Citroën CX 2400 ist Youngtimer des Monats

Der Avantgardist

Redakteur Alf Cremers stellt den grandiosen Citroën CX vor, der das ganze innovative Potenzial der Marke mit dem Doppelwinkel verkörperte.17 Jahre Bauzeit überstand er, ohne formal zu altern.Sein Nachfolger XM blieb nicht zeitlos, sondern nur modisch.

Citroën CX 2400, Seitenanicht Foto: Archiv 9 Bilder

Der letzte echte Citroën vor der Fusion mit Peugeot zum PSA-Konzern steht schon lange nicht mehr im Schatten der allmächtigen DS. Der CX ist zum etablierten Youngtimer aufgestiegen, hat seine eigene große Fangemeinde, wird von DS-Fanatikern längst nicht mehr als Winterauto verbraucht.

Verfeinerte Hydropneumatik

Zugegeben, der Citroën CX ist weniger revolutionär als die Göttin, er konnte es auch nicht sein, weil die Technologiesprünge im Automobilbau in den Siebzigern nicht mehr so krass ausfielen wie in den Fünfzigern. Die strömungsgünstige Karosserieform gab es schon in der DS, ebenso die Hydropneumatik. Sie ersetzt Stoßdämpfer und Stahlfedern durch vier mit Stickstoff gefüllte Federkugeln. Beim Einfedern des Rads wirkt das Gas über eine Membran auf die in den Kugeln eingeschlossene Hydraulikflüssigkeit.

Ein kompliziertes System von Druckleitungen und Regelventilen sorgt im Citroën CX wie eine Niveauregulierung für stets konstante Bodenfreiheit, unabhängig von der Beladung. Alles Errungenschaften, die der CX verfeinerte und die bei seinem Auftritt 1974 noch meilenweit von der kostenorientierten Starrachs-Normalität üblicher Automobilkonstruktionen entfernt waren.

Zeitlose Modernität

Dafür polarisiert der Citroën CX, treffend nach der französischen Formel für cW-Wert benannt und auf sanften Ausgleich bedacht, viel weniger als die in Details skurrile DS. Seine Karosserieform gefällt, ihr Luftwiderstandswert von 0,39 überzeugt, sie ist eine sortenreine Skulptur von Citroën-Chefdesigner Robert Opron, der auch schon den SM in zeitloser Modernität gezeichnet hat.

Wo bleibt denn beim Citroën CX der Fortschritt nach 19 Jahren DS-Revolution? Noch mehr Raum für die Passagiere dank querliegendem Fronttriebblock samt Getriebe und Differenzial. Der weiter optimierte DS-Vierzylinder mit seitlicher Nockenwelle und halbkugelförmigen Brennräumen rückt nun weit weg von der Spritzwand. Bei der Göttin ragte der Motor wegen des vorn liegenden Getriebes ja praktisch bis ins Instrumentenbrett. Scheibenbremsen gibt es beim CX jetzt auch an der Hinterachse, die Unfallsicherheit wurde deutlich verbessert.

Heftig ansprechende Hochdruckbremse

Ein aufwendiger leiterförmiger Hilfsrahmen trägt Antrieb, Lenkung, Achsen. Er ist mit der Karosserie über elastische Elemente verbunden. Unterstützt des schwebende Gefühl, das einem die Hydropneumatik vermittelt - und sorgt, ab Werk schlecht konserviert, leider auch für üppigen Rostbefall im Alter. Der Citroën CX fühlt sich direkter an und fährt sich offensiver, ja sportlicher als eine DS.

Die seltsam schlürfende, in ihrer Servowirkung geschwindigkeitsabhängige Diravi-Lenkung (Directioná Rappel Asservi) schluckt alle Frontantriebseinflüsse und macht den Wagen spielerisch dirigierbar. Auch die heftig ansprechende Hochdruckbremse blieb, aber mit einem konventionellen Pedal statt mit pilzförmigem DS-Bremsknopf. Der Citroën CX ist weit weniger radikal als die DS, in der Untersteuerneigung ebenso wie in der ausgeprägten Unhandlichkeit der Göttin.

Die CX-Modellvielfalt ist riesig, Break und Luxuslimousine Prestige mit 17 cm längerem Radstand. Es gibt einen Citroën CX GTi, erst ohne, dann mit Turbolader, diverse Diesel als Sauger und später aufgeladen, sowie zwei Facelifts, ein kleines von 1982 und eingroßes von 1985. Die späten CX sind zu mattschwarzdekoriert und zu kunststofflastig, sie verleugnen den reinen Opron. Und auch die archaischen OHV-Dieselmit viel Drehmoment und wenig Laufkultur passen nicht zum intellektuellen Gepräge.

Ein leiser, elastischer V6 wäre im Citroën CX schön gewesen - wir haben ihn schon damals in der DS vermisst. Er kam erst im XM. Aber vielleicht ist der XM bald der nächste letzte echte Citroën.

Citroën CX auf einen Blick

  • Vierzylinder-OHV-Motor quer
  • Hubraum: 2,4 Liter
  • Leistung: 115 PS
  • Frontantrieb
  • Hilfsrahmen
  • Hydropneumatik
  • Radstand: 2.845mm, Break/Prestige 3.095 mm.
  • Bauzeit: 1974 bis '89, Break bis '91.
  • Stückzahl: 1.170.645
  • Gute Exemplare ab 7.000 Euro
  • Alternativen: Audi 200, Rover 3500 SD1