Mercedes, Porsche und Range Rover

Der unmögliche Luxus-Youngtimer-Vergleich

Klassische Limousine, souveräner Gran Turismo oder feiner Landlord-4x4. Sind wir nicht alle ein bisschen Luxus – oder kann es nur einen geben? Der Versuch eines unmöglichen Vergleichs mit den drei Besten ihrer Klasse von Porsche, Mercedes und Range Rover.

Mercedes-Benz 560 SEL, Frontansicht Foto: Hardy Mutschler 21 Bilder

Wenn Geld und Garage für alle reichen, gibt es jetzt schon ein Happy End. Die drei ergänzen sich bestens, sind in ihrem Wesen ganz anders. Jeder sagt klar, wofür er steht. Von Crossover keine Spur. Man möchte sie alle. Wer findet Luxus nicht anziehend? Luxus macht selbstbewusst und beneidenswert, Statussymbole befördern im Sozialgefüge nach oben: Ein Hotelportier reagiert auf eine S-Klasse anders als auf einen Hyundai Pony.

Porsche 928 S, Mercedes 560 SEL und Range Rover Vogue 3.9 SE kosten heute zusammen so viel wie eine gut motorisierte Jahreswagen-C-Klasse mit ein paar netten Extras. Luxus definiert jeder – bis auf den herbeigesehnten V8 – auf seine Weise.

Mit dem Porsche 928 S über den San-Bernardino-Pass

Der Porsche 928 S erklärt souveräne Leistung und hohe Exklusivität zu seinem persönlichen Luxus. Schon sein avantgardistisches Design macht klar: Hier kommt etwas Teures, Edles. Sein atemberaubender, aber niemals aufdringlicher V8-Sound untermalt dies. Ein fantastischer Gran Turismo, München – Mailand zu zweit in einem Tag. Ausgeruhtes, vergnügtes Ankommen, Auto fahren kann so schön sein. Am San Bernadino nehmen wir nicht den Tunnel, Liebling, sondern die Passstraße, eben weil es ein Porsche ist.

Go Transalpino mit Transaxle, so muss es sein! Die perfekte Achslastverteilung, ja, das ingeniöse Mehrlenkergebilde unter den Louis Vuitton-Koffern käme doch geradeaus gar nicht zur genussvollen Entfaltung. Der Mercedes 560 SEL steht für die klassische Luxuslimousine mit plüschigem Velours, langem Wohlfühlradstand, Leseleuchten im Fond und Wurzelholzeinlagen wie zu Hause. Automatik, Tempomat, gern auch noch die hydropneumatische Federung, damit wir noch müheloser gleiten. 300 PS sichern auch den hierarchischen Vorsprung gegenüber der halben Portion 280 SE, aber nie konzentriert man sich drauf wie auf die 310 vom Porsche, sie bleiben ein leises Hintergrundrauschen. Sie oft zu fordern wäre derb, ja geradezu vulgär. Schöner als die Tat selbst ist die Option darauf: Man könnte es jederzeit!

Range Rover wird zum edlen Vogue

Der Range Rover war zehn Jahre lang eine karge Berghütte, als einzigen Luxus leistete er sich den abgelegten Buick-V8 und komfortablere Schraubenfedern an seinen starren Achsen. Der späte Range 3.9 SE mutiert als edel mit Holz und Leder ausstaffierter Allzweck-Zugwagen zum Schweizer Offiziersmesser für Segler und Turnierreiter. 3,5 Tonnen gebremste Anhängelast imponieren wie sein Talent, auch im Winter teure Hanglagen zu erklimmen.

Damals, als er Trendsetter war, schaffte es kein anderer Allrad-Kasten, mit Tempo 160 so leise und schön geradeaus zufahren. Er durfte sich – als er plötzlich en vogue war – auch Vogue nennen. So, wie die Mutter aller Modezeitschriften, für die Luxus das schiere Sein bedeutet.

Nach dieser kurzen Personenbeschreibung posieren sie nun verlockend – die Hochsee-Yacht in Meeresblau, das Jagdhaus in Piniengrün und der Rheingold-Salonwagen in Gelb. Nun ja, eine Fehlfarbe für Luxus, doch so spannend und reizvoll wie Neon-Pumps auf dem Opernball. Denn wahrer Luxus bedeutet, Konventionen zu negieren.

Drei Youngtimer mit Charisma und Charakter

Beim Schaulaufen fällt auf, dass alle drei total unique gestylt sind. Jedes Kind könnte sie mit ein paar Strichen karikieren. Vielleicht kommt Karikatur doch von Charakter oder von Charisma. Optisch imponiert der Range schon mit seiner Mannshöhe von Einsneunundsiebzig. Es bleibt sein Design-Geheimnis, mit seiner schlichten Kastigkeit nicht so fad zu wirken wie ein Fiat Ducato. Es steckt Spannung in der Linie, sie geht von den ungleichmäßigen Türen aus, die ihm sehr gut stehen. Das Gesicht mit den runden Scheinwerfern ist einfach, aber wirkungsvoll.

Sein glatt geschliffener, SUV-liker Nachfolger 4.6 HSE wirkt trotz forcierter Luxus-Attitüde belangloser. Unser Range ist, obwohl Permanent-Allradler mit Viergang-Automatik, noch kein dekadenter SUV, das wäre eine Beleidigung. Denn er täuscht nichts vor, kann alles begründen.

Seine beeindruckende Geländetauglichkeit, die er mit trialartiger Geschicklichkeit zelebriert, seine riesige Ladekapazität, die nicht albernen Stylinggags geopfert wurde, seine selbstverständliche Autorität, die er aus einem leise brabbelnden V8 schöpft und nicht aus einem metallisch hämmernden Direkteinspritzerdiesel. Fünfzehn Liter darf er sich dann auch genehmigen, dann fährt man Richtgeschwindigkeit und sieht vom Hochsitz auf die anderen herab.

Leiser Luxus im Mercedes-Benz 560 SEL

Stilistisch ist der Mercedes ganz und gar Mercedes. Auch er unverwechselbar mit feinen Details wie den elegant geschnittenen Dreiecksfenstern in den Fondtüren, der leicht gepfeilten Frontpartie und der behutsam geneigten Heckscheibe. Der reduzierte, zeitlose 126er verzichtet auf den pompösen Ballast seines Vorgängers. Keine doppelten Stoßstangen mehr, keine Rückleuchten im Omnibus-Format. Mercedes-Designer Joseph Gallitzendörfer, um nicht wieder Bruno Sacco zu nennen, hatte die Projektleitung.

Beim W 126 zählt leiser Luxus, selbst beim 560 SEL, dessen Flaggschiff-Charakter allein durch die bemühte Vollausstattung definiert wird. Die Fehlfarbe Gelb, Code 624, war nicht vorgesehen – es war der seltene Sonderwunsch eines betuchten S-Klasse-Abonnenten.

Dunkelolives Velours statt Leder musste dazugemischt werden, beides gibt es ohne Aufpreis im spendablen 560er. Velours, dieser seltsam samtige Stoff, eine liebenswerte Mercedes-Antiquität in Geruch, Gefühl und Aussehen – übrigens genauso zugeschnitten wie einst im Heckflossen-300-SE der Sechziger.

Der finale Luxus-Charakter leidet im 560 SEL ein wenig unter der damals Mercedes-typischen Funktionalität und Perfektion, die man auch in jedem 200 D natürlich und künstlich von Sonderausstatungen angereichert findet. ABS, Lenkrad, Wählhebelkulisse, Gepäcknetze, Velourssitze, Tempomat und Becker Mexico gibt es ebenso beim Schwächsten, wenn man den Einstandspreis verdoppeln will. Was es beim 200 D nicht gibt, sind das opulente Raumgefühl vor allem im Fond und die gezähmte Gewalt eines voll eingeschenkten, ungezügelten V8.

Der Porsche 928 S wirkt auch heute noch modern

Das Design des 928 ist selbst 35 Jahre nach seinem Debüt noch futuristisch, Porsche Designer Wolfgang Möbius arbeitete daran viel intensiver als sein Chef Anatole Lapine. Es wirkt mit seiner Haifischfront wie ein natürlicher Strömungskörper aus dem Meer, breit und flach. Aggressiv mit aufgeklappten Scheinwerfern hat es die Faszination des Monströsen.

Man sieht dem progressiven 928 an, dass auch drunter alles anders ist. Getriebe an der Multilink-Hinterachse, die erste ihrer Art in Serie, wassergekühlter Zahnriemen-V8 vorn unter der schmalen Haube, die Automatik kein Kulturschock wie früher bei Porsche. Die Passagier-Kanzel schmiegt sich ergonomisch an, eine Science-Fiction-Kunststoffwelt, aus der die ledernen Pilotsitze und die kühlen Bauhaus-Instrumente wie Juwelen herausragen. Alle andere ist Playmobil, rund, weich, ein wenig infantil – typisch Siebziger.

Drei Charaktere auf höchstem Niveau

Drehen wir mal den Schlüssel rum, zuerst beim Range Rover. Wer die Hochsitzposition mag, wird sich dran freuen. Sie suggeriert das Gegenteil von Dynamik und verheimlicht dem Unterbewusstsein, dass man mit dem alten Stoßstangen-V8 sehr zügig vorankommt. Landstraßentempo schafft er notfalls mit der milden Vehemenz eines BMW 320 i.

Die ZF-Viergangautomatik gibt sich genauso wohlerzogen wie der niedertourige V8, dem es schon bei 4.500/min langsam zu viel wird. Diese Non-Sports-Attitüde passt gut zum Fahrwerk, der Doppel-Starrachser liebt moderate Kurventempi und ist froh, dass er Fahrkomfort und Geradeauslauf einigermaßen hinkriegt. Fahrkultur ist die große Domäne des 560 SEL, genügend Kraft paart sich mit unvorstellbarer Samtpfotigkeit. Um den Fahrer ist alles an seinem Platz. Großes Vertrauen begleitet die große Fahrt im großen Wagen. Nur die Reserveleuchte beunruhigt irgendwann. Bis dahin ist das Leben im SEL ein einziger ruhiger Fluss, der nur an den herrlichsten Zielen enden mag. Sonst ist Weiterfahren einfach schöner. Genau wie im Erster-Klasse-Abteil, wenn die Landschaft zum Film wird.

Soll es nur einen geben, der subjektiv die perfekte Inkarnation von Luxus ist, dann bitte den Porsche. Der 928 schafft es stets, die Welt auf den Kopf zu stellen mit Form, Klang, Fahrdynamik, das ganze garniert mit dem schönen Gefühl der Einmaligkeit, der hohen Exklusivität.

Luxus heißt eben auch, möglichst weit weg zu sein vom 200 D.