich geheiratet, aber mittlerweile bin ich geschieden und möchte keinerlei Andenken mehr an meinen Mann haben."

Der Frau konnte geholfen werden. Ulrich kaufte den Ford Taunus und holte ihn auf einem Hänger nach Hause. Er hatte mittlerweile schon etliche Ford restauriert und dabei viele Erfahrungen gesammelt. Dazu zählte auch die Erkenntnis, dass seine Gattin von seinen ausgedehnten Aktivitäten in der Garage nach Feierabend nicht übermäßig angetan war und ihn lieber des öfteren im Kreis der Familie gesehen hätte. Das ging ihm auf der Heimfahrt durch den Kopf, "und so fuhr ich immer langsamer, um das herannahende Donnerwetter hinauszuzögern", erinnert er sich.

Als dann der Hausfrieden wieder hergestellt war, zog es ihn jede freie Minute zu seiner Neuerwerbung. "Doch die entpuppte sich als Gauner in Frack", bedauert Ulrich. Denn das Ford Taunus Cabriolet erwies sich während der Demontage als Blender par excellence.

200 Mark in der Tür des Ford Taunus Cabriolets

So hatte man zum Beispiel die maroden Türen mit Hilfe von hineingestopftem Papier und kunstvoll verarbeiteter Spachtelmasse aufgehübscht. In der linken Tür des Ford Taunus Cabriolet war sogar ein Winkeleisen eingeschweißt worden, damit sie nicht zusammenbrach. Doch es gab auch eine positive Überraschung. Zwischen dem Papierknäuel fanden sich 200 Mark. "Damit habe ich dann die Restaurierung finanziert", scherzt der mittlerweile 81- Jährige.

Schritt für Schritt zerlegte er den Ford Taunus Cabriolet und achtete tunlichst darauf, kein intaktes Bauteil zu beschädigen. Denn das größte Problem bei der Restaurierung eines Buckel-Taunus besteht in der unglaublich schlechten Teileversorgung - weshalb schon manch geplante Wiederauferstehung eines solchen Wagens kläglich gescheitert ist.

Dieses Exemplar erwies sich zum Glück als komplett, dennoch war nicht alles wieder verwendbar. So verbarg sich zum Beispiel gut getarnt unter einem Aufkleber in der Frontscheibe des Ford Taunus Cabriolet ein Riss. Ersatz für die mittig leicht geknickte Scheibe ließ sich durch einen glücklichen Zufall in Finnland auftreiben.

Aufwendige Blecharbeiten

Doch zurück zu den Blecharbeiten, die sich als sehr aufwendig erwiesen. Dabei konnte Ulrich auf die tatkräftige Unterstützung seines bei ihm angestellten Kfz-Meisters Rudolf Seidel bauen. Viel Zeit floss zum Beispiel in die Reparatur der Türen des Ford Taunus Cabriolets, deren untere Hälfte komplett erneuert werden musste - also die Beplankung samt Türkasten. Nach Demontage der Kotflügel - die Deutsch übrigens durch Einsetzen eines Zwischenstücks verlängert hatte, um eine elegantere Form zu erzielen - wurde das komplette Heckteil vom Plattformrahmen getrennt. Unter dem Blech verbarg sich ein Gerüst aus Holz, das stellenweise verfault war und erneuert werden musste. Diese Arbeit wurde einer Tischlerei übertragen.

Damit diese die einzelnen Rahmenteile des Ford Taunus Cabriolets formgenau herstellen konnte, erhielt der Holzrahmen in Einbaulage ein stabilisierendes Stahlgerüst und war in dieser Form dann transportabel. Einige am Plattformrahmen angeschweißte Flacheisen dienten außerdem als Bezugspunkte bei der späteren Montage der Heckpartie.

Der Original-Motorspender kam aus Rumänien

Um die Technik seines Ford Taunus Cabriolets kümmerte sich Ulrich selbst. Schon beim Kauf hatte er gesehen, dass ein Motor aus einem Ford 12 M eingebaut war. Das konnte er natürlich nicht akzeptieren. Aber woher einen passenden Motor nehmen? Glücklicherweise bot ein Autohändler im Sauerland einen Buckel-Taunus zum Kauf an. "Das Auto lief einst in Rumänien und war eigentlich Schrott, aber der richtige Motor war noch drin", erinnert sich der Dortmunder.

Also kaufte er diesen Ford Taunus und baute den Vierzylinder aus. Dann zerlegte er das Triebwerk, ließ es bei einem Motoreninstandsetzer in Enschede in den Niederlanden neu lagern und vertraute diesem auch die Schleifarbeiten an. Alles andere wie die Montage und die Überholung der Peripherie übernahm er natürlich selbst. Anschließend zerlegte er die Hinterachse und das Getriebe des Ford Taunus und setzte neue Lager ein.

Natürlich musste auch das Ford Taunus-Fahrwerk komplett revidiert werden. Ulrich verwendete neue Blattfedern, ließ die Stoßdämpfer überholen und arbeitete die Bremsanlage auf. Viele, viele weitere Arbeiten folgten, bis dieses Kapitel abgeschlossen war.

Fälle für Spezialisten: Tanknachbau und ein neues Verdeck

Als nicht mehr verwendbar erwies sich der Kraftstoffbehälter des Buckel-Taunus. Beim Versuch, ihn zu reinigen, wurden hauchdünne Stellen und etliche Löcher sichtbar. Ulrich entschloss sich, Nägel mit Köpfen zu machen. Er brachte den Tank als Muster zu einem Spezialisten in Dortmund und ließ ihn neu anfertigen.

Bei der Instandsetzung der Elektrik seines Ford Taunus Cabriolets griffen ihm die Söhne Frank und Dirk unter die Arme, die sich in diesem Metier besonders gut auskennen. Der gesamte Kabelbaum des Ford Taunus Cabriolets wurde mit optisch zeitgenössischen Kabeln erneuert, alle Bauteile wie Scheibenwischermotor oder Heizungsgebläse zerlegt und überholt.

Blieb noch das Interieur des Ford Taunus Cabriolets, sprich, die verrotteten Sitze, Verkleidungen und das Verdeck. Beim Aufarbeiten dieser Teile half ein pensionierter Sattler, von dessen Können Ulrich heute noch schwärmt: "Irgendwann kam er mal vorbei, warf ein Stück Stoff über die Verdeckspriegel, machte einige Kreidestriche und verabschiedete sich wieder." Alle Anwesenden schüttelten ungläubig den Kopf und wussten nicht recht, was sie davon halten sollten.

Doch nach einigen Tagen brachte der Sattler ein fast schon passendes Verdeck mit, malte wieder hier und da Markierungen mit seiner Kreide, arbeitete ein wenig nach - dann konnte das Dach montiert werden. Es saß perfekt.

Fünfeinhalb Jahre Arbeit - und ein perfektes Ergebnis

Die Ford Taunus-Karosserie hatte Ulrich übrigens nicht im ursprünglichen Grün, sondern in Schwarz und Elfenbein lackieren lassen - so, wie er in den Fünfzigern ein Exemplar in Dortmund gesehen hatte.

Eine große Herausforderung wartete noch bei der Montage des Ford Taunus Cabriolets auf ihn: die Anfertigung neuer Zierleisten. Zuerst lötete er die alten und verstärkte sie so, dass sie nicht auseinanderfielen. An jede Leiste passte er dann ein U-Profil an, das nun als Form diente, in die er Messingstäbe einarbeitete.

Nach fünfeinhalb Jahren stand der schicke Ford Taunus endlich wieder auf den Rädern, ein wahres Meisterwerk. Doch schon liebäugelte Ulrich mit einem neuen Projekt - einem Buckel-Taunus Krankenwagen. "Ich habe nur den erhobenen Zeigefinger meiner Frau gesehen und den Plan fallen gelassen", lacht er. Dafür freute er sich über ihr Kompliment über das Cabriolet: "Das ist unser bisher schönster Wagen."

Restaurierungsdetails Ford Taunus Cabriolet

  • Kaufort/Jahr: 1993 in Hessen
  • Kaufzustand: Blender, aber komplett. Unter dem glänzenden Lack verbargen sich Spachtelreparaturen, Rost und marodes Holz. Innenausstattung und Verdeck verschlissen, ebenso das gesamte Fahrwerk. Motor stammte aus einem Ford 12 M
  • Vorgeschichte: Nichts bekannt, der Kraftfahrzeugbrief fehlte Restaurierungsumfang: Fahrzeug komplett zerlegt, Behebung der Rostschäden mit Hilfe selbst gefertigter Bleche, Holzteile in den Türen und im Heck erneuert, Zierleisten aus Messingstäben nachgefertigt, Tank nachgefertigt, Fahrwerk überholt, gesamte Elektrik unter Verwendung eines neu angefertigten Kabelbaums überholt. Passender, überholter Motor eingebaut, Sitzpolster und-Bezüge sowie Innenverkleidungen erneuert, ebenso das Dach, bis auf das Heckfenster alle Scheiben erneuert, Lenkrad und Scheibenwischergestänge instandgesetzt. Chromteile neu verchromt, Ganzlackierung, Weißwandreifen aufgezogen
  • Restaurierungsdauer: 1993 bis 1999
  • Fachkundige Unterstützung und Ersatzteillieferanten: Motoren Revisie Meijerink, Enschede, www.mrmbv.nl (Motor schleifen und lagern); Meuten, Dortmund, www.meutengmbh.de (Lack); Tischlerei Walking, 29600 Bomlitz; Kühlerbau Brenscheidt, Dortmund, www.brenscheidt.de (Tanknachbau)
  • Kosten: nicht erfasst
  • Wert: Marktwert nicht feststellbar, da zu selten