Peugeot 204 Cabriolet Restaurierung

Der Löwe knurrt wieder

Was schenkt man seiner Frau, wenn sie im Sternzeichen des Löwen geboren ist? Ganz klar, einen Peugeot. Martin Hiller aus Heilbronn wählte als Präsent ein 204 Cabrio aus – aber eines, das es noch zu restaurieren galt.

Peugeot 204 Cabriolet, Prospekt, Werbung Foto: FACT 25 Bilder

Manches aus der Vergangenheit bleibt so lebendig, als hätte man es erst vor wenigen Stunden erlebt. Als Martin Hiller im Jahr 2001 bei einem Bekannten ein Peugeot 204 Cabrio sah, fuhr plötzlich wieder eine elegante Dame am Steuer eines solchen Wagens durch seine Erinnerung. Ein Bild, das sich ihm seit Ende der 70er Jahre im Gedächtnis eingebrannt hatte, weil ihn damals die wie aus einem Werbefilm stammende, absolut stimmig Szenerie so begeisterte.

„In einer Art emotionalem Überschwang erwarb ich deshalb diesen Peugeot“, erzählt Hiller. Sein Plan: Er wollte das Auto seiner Frau zum Geburtstag schenken, was er dann auch tat. Allerdings sollten noch zehn Jahre ins Land ziehen, bis seine Gattin Ingrid die Cabrio-Freuden in vollen Zügen genießen konnte. Denn im Nachhinein stellte sich heraus, dass die bereits mehrfach lackierte Karosse des 204 schon viel mitgemacht hatte und eine umfassende Restaurierung benötigte.

Marode Karosserie

Ein nicht übermässig sorgfältig reparierter Heckschaden, etliches an Spachtelmasse und diverse eingeschweißte Bleche bremsten seine Lust, das Auto zu restaurieren, obwohl er schon einige Oldies wieder zum Leben erweckt hatte. „Ich verfiel dann der Idee, mir eine komplette neue Karosserie aufbauen zu lassen“, sagt er. Aber als Neuling in der Peugeot-Szene musste er erst noch lernen, wie rar und teuer Blechteile für das 204 Cabrio sind. Doch nicht nur das, die Ersatzteilsituation für den französischen Wagen ist wegen fehlender Nachfertigungen durch den Hersteller in fast allen Bereichen schlecht. „Speziell Gummiteile sind ein großes Problem“, lautet eine der Erfahrungen, die der Heilbronner während der Restaurierung machen musste. Und dass ein Mitarbeiter des Ersatzteillagers beim örtlichen Peugeot-Händler nichts mit dem Typ 204 anfangen konnte, fand er auch nicht sonderlich witzig.

Zwangsläufig arbeitete er sich mit Hilfe von Fachliteratur, Werkstatthandbüchern und Teilekatalogen tief in die Materie des Peugeot 204 ein. Ferner durchforstete er die Fachzeitschriften und das Internet nach Teileangeboten oder Schlachtfahrzeugen für die Restaurierung. So kaufte er mindestens fünf weitere, meist unvollständige Peugeot, und bei den wenigen auf diese Marke spezialisierten Händlern erstand er jede Menge Neuteile. Diese Suche führte ihn in alle Ecken Deutschlands, „und dabei lernte ich sehr viele nette Menschen kennen“, freut sich der 53-Jährige. Angesichts der hohen Preise für Blechteile und nach Rücksprache mit einem Peugeot-Spezialisten strich er irgendwann aus Kostengründen die Absicht, eine Karosserie neu aufbauen zu lassen.

Ein teilrestaurierter Glücksfall

Mittlerweile waren fünf Jahre seit dem Kauf des ersten Peugeot 204 Cabrios vergangen, und seine Freude war groß, als er durch Zufall auf ein Inserat stieß, in dem ein teilrestaurierter 204 angeboten wurde. Der Augenoptikermeister machte sich auf den Weg zur angegebenen Adresse in Bayern und fand dort genau das vor, was er suchte. Ein Fahrzeug aus Familienbesitz, das vor einigen Jahren lackiert und dann nicht mehr zusammengebaut worden war, mit einer sagenhaft guten Karosseriesubstanz. Ingrid Hiller hatte Hoffnung, doch noch zu ihrem Geburtstagsgeschenk zu kommen.

Obwohl die Lackierung des Peugeot 204 schon vor so langer Zeit erfolgt war, präsentierte sie sich noch in einem sehr guten Zustand, sprich, man konnte darauf aufbauen. Allerdings wurden damals weder der Motor noch die Achsen ausgebaut - das holte der begeisterte Schrauber nun nach. Er zerlegte den Wagen für die Restaurierung so weit, bis nur noch die nackte Karosserie übrig blieb, wobei er etliche Fotos machte, die ihm später die Montage erleichterten.

Durchdachter Aufbau des Peugeot 204

„Bei der Demontage war ich begeistert, wie gut durchdacht dieses Auto aufgebaut ist“, lobt Hiller den Peugeot 204. Den Unterboden der Karosserie und die Radhäuser befreite er von Lack und Unterbodenschutz, und trotz intensiver Suche fand er nur eine Stelle kurz vor dem hinteren Radhaus, die er schweißen musste. Dann lackierte er alles schwarz. Auf einen erneuten Auftrag von Unterbodenschutz verzichtete er.

Nach dem Ausbau des Motors wurde eine Stelle der Spritzwand sichtbar, aus der sich ableiten ließ, wie einst der Motorraum auslackiert worden war. Und genau so sollte es wieder werden. Also lackierte der Hobbyschrauber zunächst alles schwarz und nebelte das Ganze ein wenig mit roter Farbe ein. Für lange Haltbarkeit des Peugeot 204 sorgt eine intensive Hohlraumversiegelung der Karosserie.

Nach der Karosserie widmete er sich der Technik, dazu gehörten unter anderem eine Überholung der Bremsanlage und der vorderen Federbeine des 204. Dabei profitierte er von den zahlreichen Spezialwerkzeugen für den Peugeot, die er sich über die Jahre auf Teilemärkten wie zum Beispiel jenem in Lippsheim zusammengesucht hatte. Wo nötig, ersetzte er verschlissene Fahrwerkskomponenten durch Neuteile. Manches musste gereinigt, entrostet und lackiert werden, andere Teile wie etwa die Schraubenfedern, die Stabis oder die Bremsankerbleche ließ er zusätzlich mit Kunststoff beschichten.

Viel Detailarbeit bei der Restaurierung

In Sachen Antrieb entschloss er sich zu einer simplen, aber praktikablen Lösung. Weil er Wert auf eine Drehstromlichtmaschine legte, diese sich aber wegen der abweichenden Halterung nicht mit dem originalen Motor kombinieren ließ, übernahm er einfach die bestens funktionierende Antriebsquelle aus dem 2001 erstandenen Peugeot 204. Diese war nach umfangreichen Reinigungsarbeiten und einer großen Inspektion fit für den Einbau.

Bei der Montage half das mittlerweile große Teilelager. Oft waren, wie beim Interieur oder bei den Metall- und Kunststoffelementen der Seitenfenster-Hebemechanismen, die besten Komponenten aus verschiedenen Peugeot 204 zu kombinieren. So floss viel Zeit in Detailarbeiten. Dazu gehörte auch, überall die korrekten Verschraubungen zu benutzen. Peugeot hat nämlich spezielle Schrauben oder Fächerscheiben verwendet, die es im Werkzeughandel nicht zu kaufen gibt. Mit Hilfe von Teilekatalogen und detektivischem Spürsinn ließ sich auch diese Aufgabe lösen.

Der Sicherheit wegen wurde der 204 während der Restaurierung noch mit Automatikgurten ausgerüstet, dazu Sitze mit Kopfstützen aus dem 304. Alle nicht verwendeten Originalteile wie auch der Motor wanderten natürlich ins Lager.

Die elegante Dame fährt wieder

Endlich, nach zehn Jahren, erhielt Gattin Ingrid die Zündschlüssel für ihr Geschenk. Zwischendurch war sie immer zur Stelle gewesen, wenn bei den Arbeiten eine zweite Person benötigt wurde. „Ursprünglich war für Martin diese Geschenkidee sicher auch eine willkommene Gelegenheit, einen weiteren Oldtimer kaufen zu können“, lacht sie, „doch ich freue mich sehr, damit zu fahren, denn es ist ein tolles Auto“. Und Martin Hiller muss nun nicht mehr seine Erinnerung bemühen, wenn er eine elegante Dame in einem Peugeot 204 Cabriolet sehen möchte.