Techno Classica 2010 - Die Clubs

Loopings, Dracula und Anatomieunterricht

Vor allem in den Hallen 8.1, 6.1 und 7.1 der Techno Classica sind die kreativsten Oldtimerfans zu finden. Hier bauen die Clubs alljährlich ihre Stände auf. Schon Monate vorher beginnen die ersten Arbeiten, in den Tagen vor der Eröffnung werkeln hier die Oldie-Fans wie fleißige Ameisen.

Techno Classica 2010 - Clubs Foto: Kai Klauder 84 Bilder

Der Aufbau dauert oft mehrere Tage, die Planung dagegen viele Monate. Wie etwa bei den Trabi Frönden Niederrhein, wie Oliver Hempowitz und Thomas Herz berichten. Sie stehen vor einem der eindruckvollsten Clubstände, einem Holzlooping, in dem ein paar Simson Schwalbe-Roller aufgehängt sind.

Die Trabi Frönde Niederrhein holen zum dritten Mal in Folge den World Club Grand Prix, den Preis für den schönsten Clubstand der Techno Classica.

Trabi Frönde Niederrhein - Die Seriensieger 
 
Die Trabi Frönde vom Niedderrhein haben für die diesjährige Techno Classica ihren Stand unter dem Motto Dr Ibi Nievel entworfen. Die Anspielung auf den legendären Stuntman Evel Knievel ist offensichtlich. Gemeinsam mit einem Schreinermeister - "wegen der Statik" - wurden die Module für den fünf Meter hohen Holzlooping entworfen und gebaut. Beplankt wurde er mit alten Holzrolläden. "Jede Sprosse haben wir einzeln gebohrt und verschraubt - eine Heidenarbeit" - Thomas Herz ist zu recht stolz auf den Messestand. Der Aufwand hat sich immer gelohnt - in den beiden vergangenen Jahren holten sich die Trabi Frönde den Sieg bei der Clubstand-Prämierung. Und auch in diesem Jahr liegen sie wieder ganz vorne in der Gunst der Besucher und der Jury. 

Kein weiteres Standbild, sondern ein Erlebnis für kleine und große Kinder

"Wir wollen auch immer die Kinder miteinbeziehen und ihnen etwas bieten - mehr als nur die üblichen Standbilder einer Messe", sagt Thomas Herz, "vielleicht erinnern sich einige Techno Classica Besucher noch an den Sandmännchen-Stand oder den Trabi auf dem Gerüst. Das ist zwar immer eine Riesenarbeit, doch es macht uns einfach Spaß. Dieses Mal entschieden wir uns für Zweiräder. Viele Besucher beklagten sich, dass es so wenige Motorrad-Stände gibt." erklärt Herz die Entscheidung für die Simsons. Und Hempowitz pflichtet ihm bei: "Und außerdem war das mit den Mopeds leichter zu realisieren."

Warum gerade der Trabi? - Ein Jurist erklärt seine Leidenschaft

"Zu zweit haben wir von Karfreitag bis 15 Minuten vor der offiziellen Eröffnungs-Pressekonferenz den Stand aufgebaut. Nur bei der Deko hatten wir Hilfe von zwei Damen. Und schon vor einem Jahr ging es mit dem Entwurf und den Arbeiten los."

Hempowitz, ein Jurist aus Jülich, umreißt kurz die Begeisterung für den Trabi: "Wir hatten keine Verbindung in die DDR und auch keine Ostverwandtschaft. Ich war zum ersten Mal 1991 in Berlin und sah dort zum ersten Mal bewusst den Trabi. Eigentlich fand' ich ihn immer grausam. Doch irgendwann musste ich mal mit einem mitfahren. Eine Freundin hatte damals einen Trabi als Alltagsauto. Und was soll ich sagen, als ich drin saß, gefiel er mir so gut, dass ich mir 1998 einen Trabant P60 Kombi kaufte. Der Preis war hoch - 2.000 DM -, die Zuverlässigkeit auf der Heimfahrt katastrophal: Das Licht fiel aus, der Scheibenwischer streikte und die Tachowelle brach."

Nach dem ersten Schrecken restaurierte der Mann aus Jülich mit seinem Vater die kleine Rennpappe. Beide machten sich ohne besondere Vorkenntnisse an die Arbeit. "Mein Vater ist Elektrotechnik-Ingenieur, ich Jurist - wir mussten uns alles erarbeiten. Beim Lackieren half ein Golf II Kotflügel vom Schrottplatz und auch sonst haben wir viel im Try-and-Error-Prinzip erledigt. Die Komplettrestaurierung war 2003 beendet - seidem läuft der Trabi wieder. Mittlerweile wartet ein zweiter Trabi auf seine Restaurierung. "Das sind einfach erhaltenswerte Autos."

Dracula jagt Minimädchen - Der Triumph Stag-Club 
 
Zu jeder Stunde raucht und jault es am Stand des Triumph Stag Clubs. Die Freunde des viersitzigen V8-Roadsters haben aufwendig eine Filmszene nachgebaut. Und bei jedem Stundenschag der Uhr - oder auf Wunsch des Fotografen - erscheint John Alucard auf dem Clubstand mit einer ebenso hübschen wie ohnmächtigen Blondine auf den Armen.  
 
"Der Stand war schnell aufgebaut. An einem Tag waren wir fertig. Neun Clubmitglieder halfen mit", berichtet Frank Schlag vom Messealltag. Doch auch beim Stag-Club fingen die Vorbereitungen schon Monate vorher an. Ein Grafikdesigner hat den Stand nach dem filmischen Vorbild entworfen. "Unser Stag hat in drei Filmen ihren großen Auftritt. Der bekannteste ist natürlich James Bond 'Diamantenfieber'. Dann gibt es noch 'Wer Gewalt sät' - im Original Straw Dog - mit Dustin Hoffman - und eben 'Dracula jagt Minimädchen', in dem der Fürst der Finsternis als Playboy in London sein Unwesen treibt", zählt Lambert Korff die cinematographischen Highlights auf. Und wie es in der Zeit üblich war, ist der Dracula-Film von 1972 natürlich erotisch ordentlich aufgeladen.

Die Stag-Freunde feiern mit ihrem Messeauftritt gleich zwei Jubiläen in 2010: Der Triumph Stag wird in diesem Jahr 40 Jahre alt, der Club kommt auf 30 Lenze. Das Modell, das in Essen auf dem Stand das Filmauto gibt, ist in der seltenen Farbe safran-yellow lackiert und in hervorragendem Erhaltungszustand. "Entgegen einer weit verbreiteten Meinung, sind die Triumph Stag durchaus zuverlässige und gute Autos."
 
VW T2-Club - 90 Kisten passen da locker rein 
 
Hermann Hülder und Rüdiger Albry wissen genau Bescheid, wenn es um die Ladekapazität des Bulli geht. Die zwei Mitglieder des VW T2-Club stehen zwischen zwei Transportern in klassischer Lackierung von Gewerbetreibenden der 60er-Jahre. Der Boden des Standes wurde mit Kies bedeckt, die Deko-Artikel scheinen aus dem Fundus großer Fernsehsender zu stammen.
 
Sieben Helfer werkelten am Dienstag und Mittwoch-Vormittag. In diesem Jahr wollen die T2er vor allem auf das Museum in Hessisch-Oldendorf aufmerksam machen, das gerade entsteht und Exponate vom T1 bis T5 zeigen soll. Mit rund 600 Mitgliedern und mehr als 1.000 Fahrzeugen gehört der T2-Club zu den mitgliederstärksten. "Sogar aus Südamerika haben wir ein Mitglied", freut sich Hülger. Und der T2-Club ist einer wenigen, die sich nicht über mangelnden Nachwuchs beklagen: "Gerade die Jungen - so Anfang bis Mitte 20 stehen auf den kultigen T2", meint Rüdiger Albry, der zum Preisniveau folgende Auskunft gibt:  "Auch wenn die Preise in den letzten Jahren stark anziehen, ein fahrbereiter T2 ist für rund 5.000 Euro zu haben. Wer allerdings ein gutes bis sehr gutes Camping-Exemplar sucht, sollte mit etwa 20.000 bis 25.000 Euro rechnen."
 
Wer das Bullimuseum in Hessisch Oldendorf unterstützen möchte, kann einen oder mehr  Kubikmeter erwerben. "Der Kubikmeterpreis beträgt 15 Euro, ab fünf Kubikmetern bekommt der Spender einen von nur 300 Wiking-Sondermodellen des T1." Insgesamt hat das Museum ein Volumen von 14.188 Kubikmetern - wer helfen will, kann sich auf www.bullimuseum.eu informieren.

Mehr Infos zu den Clubs gibt es in unserer Fotoshow.