Techno Classica 2011

Die Clubszene in Essen

Auf der Techno Classica finden zeitgleich so viele Clubtreffen statt wie sonst nirgendwo - rund 230 Clubs sind 2011 nach Essen gekommen.

Techno Classica - Clubs Foto: Kai Klauder 48 Bilder

Wer die Techno Classica in Essen besucht und nach stundenlangem Füßeplattlaufen einen Kaffee, nette Leute und etwas Entspannung braucht, ist in der ersten Etage - in den Hallen 6.1, 7.1, 8.1 und 9.1 - genau richtig. Denn hier oben ist die Luft besser, weil weniger Gedränge, und der ganze Messerummel etwas gedämpfter. Und nur hier trifft man Leute, die sich auch für die Underdogs der Oldtimerszene interessieren.

Wartburg-Pritschenwagen

Dazu gehören auch Martin Völz und Jörg Siebert von dem 1. Deutschen Wartburg Fahrer Club, kurz EDWFC. Sie haben ihren Messestand in Halle 8.1 aufgebaut - ein Schild erklärt: "Hier baut die Feierabendbrigade 'Zitternde Maurerkelle' die 1000. Konsum-Verkaufsstelle". Auf der Baustelle stehen ein alter IFA-Pritschenwagen, Ilo-Roller und ein ganz besonderer Wartburg-Pritschenwagen.

Martin Völz ist 1. Vorsitzende und Besitzer dieses Wagens. "Der Pritschenwagen ist sowas wie der Melkus, nur nicht so spektakulär" grinst Völz. Und so ein Massenauto wie der Melkus war er auch nicht. Es gibt keine verlässlichen Zahlen, wie viele von diesem Auto entstanden sind, doch es sollen zwischen 20 und 50 gewesen sein. Den Wagen hat ein Kfz-Meister aus Bad Salzungen aufgebaut, die Pritsche ist tiefer gelegt und die Hinterachse ist an längsliegenden Trabi-Blattfedern aufgehängt. "Der wäre ein echter Bestseller geworden", ist Völz überzeugt, "doch die Zulassung war ein Problem. Erst 1989 bekam der Wartburg offiziell eine, vorher war er mit Papieren von verschrotteten Autos betrieben worden." Das Auto ist komplett original und trägt noch die Lackierung mit Bad Salzungen- und Thüringen-Wappen und dem Schriftzug, der an den Erbauer, Rolf Ihling, erinnert: 353W - RIS, die Typbezeichnung des Ausgangsfahrzeugs und die Abkürzung für Rolf Ihling Spezial.  Heute sollen weniger als eine Hand voll dieser Wartburg-Pritschen bekannt sein.

Fusseltuning - Kein Hochglanz, keine hohen Kosten

An dem Stand nur wenige Meter weiter entzünden sich die Geister der Oldtimerszene. Hier stehen zwei Autos, die wenig mit dem Original zu tun haben oder vorsätzlich ihrem Glanz beraubt wurden. Stephan Schramm und Marten Wichert vom Fusselforum polarisieren mit ihren Fahrzeugen.

Als Basis diente in beiden Fällen ein alter VW Polo. Stephan aus Hannover verpasste seinem Fox eine mächtig aufragende Motorhaube, eine Farbrollenlackierung in braun, raubte ihm seiner Stoßstange und baute zahlreiche Teile an, die er auf dem Schrottplatz fand. Heraus kam ein Unikat - und darum geht es den "Fusslern" auch, ein individuelles Auto. Das Fusselforum ist seit eineinhalb Jahren im Netz und hat bereits mehr als 250 registrierte Mitglieder mit Fahrzeugen aus den 1960ern bis in die 1990er, vom Opel Rekord bis zum 5er-BMW. 

Stephan Schramm nennt die einfachen Regeln des Fusseltunings: "Bei uns geht es nicht um Hochglanz und wir scheuen hohe Kosten. Dabei müssen die Fahrzeuge nicht auf Teufel-komm-raus etwas Auffälliges und Besonderes sein. Wir wollen einfach Autos zum Fahren im Alltag." Und sparen kann man beim Fuseltuning auch, wie Marten Wichert beweist. "Ich habe einfach alles Überflüssige rausgeschmissen und alles angeschliffen - ich schleife eigentlich immer alles an, innen und außen." Sein Polo hat so deutlich Gewicht verloren, "von 850 Kilo bin ich auf 719 Kilo gekommen - vollgetankt natürlich. Damit geht selbst der kleine 1,3-Liter gut ab und der Verbrauch geht runter."