Maserati Biturbo in der Service-Station

Gut für Überraschungen

Wenn es nicht gerade ein Spider ist, bekommt man leicht einen Biturbo unter 10.000 Euro – sehr wenig für einen echten Maserati. Andererseits ist so manche Reparatur bei dem Italiener besonders teuer.

Maserati Biturbo Foto: FACT 8 Bilder

Wer sich erstmals mit der Maserati Biturbo-Baureihe befasst, ist über die Vielzahl der Typen und Motorisierungen überrascht, die zwischen 1982 und 1994 zu haben waren. Man braucht schon eine gewisse Zeit, um bei diesem Wirrwarr den Überblick zu bekommen.

Wartungskosten auf Höhe von Ferrari & Co.

Eines trifft jedoch auf alle zu: Sie sind von edlem Geblüt, und ein V-Sechszylinder mit zwei Turboladern bringt sie gehörig auf Trab, weshalb die Maserati Biturbo in Anbetracht ihres derzeit relativ niedrigen Preisniveaus für viele wie ein Schnäppchen erscheinen.

Doch Vorsicht. Selbst wer die frühen Modelle außer Acht lässt, die durch allerlei Schäden und miese Verarbeitungsqualität den Ruf der kleinen, temperamentvollen Maserati-Limousine arg ramponierten, sollte laut Harald Osing eines nicht vergessen: "Der Maserati Biturbo ist ein Exote, entsprechend können die Kosten für Wartung und Reparaturen Höhen erreichen, die denen eines Ferrari 328 würdig sind."

Osing, Werkstattleiter bei Gohm im Meilenwerk Böblingen, weiß, wovon er spricht. Schon in anderen Unternehmen sammelte er ausführliche Biturbo-Erfahrungen. Auch Vito Antolino, der in seiner Werkstatt in Bogel, einer kleinen Gemeinde in den Ausläufern des Taunus, vorwiegend an Biturbos schraubt, warnt: "Bei den Reparaturen kommt meist das große Erwachen." Um Geld zu sparen greift daher mancher Maserati Biturbo-Besitzer selbst zum Schraubenschlüssel, oder er sucht sich einen möglichst günstigen Mechaniker im Bekanntenkreis. Oft beginnt dann das große Improvisieren, "die Autos werden regelrecht kaputt geschraubt", sagt Antolino.

Viele verschiedene Motoren im Maserati Biturbo

Wer an seinem Maserati Biturbo Freude haben möchte, sollte deshalb zumindest bei manchen Arbeiten den Weg zum Fachmann nicht scheuen. In die Maserati Biturbo wurden für den italienischen Markt Motoren mit zwei Liter Hubraum installiert, für den Export kamen Versionen mit 2,5 und 2,8 Liter zum Einsatz. Anfangs wartete das Leichtmetall- Triebwerk mit zwei obenliegenden Nockenwellen und drei Ventilen pro Zylinder auf, später waren es vier Nockenwellen und vier Ventile.

Die Gemischaufbereitung erfolgte zunächst durch Weber-Vergaser, ab 1986 begann der Übergang auf eine Einspritzanlage. Einleuchtend, dass bei dieser Typenvielfalt an dieser Stelle nicht auf jede Version des Maserati Biturbo eingegangen werden kann, doch vieles gilt für alle oder mehrere Modelle.

Schon der Wechsel der drei Keilriemen (bei Versionen mit Servolenkung) kann für Laien zur Herausforderung werden. Das Spannen des Riemens für den Klimakompressor beziehungsweise des nach oben verlaufenden Riemens für die Servohilfe verlangt Fingerspitzengefühl, damit es beim Einschlagen des Lenkrads nicht quietscht.

Vierventiler mit  nochmals höheren Kosten

Ein Zündkerzenwechsel am Maserati Biturbo stellt im Prinzip kein Problem dar, doch ist er für einen Vierventiler etwa doppelt so teuer, wenn die Zündkerzensteckerverlängerungen benötigt werden. Überhaupt muss der Kunde beim Vierventiler mit höheren Kosten bei Arbeiten am Motor rechnen. "Das Einstellen der Ventile und der Steuerzeiten, wozu man sechs Messuhren benötigt, kann einen weniger geübten Mechaniker zwei Tage kosten", weiß Antolino.

Auch der Zahnriemenwechsel kann beim Vierventiler teuer werden, und zwar dann, wenn im Rahmen dieser Arbeit auch die hintere Kette zu erneuern ist, welche die beiden inneren Nockenwellen antreibt. Denn dazu muss man den Motor des Maserati Biturbo ausbauen. Ein Zahnriemenwechsel für den Dreiventiler ist mit etwa 400 Euro relativ günstig. "Etwa alle drei Jahre ist laut Werksvorgabe ein Check des Riemens, der Spanner und der Rollen nötig", erklärt Osing. Sind die Rollen noch okay, genügt ein Riemenwechsel. Die Wasserpumpe muss dabei nicht zwangsläufig mitgewechselt werden, weil sich die dazu nötigen Demontagearbeiten in Grenzen halten.

Kleiner Filter mit verheerender Wirkung

"Ärger gibt es nur, wenn die Schrauben der Wasserpumpe festkorrodiert sind und beim Lösen abreißen", weiß Arno Teschinsky vom Biturbo Center in Rust. Für manchen Motorschaden bei Maserati Biturbo hatten in der Vergangenheit die kleinen Sintermetallfilter gesorgt, die Maserati im Ölzufluss zu den Nockenwellengehäusen vorgesehen hatte. Besonders wenn die Ölwechselintervalle ausgedehnt wurden, setzte Schmutz die Filter zu, und die Nockenwellen liefen trocken. "Die Filter hat man früher deshalb einfach sicherheitshalber herausgenommen und weggelassen", sagt Osing. Bei Maserati Biturbo, die nie fachgerecht gewartet wurden, können sie aber noch platziert sein.

Ein anderes Problem des Maserati Biturbo heißt Zahnriemenspanner. Es gibt mechanische und hydraulische, "und von außen kann man einem Motor nicht ansehen, welche drin sind, da sie kreuz und quer durch alle Versionen verbaut wurden", warnt Osing. Tatsache ist, dass die hydraulischen Spanner von einem Tag auf den anderen den Druck verlieren, deshalb muss unter dem kleinen Spannbolzen eine Unterlegscheibe vorhanden sein, die verhindert, dass bei nachlassendem Druck die Spanrolle samt Element komplett zurückfahren und der Riemen abspringen kann.

Teure Stoßdämpferfür den Maserati Biturbo

Wer sich mit Ach und Krach für deutlich unter 10.000 Euro einen Maserati Biturbo leisten kann, der kommt natürlich bei manchen Reparaturen wie Kupplungswechsel oder einer Erneuerung der Auspuffanlage schon heftig ins Schleudern. Das kann aber auch bei Arbeiten am Fahrwerk passieren, zum Beispiel, wenn die Stoßdämpfer verschlissen sind. Für den Einbau von vier neuen Dämpfern bei einem Maserati Biturbo mit 15-Zoll-Rädern muss der Kunde unter Umständen 4.000 Euro auf den Tisch des Hauses legen, sofern Neuteile überhaupt verfügbar sind.

Die Ersatzteilversorgung für den Maserati Biturbo ist nicht rundum rosig, Engpässe gibt es etwa bei Blechteilen, Windschutzscheiben, hinteren Bremsscheiben, Turbos oder Stoßdämpfern. Hier ist Geduld bei der Suche nötig - wer ein Teil aufspürt, muss dann oft tief in die Tasche greifen.

"Das sind meist Tagespreise", sagt Arno Teschinsky, der sich mit viel Einsatz um die Teileversorgung für den Maserati Biturbo bemüht und stets Ausschau nach Alternativen hält. So kann er zum Beispiel für Lenkungen oder die Stoßdämpfer Überholungen bei Maserati anbieten, wodurch sich die Kosten für neue Dämpfer nahezu halbieren.

Bleibt noch zu ergänzen, dass Teile für die häufiger gebauten Zweiliter-Motoren leichter zu finden sind. All das mag zwar ernüchternd klingen, doch muss man sich deshalb den Kauf eines Maserati Biturbo nicht verkneifen. Interessenten sollten nur wissen, worauf sie sich einlassen. Wegen der geringeren Wartungskosten wählt man am besten einen Dreiventiler, und wegen der höheren Standfestigkeit eine Version mit Einspritzung und Ladeluftkühlung.

Service-Tipp Maserati Biturbo

Da die meisten Maserati Biturbo heute als Spaßauto gefahren werden, kommen im Jahr nicht mehr so viele Kilometer zusammen. Trotzdem sollte man einmal pro Jahr einen Ölwechsel und eine Durchsicht in der Werkstatt einplanen.

Die Biturbo-Gemeinde ist recht rege und unterstützt sich gegenseitig mit wertvollen Tipps. Allen voran der Maserati Biturbo Club Deutschland, www.biturboclub.de. Weitere informative Seiten im Internet sind auch www.maserati-alfieri.co.uk und www.maserati-biturbo.ch. Noch ein Tipp: Der Urheber vieler Elektrikprobleme beim Maserati Biturbo ist der Sicherungskasten.