MGA und MGB Fahrbericht

Die Roadsterfrage

MGA und MGB scheinen bereits als Klassiker vom Band gelaufen zu sein: Ihre Popularität reicht bis in die Anfänge der Oldie-Szene zurück. Welchen man nehmen soll, ist reine Geld- und Geschmackssache. Beide sind auch heute en vogue.

MGA, Frontansicht Foto: Arturo Rivas 11 Bilder

Wie bei so vielen Dingen ist die Wahl zwischen MGA und MGB auch eine Frage des persönlichen Stils. Wer im Cabrio eine lammfellgefütterte Bomberjacke tragen möchte, nie geschlossen fährt, eine gute Zigarre schätzt, gerne Tom Jones hört und schon mal auf Entenjagd war, ist mit dem A bestens bedient. Die technischen Wurzeln dieses urigen, 1955 präsentierten Roadsters liegen noch vor dem Zweiten Weltkrieg. Als MG 1945 wieder seine Fahrzeugproduktion aufnahm, mussten die Briten auf das betagte Modell TC im Schnauferl-Look zurückgreifen. Der moderat weiterentwickelte TF-Roadster bildete die Technikbasis des MGA.

Für den MGA, dessen Optik an eine schlankere Variante des Austin-Healey erinnert, bedeutet dies: knapp geschnittenes Cockpit, kleiner Kofferraum, als 1500 milde 68 und 72 SAE-PS, harte Federung und ein mühsam aufzubauendes Verdeck. Im Gegenzug dürfen sich technikbegeisterte Roadster-Fans am Leiterrahmen sowie an Türen und Hauben aus Aluminium erfreuen. Der MGA ist also ein kerniger Klassiker für abenteuerlustige D-Max-Männer.

MGB für Beatles-Fans

Wer dagegen im Sommer gerne ein Polohemd trägt, regelmäßig bei Starbucks einkehrt, die Beatles mag und schon mal einen Jamie Oliver-Kochkurs besucht hat, der nimmt besser im MGB Platz. Er wurde 1962 als Nachfolger des MGA eingeführt. Obwohl die Sitzposition genauso niedrig wie im A ausfällt, gelingt der Einstieg durch die größere Tür etwas bequemer. Die Passagiere finden im Vergleich zum A richtig viel Platz. Ihre Oberarme und Schultern müssen nicht mehr im Freien mitfahren, sondern sind in der geradlinigen, selbsttragenden Ponton-Karosserie gut aufgehoben. Und falls es einmal regnen sollte, ist das praktische Klappverdeck in wenigen Minuten funktionsbereit.

Die bewährte Antriebstechnik der beiden MG ist nahezu identisch. Dank ordentlichem Dampf aus niederen Drehzahlen, kernigem Auspuff-Sound und einem sicheren, relativ präzisen Handling machen MGA und MGB gleichermaßen mächtig Laune.

Beim MGB gab es drei wichtige Technik-Neuerungen: So erhielt der auf 95 PS erstarkte 1,8-Liter-Motor ab Oktober 1964 fünf anstatt wie bisher drei Kurbelwellenlager. Das nicht komplett synchronisierte Vierganggetriebe ersetzte man ab Ende 1967 durch eine optimierte Einheit. Außerdem war der B von Anfang an mit einem elektrisch zuschaltbaren Overdrive lieferbar. Das macht ihn zu einem idealen Reisewagen.

MGB ist populärster britischer Sportwagen

Dank seiner hohen Alltagsqualitäten und der unkomplizierten Technik entwickelte sich der MGB mit über einer halben Million verkauften Einheiten zum populärsten britischen Sportwagen aller Zeiten und übertraf damit seinen Vorgänger um das Fünffache (beide Modelle einschließlich Coupé-Versionen). Ist deshalb der MGA auch heute die Nummer zwei?

Ja, es sieht wohl danach aus. England-Spezialist Jochen Extra in Straubenhardt (Nordschwarzwald) meint dazu: „Für Einsteiger, die ihren Klassiker auch im Alltag nutzen wollen, ist der geräumigere MGB sicher die bessere Wahl.“ Weitere Vorzüge gegenüber dem A seien die weniger komplizierte Karosseriestruktur, eine noch unproblematischere Teileversorgung und die besseren Fahrleistungen. „Mangels Overdrive“, sagt Extra, „muss man bei höherem Tempo den Motor des MGA ziemlich ausdrehen – oder mit 120 km/h als Reisetempo zufrieden sein.“ Außerdem sind die A-Modelle über 10.000 Euro teurer als der Nachfolger. Ab 15.000 Euro gibt es gute Chrom- Modelle ohne die dicken, Ende 1974 eingeführten Kunststoff-Stoßstangen.

Frauen lieben den MGA

Trotzdem hat der MGA gewisse Vorzüge. Dazu Jochen Extra: „Die Karosserie des MGA finden vor allem Frauen attraktiver.“ Und wer das ultimative Roadster-Fahrgefühl mit intensivem Kontakt zur Natur und zur Straße sucht, der ist mit dem luftigen und etwas härter abgestimmten MGA besser bedient.

England-Spezialist Christoph Dorscheid in Friedrichsthal (Saarland) empfiehlt für Einsteiger ebenfalls den MGB: „Er ist mit seiner stärkeren Maschine im Alltag und auf Reisen die bessere Wahl. Außerdem kosten schöne MGA schon mal über 30 000 Euro.“ Dennoch hat sich das Preisgefüge kaum verändert. Während für den weniger nachgefragten A derzeit keine Steigerungen zu erwarten sind, ziehen die Preise für gepflegte frühe MGB an. „Die bis Anfang 1965 gebauten ,Pull Handle'-Modelle liegen im Trend und nähern sich mit 25.000 Euro und mehr dem Vorgänger“, sagt Dorscheid.

Bleibt also festzuhalten, dass die große Beliebtheit des MGB zu keinem Preisverfall des Vorgängers geführt hat. Der MGA besitzt seine feste Fan-Gemeinde und wird mangels Masse weniger oft angeboten. Der Generationen-Konflikt hält sich wie im britischen Königshaus in engen Grenzen.

Fazit von Franz-Peter Hudek

Beim Generationen-Duell der beiden MG-Roadster gibt es weder Sieger noch Verlierer. Der bequemere und preisgünstigere MGB spricht vor allem Einsteiger und Genussfahrer an, die auch in einem Mazda MX-5 ihr Glück fänden. Der kernigere und seltenere MGA verlangt vom Kenner viel Begeisterung und wahrt dadurch neben dem Jüngeren seine Position.

Die Alternative: MGF

Nach einer Pause von 15 Jahren präsentierte die Rover-Group 1995 wieder einen zweisitzigen Roadster, der als direkter Nachfolger des MGB gelten kann. Allerdings hatte der MGF genannte Flitzer mit seinem Urahn nur noch die Anzahl der Zylinder gemeinsam. Der moderne Vierventilmotor aus der K-Serie sitzt vor der Hinterachse, und das Fahrwerk erhielt die Hydragas-Federelemente des Austin Metro.

Mit 120 und später bis zu 160 PS erzielt das Leichtgewicht sehr gute Fahrleistungen, gilt bei Kurvenfahrten im Grenzbereich jedoch als etwas heimtückisch. Von 2002 bis 2005 rollte das überarbeitete Cabrio als MG TF vom Band – mit einer geschärften Optik und konventionellem, stahlgefedertem Fahrwerk. Top-Exemplare sind selten und kratzen an der 10.000-Euro-Marke.

  • MG F – Bauzeit: 1995 bis 2002
  • Motor: Vierzylinder, 1.796 cm3, 120 PS, 195 km/h
  • Gewicht: 1.060 kg
  • 77.269 Exemplare (alle Motoren)
  • Preis in Zustand 2: 3.900 Euro