US-Muscle Cars im Vergleich

Das Burn-Vermächtnis

Legendäre Fahrberichte aus der 30-jährigen Geschichte von Motor Klassik. Diesmal das von Franz-Peter Hudek organisierte Treffen dreier legendärer US-Sportcoupés.

Motor Klassik Heft 11/2006, Muscle-Cars 14 Bilder

Nachhaltige Begegnung in der Schweiz

Nach dem Erscheinen des Fahrberichts mit den knallbunten Challenger, Mustang und Trans Am stand ich kurz davor, nach Hause zu gehen. Einfach so und für immer. Mehr war nicht zu tun. Die Begegnung mit den drei US-Sportlern war für mich die Erfüllung eines lang gehegten Traums. Und es war zugleich die ultimative Story überhaupt, die Fotograf Rossen Gargolov mit viel Herzblut auf den Speicherchip bannte. Was sollte da später noch Großartiges folgen? Die mit „Cruise Missiles“ überschriebene, 9,5 Seiten lange Ode an den von grellen Farben und riesigen Motoren vernebelten Geist war so etwas wie mein Vermächtnis.

Doch wie man sieht: Ich bin noch hier, muss schließlich eine Familie und deren Autos ernähren. Außerdem gab es doch noch einige sympathische Begegnungen mit anderen großartigen, auch nicht amerikanischen Fahrzeugen – aber kaum eine so nachhaltige wie damals in der Schweiz.

Es begann im Frühjahr 2006 mit der Sichtung diverser Websites von US-Clubs. Für die Titelstory einer Motor Klassik-Ausgabe mit USA-Sonderteil suchte ich die Topmodelle der drei bekanntesten Pony-Cars: Dodge Challenger R/T, Ford Mustang Mach 1 und Pontiac Firebird Trans Am. Außerdem sollten es die letzten PS-Giganten zu Beginn der Siebziger sein.

Dodge Challenger R/T, Ford Mustang Mach 1 und Pontiac Firebird Trans Am

Dass kein Chevrolet Camaro dabei war, hatte drei einfache Gründe: Erstens sind sich Camaro und Firebird ziemlich ähnlich, zweitens hatte der Pontiac den größeren Motor, und drittens besitze ich selbst einen etwas jüngeren Trans Am GTA, was die Entscheidung beinflusst haben könnte.

Bei den Friday Night Cruisers (FNC) in Solothurn, der zwischen Basel und Bern gelegenen Kantonshauptstadt, wurde ich fündig. Die Friday Night Cruisers treffen sich jeden Freitagabend in ihrem Stammlokal „Gasthof Rössli“ in Oensingen bei Solothurn (www.fnc.ch). Daher der Name. Und viel wichtiger: Alle drei Traum-Coupés für meine Pony-Car-Story waren vorrätig – dazu noch in der optimalen Farbkombination: ein roter Mustang Mach 1 mit 5,8-Liter- V8, ein giftgrüner Challenger R/T mit 7,2-Liter-V8 und ein weißer Trans Am 455. H.O. mit 7,5-Liter-V8, den es 1971 sowieso nur in dieser Farbe gab. Ab Werk angebrachte Spoiler, Lufthutzen und Rallyestreifen ließen das Trio Infernale noch wilder erscheinen. Mir gefällt diese Offenheit. Es lebe der Tiger im Tigerpelz!

Fotos auf der Flying Ranch

Rasch war der E-Mail-Kontakt zu den Besitzern hergestellt. Der Challenger gehörte Samuel Schneeberger, der Mustang Rolf Hofer und der Trans Am Roger Bolliger. Letzterer hat auch die Location für die Gruppenfahraufnahmen organisiert: den Privatflugplatz Flying Ranch in Triengen im benachbarten Kanton Luzern. Fotograf Rossen Gargolov und ich warteten zur verabredeten Zeit am Eingangstor zum Flugplatz. Und da rollten sie schon nacheinander an, die knallbunten Traumautos meiner Gymnasiumzeit, die ich bisher nur aus Zeitschriften und als zum Teil sehr günstige, aber leider verpasste Kiesplatz- Offerten kannte. Es sollte ein unvergessliches Date der Superlative werden.

Zunächst der optische Eindruck, die riesigen schwarzen Kühlerfronten von Challenger und Mustang, die gigantischen Außenmaße von Challenger und Trans Am. Dazu das bedrohliche Brodeln der Motoren im Leerlauf. Es folgte der Blick unter die Motorhauben, wo die im Originalfarbton lackierten Aggregate zwischen den Vorderrädern kauerten. Unvergesslich: Challenger- Mann Samuel Schneeberger musste seinen 440er-Magnum-V8 mit 375 SAE-PS sogar an die kurze Kette legen, damit der Motor beim Beschleunigen seine Gummilagerung nicht überstrapaziert.

US-Boliden mit 4-Gang-Schaltboxen

Unvergesslich auch die Fahrt im Trans Am von Roger Bolliger, der wie alle drei Coupés ein Viergang-Schaltgetriebe besaß sowie ein vom Besitzer optimiertes Fahrwerk und Bremsanlage. Der 1,6-Tonner erweis sich als erstaunlich wendig und zog in allen vier Gängen zwischen 2.000 und 5.000 Touren wie der viel zitierte Ochse.

Noch heute besteht der Kontakt zu den Friday Night Cruisers, die am 4. Mai mit dem „American Live“ zum 31. Mal eines der größten US-Car-Treffen Europas ausrichteten. Es folgten nach den „Cruise Missiles“ weitere Power-Fahrberichte in Motor Klassik mit FNC-Autos, zum Beispiel Mercury Cougar Eliminator und Chevrolet Chevelle SS in Heft 10/08. Sicher warten noch weitere PS-starke US-Cars auf mich, sodass es für ein Vermächtnis nun wirklich zu früh wäre.

Den kompletten Fahrbericht aus Motor Klassik 11/2014 gibt es hier.