MG PA Restaurierung

Vom Teile-Puzzle zum Vorkriegswagen

Am Anfang des MG PA-Projektes stand ein etwa ein Meter hoher Hügel, bestehend aus Autoersatzteilen, die sich nach gründlicher Überarbeitung angeblich wieder zu einem MG PA zusammensetzen ließen. Doch ganz so einfach war es dann doch nicht, bis das Gefährt in Connaugth Green wieder auf den Rädern stand.

MG PA, Ausfahrt, Seitenansicht Foto: FACT 31 Bilder

Manfred Hürland ist ein stattlicher Mann. Wenn der Marketing- und Kommunikationsleiter der Volksbank Dorsten vor einem steht, glaubt man nicht, dass er sich in seiner Freizeit in einen winzigen komfortlosen MG TC aus der Vorkriegsära quetscht, und damit auf eine 3.800 Kilometer lange Tour durch Skandinavien geht. Doch er sieht das als Erholung. "Neben den Elchen waren wir dort das am meisten fotografierte Motiv", lacht er.

Die Leidenschaft für britische Roadster begann mit einem MG B

Gemeinsam mit vier weiteren MG Teams war er unterwegs - alles Leute, die auf der gleichen Wellenlänge liegen wie er selbst, weshalb er sich in der MG-Szene besonders gut aufgehoben fühlt. Klar, es gab auch mal den einen oder anderen Ausrutscher, etwa einen Porsche 356 oder einen Volvo P 1800 ES, doch letztendlich landete er wieder bei den Briten, denn da kann er auf eine gewisse Tradition verweisen.

Schließlich traute er sich schon 1981 einen MG B zu kaufen, obwohl das in seinem damaligen Bekanntenkreis keiner nachvollziehen konnte. 1984 folgte ein MG A, gekauft von einem Studenten, "und mit diesem Auto stieg ich in die Oldtimer-Szene ein", sagt der 56-Jährige.

1988 wuchs der Fuhrpark um einen Austin-Healey, der Anlass zu intensivem Schrauben lieferte: "Ein US-Import, ziemlich verspachtelt, und nicht nur deshalb war ich mit dem Zustand des Autos unzufrieden."

Nach MG TC sollte der MG PA die logische Steigerung sein

Weitere Erfahrung im Restaurieren sammelte Hürland mit einem vier Jahre später erworbenen MG TC, den er komplett zerlegte und auch wieder zusammen bekam. Wegen Hauskauf musste er sich bald davon trennen, doch der nächste TC ließ nicht lange auf sich warten: Diesmal kaufte sich der Briten-Fan mutig ein zerlegtes Exemplar. "Wenn man schon mal so ein Auto restauriert hat, ist das Risiko beim Kauf überschaubar, denn man weiß ungefähr, worauf man achten muss."

Trotzdem zuckte er doch zusammen, als er im Jahr 2004 das Foto eines Teilebergs zugeschickt bekam, der eigentlich ein MG PA sein sollte. Die MG-Königswellenmotoren hatten ihm schon immer imponiert, aus diesem Grund träumte er vom Kauf eines MG PA, den er ein wenig für Motorsporteinsätze präparieren wollte. Auf gut Glück startete er deshalb im Internet eine Suchanzeige und erhielt tatsächlich ein Angebot - begleitet von erwähntem Foto.

"Gut, man könnte natürlich einen fahrbereiten, aber teureren MG PA kaufen. Doch auch in den würde sicher viel Geld fließen, bis er perfekt ist", rechtfertigt Hürland den Kauf. Allerdings befand sich der Teileberg in der englischen Ortschaft Exeter in der Grafschaft Devon. Doch ein Besuch des Teilemarkts in Beaulieu bot eine willkommene Gelegenheit, dieses Sammelsurium in Augenschein zu nehmen. Obwohl einiges fehlte wie etwa der Zylinderkopf, ließ sich der MG-Liebhaber zur Freude des Verkäufers nicht abschrecken: "Wir sahen uns beide tief in die Augen und handelten einen angemessenen Preis aus."

Viele Freunde halfen bei der Restaurierung mit

In einer 24-Stunden-Non-Stop-Aktion holte er mit einem Freund die Sachen einige Zeit später ab. "Zuerst wollte ich versuchen, so viel wie möglich von der Originalsubstanz des MG PA zu erhalten", erzählt Hürland von seiner ursprünglichen Idee. Doch nach und nach zerschlug sich dieses Vorhaben - nicht zuletzt auch deshalb, weil die Teile nun mal 80 Jahre alt waren und so gelitten hatten, dass es bei manchen ein Risiko gewesen wäre, sie wieder zu verwenden.

Zunächst einmal entrostete er das demontierte Chassis mit dem Sandstrahler, grundierte und lackierte es. Letzteres führte er bewusst mit dem Pinsel durch, doch der erkennbare Pinselstrich brachte nicht das erhoffte Ambiente für eine Restaurierung mit Erhaltung der Patina im Fokus, "sondern sah einfach schlecht aus". Also schaffte er den Rahmen des MG PA doch zu einem Lackierer.

Bei der Restaurierung übernahm Hürland das Demontieren, Organisieren und Montieren. Für Spezialaufgaben suchte er sich die passenden MG PA-Experten oder freute sich über die Unterstützung durch viele fachkundige und hilfsbereite Freunde.

Ein Volumex-Kompressor erhöht die Leistung und den Fahrspaß

Den Motor des MG PA gab er zum Beispiel zur Firma Schrick Historic in Radevormwald, zusammen mit einem Zylinderkopf, den er von einem Clubfreund kaufen konnte. Es stellte sich heraus, dass der Motorblock in der Vergangenheit schon mehrfach geschweißt worden war, und nach einiger Überlegung machte sich Hürland auf den Weg auf die Insel, um einen neuen Block zu besorgen.

Um etwas mehr Leistung zu bekommen, recherchierte er parallel nach einem Kompressor, ein übrigens durchaus zeitgenössischer Umbau. Über Ebay stieß er auf ein Exemplar, das die Volumex-Modelle des Lancia Beta und Pininfarina-Spider beflügelt. Er kaufte den Kompressor, ließ ihn überholen, und kam letztlich um die Ehre herum, den überholten Motor selbst einbauen zu dürfen. Denn weil Schrick Historic Motor und Kompressor des MG PA aufeinander abstimmen wollte, brachte Hürland das komplette Chassis nach Radevormwald, wo beide Komponenten direkt eingebaut wurden.

Nicht ganz original, aber stimmig

Für die Karosseriearbeiten des MG PA wurde ihm Steven Gilbert in Weybridge empfohlen, dessen Dienste er trotz der erforderlichen langen Wartezeit in Anspruch nahm, und mit dessen akkurater Arbeit er restlos zufrieden war. Um dem Wagen zu einem sportlicheren Erscheinungsbild zu verhelfen, ließ Hürland den MG PA auf Cycle Wings umrüsten, und für eine stimmige Optik folgten etliche weitere Detailarbeiten wie etwa das Kürzen der Scheinwerferhalterungen. Natürlich wurde auch Wert auf einen perfekten Auftritt gelegt, bis hin zur sorgfältigen Verlegung der Elektrokabel.

Auf ein klein wenig Patina wollte Hürland dann bei seinem MG PA doch nicht verzichten, so bei den Scheinwerfern oder bei den Türgriffen, die nicht neu verchromt wurden.

Die ganze MG PA-Restaurierung verlief perfekt, bis auf jenen Tag, als Hürland in Begleitung eines Freundes zur ersten Probefahrt starten wollte. "Als ich rückwärts aus der Garage fahren wollte, fuhr das Auto plötzlich vorwärts, und im ersten Gang ging es rückwärts", erinnert er sich an die Schrecksekunde.

Lag es an einem Fehler bei der Getriebeüberholung? Drehte der Motor des MG PA richtig herum? Die absurdesten Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Doch letztlich stellte sich ein um 180 Grad verdreht eingebautes Differenzial als Ursache heraus.

Mittlerweile fährt der MG PA dahin, wo er soll. Und das ist gut so, schließlich will Hürland damit bei historischen Motorsportveranstaltungen starten. Kaum zu glauben, was dieser Mann so alles treibt.