Jaguar E-Type und XJ-S im Fahrbericht

Der XJ-S gewinnt an Format

Für E-Type-Fans ist der komfortable XJ-S mit mondänem V12-Motor keine Alternative. Aber ist das Luxus-Coupé vielleicht eine passende Ergänzung?

Jaguar E-Type, Seitenansicht Foto: Achim Hartmann 6 Bilder

Mann, hat das gedauert. Exakt 38 Jahre. So lange gab es keinen Nachfolger für den von 1961 bis 1974 gebauten Jaguar E-Type. Seit 2012 setzt der F-Type endlich diese Tradition fort, was der damalige Nachfolger Jaguar XJ-S nicht leisten konnte. Der XJ-S kam als ein individuell gestyltes Luxus-Coupé mit mondänem V12-Motor und Automatikgetriebe, während der E-Type in seiner Sechszylinder-Urform einen kompromisslosen Hochleistungssportwagen darstellte. Entsprechend enttäuscht waren damals die E-Type-Fahrer, als der massige XJ-S mit dem Eispickel-Wählhebel seiner GM-Automatik bei den Händlern stand. Bei vielen Jaguar-Fans ist die Enttäuschung bis heute geblieben – und die Furcht vor der komplexen V12-Technik.

Jaguar XJ-S der Note 2 für maximal 15.000 Euro

Doch das ändert sich seit einiger Zeit: Der Jaguar XJ-S gibt als Sammlerauto spürbar Gas und zeigt immer mehr ein eigenständiges Profil. Allerdings ist er im Augenblick noch weit davon entfernt, in die Preisregionen des E-Type vorzustoßen. Während gepflegte S2-Coupés der Note 2 rund 50.000 Euro kosten, kommen entsprechende XJ-S-Coupés auf maximal 15.000 Euro. Das gilt sowohl für die seltenen Survivors der frühen Urversion von 1975 bis 1980 wie auch für die nachfolgenden H.-E.- Modelle mit Einspritzung und überarbeiteten Zylinderköpfen. Frank Wilke, Geschäftsführer des Marktbeobachters Classic Tax, meint dazu: „Im Gegensatz zum E-Type sind beim XJ-S die frühen Autos nicht die teuersten. Das Preisniveau von Zweier-Autos ist für alle Jahrgänge bis zum Facelift von 1991 ähnlich.“

Jaguar weitete das XJ-S-Portfolio kontinuierlich aus. Bereits 1983 gab es einen 228 PS starken Reihensechszylinder für das Coupé und den neu eingeführten XJ-SC mit herausnehmbaren Dachhälften. Das Vollcabrio folgte 1988, ebenso die Coupé-Sportversion XJR-S mit 330 PS und (leider) Automatikgetriebe. Für beide Modelle mit Note 2 müssen derzeit bereits über 20.000 Euro investiert werden. Ganz nebenbei zeigte die XJ-S-Großkatze auch Qualitäten als Renntourenwagen und gewann 1984 gegen BMW, Rover und Volvo das heiß umkämpfte Europa-Championat. Wer im Jaguar XJ-S noch alte E-Type-Tugenden aufspüren will, dem sei das von 1983 bis 1987 angebotene Sechszylinder-Coupé mit Fünfgang-Schaltgetriebe empfohlen.

Frank Wilke über die Klassikerzukunft des Jaguar XJ-S: „Der interessante Wagen wird schon lange nicht mehr belächelt. Man nimmt ihn als echtes Mitglied der Jaguar-Familie wahr. Ehrliche Autos werden an Wert zulegen.“