Pebble Beach Concours d`Elegance 2014

Show der Superlative mit Arnie und Jay Leno

Einen legendären Ruf weiter auszubauen, ist keine leichte Angelegenheit. Den Organisatoren des diesjährigen Concours d Èlegance in Pebble Beach ist dieses Kunststück gelungen. Der Wert der Oldtimer auf dem 18. Loch des weltberühmtesten Golfclubs dürfte um eine Milliarde Euro betragen haben.

 Pebble Beach Concours d'Elegance 2014 Foto: Bugatti 52 Bilder

Zunächst einmal war Ebbe. Zumindest im Pazifik. Wer sich am Sonntag früh auf den Weg zum Concours machte, der sah wenig Wasser, dafür viele niedrig hängende Wolken. Ebbe in den Kassen der Oldtimer-Enthusiasten? Fehlanzeige.

"Kein überhitzter Oldtimer-Markt"

Der Markt brummt unverdrossen, die Preise winden sich in schwindelerregende Höhen. Ein Lamborghini Countach, vor zehn Jahren noch rund 80.000 Euro wert, schaffte es auf einer der Auktionen rund um Pebble Beach auf einen Wert von 1,7 Millionen US-Dollar - und ein Ende der Wertsteigerung ist nicht in Sicht: "Wir gehen nicht von einer Blase im Oldtimer-Geschäft aus", erzählt Michael Bock, Chef von Mercedes-Benz Classic und Mitglied der ehrwürdigen Jury in Pebble Beach. "Im Gegensatz zum letzten Oldtimer-Hype Ende der 80er, Anfang der 90er Jahren kaufen sich die Leute die Autos nicht mit geliehenem Geld. Sie wollen vielmehr vorhandenes Geld sinnvoll anlegen."

Für Bock geht deshalb auch der Preis für den Ferrari 250 GTO (38 Millionen Dollar inklusive Steuern und Gebühren, Anm. der Redaktion) in Ordnung, den viele als zu niedrig interpretiert haben: "Das zeigt, dass der Markt nicht überhitzt ist, sondern die Wertentwicklung gesund und solide ist."

Jochen Mass steht auf Testa Rossa

Wer früh aufsteht, hat die Möglichkeit, die fast 250 Autos in Ruhe zu betrachten, bevor der große Ansturm in Pebble Beach losgeht. Rennfahrer-Legende Jochen Mass, ebenfalls in der Jury, zeigt sich tief beeindruckt von den über 30 zur Wahl stehenden Ferrari - und dabei besonders vom unrestaurierten 250 Testa Rossa Scaglietti Spyder von 1957: "Das Auto hatte nie einen Unfall, obwohl es sehr erfolgreich an vielen Rennen teilgenommen hat." Nürburgring, Targa Florio, Le Mans - der rote Renner war überall dabei, und ist in dieser Zeit sogar vom legendären auto motor und sport-Fotografen Julius Weitmann abgelichtet worden, wie die Dokumentation des aktuellen Besitzers Tom Hartley Jnr. beweist.

"Das ist schon ganz was anderes als die vielen Ferraris, die nur als Schaustücke in den Garagen ihrer Besitzer gestanden haben", urteilt Mass, bevor es zum nächsten Ausstellungsstück geht. Von einem "positiven Schock" berichtet auch Julius Kruta als Leiter Tradition Bugatti und ebenfalls Jury-Mitglied, als all die Autos vor ihm stehen, die er vorher im Prospekt gesehen hat. "Man denkt sich, da kann doch nicht noch mehr kommen, und dann geht doch noch was. Die Auswahl der Autos ist einsame Spitze."

Arnold Schwarzenegger schaut vorbei

Dabei sind es nicht nur die Millionen teuren Pretiosen, welche die Menschen anlocken, sondern auch stillere Stars wie die vielen Tatra, die in einer Sondergruppe zusammengefasst waren. Frank Kolinek aus Toronto, der in der ehemaligen Tchecheslowakei geboren worden ist, hat sich irgendwann auf die Suche nach der eigenen Geschichte gemacht - und vom Chef des Tatra-Clubs in der Slowakei einen Tatra T 603 von 1969 gekauft. Er präsentiert das Auto in einer zeitgenössischen Uniform - und muss hier nur einen Kompromiss eingehen: "Meine Frau hasst das Auto."

Bugatti-Chef Wolfgang Dürheimer, erstmals in der Jury dabei, war dagegen von den zwei Hispano-Suiza als Darrin Coupé und Coupé Chauffeur von 1934 besonders beeindruckt: "Die Autos standen sich gegenüber, der Zwölfzylinder war damals für den Mann, der Sechszylinder für seine Frau." Traurige Ironie der Geschichte: Der Zwölfzylinder wurde von seinem Besitzer beim Kartenspiel verkloppt. Pebble Beach ist eben auch ein Ort einmaliger Geschichten, weshalb es sich selbst der kalifornische Ex-Gouverneuer Arnold Schwarzenegger nicht nehmen ließ, persönlich vorbeizuschauen.

Ferrari von Ex-Microsoft-Präsident gewinnt den Pebble Beach Concours d'Elegance

Gewonnen hat den Concours nach FIVA A-Statuten ein Ferrari 375 MM aus dem Jahre 1954. Damit hat sich erstmals seit 1964 wieder ein Nachkriegsauto den Titel in Pebble Beach geholt.

Das besondere an dem silbernen Sportwagen - neben seinem makellosen Zustand natürlich: Erstbesitzer war der italienische Regisseur Roberto Rosselini, der - und jetzt mal gut aufgepasst, den Wagen von einem Cabriolet in ein Coupé umbauen ließ. So wird es zumindest im Katalog des Concours beschrieben. Der derzeitige Besitzer Jon Shirley aus Medina, Washington/USA bekam den Pokal von Talkmaster-Legende und Automobil-Fanatiker Jay Leno überreicht.

Shirley war zwischen 1983 und 1990 Präsident von Microsoft und stand danach bis 2008 in Diensten des Software-Giganten. Der Ferrari-Sammler suchte lange nach diesem Fahrzeug und ließ es nach dem Kauf vollständig restaurieren. Das war eine große Aufgabe, denn der Wagen war in seine Einzelteile demontiert. "Das Design ist einfach einzigartig", begeistert sich der Eigner,"ich liebe es, diesen Wagen zu fahren. Es ist ein sehr kraftvolles Auto - und zudem ist alles unter dem Blech original."