Ford Mustang und Triumph TR6 im Fahrbericht

Briten-Klassiker mit 6-Appeal oder Ami-V8

Die Kernigen: Ford Mustang und Triumph TR6, das bedeutet klassische V8-Technik oder einen rustikalen Reihensechser unter der Haube. Großartig sind beide Konzepte, so viel ist klar. Doch welches ist für Sie das richtige? Eine Ausfahrt schafft Fakten.

Ford Mustang, Triumph TR6, Frontansicht Foto: Arturo Rivas 26 Bilder

Eigentlich müssen sie schon lange nichts mehr beweisen, weder der Ford Mustang noch der Triumph TR6. Zwei Mainstream-Klassiker aus der Abteilung "Everybody's Darling", denen offensichtlich ein bärenstarkes Selbstbewusstsein gemein ist, weil sie sonst wohl schon längst an ihren Klischees zerbrochen wären. Der offene Ford - nur ein Auto für den bodenständigen US-Fan, der Cowboystiefel trägt und während der Fahrt Musik von Elvis hört? Und müssen TR-Piloten wirklich immer auf den harten Mann machen, der sogar in seiner abgewetzten Barbour-Jacke schläft?

Nein, natürlich nicht. An diesem perfekten Vorfrühlingstag werfen wir den Schlüssel zur leidigen Klischee-Schublade endgültig über Bord - ab sofort dürfen der Ford Mustang und Triumph TR6 das sein, was sie im Grunde ihres Wesens sind: zwei offene Klassiker, die nach wie vor großen Fahrspaß bieten.

Ford Mustang kostet rund 33.000 Euro

Beim Ford Mustang wissen wir längst, dass er kein Zufallsergebnis ist, sondern ein perfekt kalkuliertes Produkt. Ein Auto, maßgeschneidert für den lustbetonten Lebensstil einer jungen Generation, die mit den verkitschten Fünfzigerjahre-Straßenkreuzern ihrer Eltern nichts mehr anfangen kann. Der neue Ford ist zwar kleiner, bietet dennoch vier Personen Platz und sieht mit seiner langen Haube und dem kurzen Heck so begehrenswert aus, dass die Leute Schlange stehen. 2.368 Dollar verlangt Ford 1964 für die Basisversion dieser neuen Design-Ikone, die zuerst als Coupé und Cabrio, später schließlich auch als Fastback angeboten wird - ein Schnäppchenpreis.

Für so wenig Geld gibt es natürlich keine raffinierte Sportwagentechnik, eher einen braven Kumpel. Das Basis-Chassis des Ford Mustang stammt vom Falcon, und die Motoren, die Getriebe und das Fahrwerk werden aus dem Konzernregal gefischt. Den meisten Besitzern ist das egal, solange ihnen weiterhin ein bestimmtes Lebensgefühl geboten wird. Und offensichtlich beherrscht ein Mustang diese Nummer noch nach 50 Jahren: Selbst ein paar Teenager drehen sich mit begehrlichen Blicken um, als sie das rote Cabrio von Wolfgang Reutter aus Stuttgart entdecken. Der erste Ford Mustang kostet heute im guten Zustand rund 33.000 Euro.

Lässigkeit des V8 überträgt sich auf den Fahrer

Der Schlüssel steckt, gleich darauf ertönt aus dem Motorraum des Ford Mustang dieses einmalige V8-Wummern, während die rechte Hand den Automatikwählhebel auf Position D schiebt. Mühelos nimmt der Ford Fahrt auf, bei etwa 2.500 Touren wechselt das Getriebe mit einem leichten Ruck in die zweite Fahrstufe, bei Tempo 60 in die dritte. Der brabbelnde Sound des 190 PS starken 4,7-Liter-V8 verändert sich kaum, wird nur etwas lauter.

Die Lässigkeit des Triebwerks – sie überträgt sich sofort auf den Fahrer, der auf bequemen Ledersesseln hockt, und für den die Hektik der Welt dort draußen ab sofort keine Rolle mehr spielt. Oder die Tatsache, dass schon die erste Biegung das Fahrwerk vor eine fast unlösbare Herausforderung stellt. Der Wagen schaukelt eher durch Kurven, als dass er ihnen auf dem vorgegebenen Kurs folgt, aber das haben wir einem Mustang ja eigentlich nie übel genommen.

Archaische Roadster-Technik im Triumph TR6 - ab 24.000 Euro

Hinüber zum Triumph TR6, in dem es viel enger zugeht als im Mustang. Und eben auch sportwagenmäßiger, wofür schon die Sitzposition sorgt. Knapp über dem Boden, das Lenkrad aufrecht stehend vor der Brust und jede Menge Seitenhalt. Links lehnt man an der Tür, während sich rechts das Knie am Getriebetunnel abstützt. Der innen nur 135 Zentimeter schmale TR passt entweder wie ein Maßanzug. Oder drückt wie ein zu enger Schuh.

Die sechs Smith-Rundinstrumente im glänzenden Holzarmaturenbrett des Triumph TR6 gehen als Zugeständnis an Wohnlichkeit und Ästhetik durch, vieles andere an diesem kantig geschnittenen Roadster wirkt da schon mal improvisiert. Oder ist gar nicht vorhanden. Für das Gesamtpaket eines Triumph TR6 im Zustand muss man mit rund 24.000 Euro rechnen.

Aus dem TR6 will man nicht mehr aussteigen

Eine Servolenkung zum Beispiel. Oder Komfort. Jede Unebenheit dringt ungefiltert ins Cockpit, und in Kurven macht der Triumph TR6 schon mal einen kleinen Satz zur Seite, sobald der Asphalt Wellen geschlagen hat. "Ganz oder gar nicht", schwärmt Besitzer Claus Peter Rosbach aus Baden-Baden und meint damit, dass man sich diesem 1969 vorgestellten Roadster mit Haut und Haaren hingeben muss, um damit Spaß zu haben – wohl auch Tribut an dessen archaische Kastenrahmen- Grundkonstruktion, die im Grunde aus den 30ern stammt.

Doch es fällt schwer, aus diesem Triumph TR6 wieder auszusteigen. Nicht wegen der geringen Sitzhöhe, sondern wegen seines Wesens. Pures, ungefiltertes Fahren, was auch an diesem archaischen 2,5-Liter-Reihensechser liegt. Ein tiefbauendes, gusseisernes Kraftwerk mit untenliegender Nockenwelle. Schlicht, anspruchslos und 106 PS stark. Eben ein klassischer und obendrein lüstern grollender Langhuber, dem man sofort anmerkt, dass er auf die schnelle Nummer steht. Und erst dann macht so ein TR richtig Spaß.

Nein, diese beiden müssen schon lange nichts mehr beweisen.