Ford Fiesta (2018) Fahrbericht

10 Punkte zum neuen Kleinwagen

Unter den ewigen Verfolgern im Windschatten des VW Polo stellt der Ford Fiesta traditionell den agilsten Vertreter der Kleinwagen dar. Die neue Generation kommt am 8. Juli zu Preisen ab 12.950 Euro, wir durften erste Testrunden drehen.

Ford Fiesta (2018) Fahrbericht Foto: H.D. Seufert 38 Bilder

In Spanien, wo wir den Fiesta der achten Generation erstmals fahren durften, haben wir uns dabei folgende Punkte notiert. Punkte, die einem nicht beim kurzen Umrunden des nächsten Supermarkt-Parkplatzes auffallen.

10 Punkte zum neuen Ford Fiesta

1. Hochfeste Stähle verleihen der Karosserie eine gute Steifigkeit; selbst auf den schlechten Straßen der spanischen Provinz haben wir keine Verwindung feststellen können. Wohl aber haben wir registriert, dass das Fahrwerk Unebenheiten sauber ausfedert und der Aufbau dabei ruhig bleibt.

2. Das ausgewogene Fahrwerk dürfte allerdings kaum überraschen – das hatten seine Vorgänger auch. Was dagegen erstaunt: wie gleichmütig die achte Generation lange Autobahn-Passagen abspult, sich nicht von Bodenwellen aus der Ruhe bringen lässt – und dabei eher wie ein Kompakter als ein Kleinwagen wirkt.

Überraschend komfortabel

3. Weder dröhnt der Motor, noch poltert das Fahrwerk oder zischeln sich Windgeräusche vorlaut ins Ohr. Einschränkend sei hier festgestellt: Wir durften bei der Präsentation in Spanien nicht schneller als Tempo 120 fahren. Wie sich der Fiesta im Bereich über der deutschen Autobahn-Richtgeschwindigkeit verhält, werden wir Ihnen bald in Form eines Tests nachliefern.

4. Auch die bequemen Sitze tragen zum Wohlbefinden an Bord bei. Vorne wie hinten registriert man eine gute Polsterung samt schönem Leder. Leder? Ja, unser Testwagen war ein Vignale, also die höchste Ausstattung. Wie die normalen Sitze taugen? Auch da verweisen wir Sie an den künftigen Test.

5. Versenkt man den Fiesta so richtig tief im Scheitelpunkt einer Kurve, dann fällt auf: Er wankt dabei nicht über Gebühr. Das liegt am leichten und zugleich steifen Hohlrohr-Stabilisator, sagen die Ingenieure. Zudem seien die Fahrwerkslager an der Vorderachse doppelt so steif ausgelegt wie beim Vorgängermodell. Bei der ST-Line ist die Rollsteifigkeit übrigens nochmals um 30 Prozent höher. Federn und Dämpfer sind in der Rate steifer, der Aufbau liegt um zehn Millimeter tiefer.

Lastwechsel helfen um die Kurve

Ford Fiesta (2018) Fahrbericht Foto: H.D. Seufert
Ohne allzuviel Wanken fährt der Fiesta um Kurven. Im Zweifel hilft ein leichter Lastwechsel ums Eck.

6. Ferner fällt auf, dass das Heck auf Lastwechsel reagiert. Wer also zu schnell in die Kurve sticht, dabei Untersteuern einfängt, muss lediglich das Gaspedal lupfen – und damit einen Lastwechsel erzeugen. Daraufhin dreht das Heck sanft ein und der zunächst vom Kurs abtreibende Fiesta verkleinert den Kurvenradius wieder.

7. Bis zu 15 Fahrer-Assistenzsysteme zählt Ford beim neuen Fiesta. Sie beziehen ihre Informationen von zwei Kamera-, drei Radar- und zwölf Ultraschall-Modulen. Eines von den Systemen ist der Pre-Collision-Assist; er erkennt Fußgänger sogar bei Nacht. Den Bremsassistenten selbst haben wir bei der ersten Ausfahrt bereits kennengelernt: In einer sich zuziehenden Kurve ragte ein Strauch in die Fahrbahn – den hat der Fiesta zielsicher detektiert. Na gut, besser einmal zu viel als zu wenig gebremst.

8. Eine andere Neuerung konnten wir glücklicherweise nicht testen: Die Seiten-Airbags sind so ausgelegt, dass sie den Arm bei einem seitlichen Crash aus der Gefahrenzone wegschieben – klingt abgefahren.

Ein Hauch von Premium

9. Auch in die Material-Welt hat man bei Ford investiert, um künftig hochwertiger wahrgenommen zu werden. Da wären zum einen bessere, teilweise weichgeschäumte Kunststoffe, die nun in einheitlicher Farbe nebeneinander sitzen. Und die dem Armaturenbrett viel vom Patchwork-Charakter früherer Fiesta-Generationen nehmen. Der von uns gefahrene Vignale kommt darüber hinaus mit belederten Flächen – so etwas verleiht einem Fiesta gleich mal einen Hauch von Premium-Charakter.

10. Gegen Aufpreis gibt es ein Soundsystem von B&O – es verwöhnt audiophile Autofahrer mit zehn Lautsprecher und einer Gesamtleistung von 675 Watt. Bedient wird die Anlage über das SYNC-3-Systems. Dessen neuer Touchscreen reagiert auf Wisch- und Zoom-Bewegungen. Oder man nutzt die Spracheingabe; sie versteht nun ganze Sätze.

Erste Mitfahrt mit Designchef Joel Piakowski

Ford Fiesta 1.0 Ecoboost Titanium Mitfahrt Piakowski Foto: Ford
Weniger Fugen, mehr optische Qualität im neuen Fiesta.

Schon bevor wir ans Steuer durften, hat Ford-Designchef Joel Piakowski den neuen Fiesta erklärt, während der Reporter auf dem Beifahrersitz saß. Der Fiesta Fiesta für die erste Mitfahrt im Innenhof des europäischen Designzentrums in Köln stammt noch aus der Vorserie, ein schwarzer Titanium mit Automatik. Wir können also davon ausgehen, den 100-PS-Ecoboost unter der Haube zu haben, es ist der einzige Fiesta ohne Kupplungspedal . Dass diese Variante bis zu 180 km/h schnell würde, wenn man nur lange genug auf dem Gas bliebe, ist gut zu wissen, aber heute nicht wichtig. Denn wir befinden sich im Innenhof des Designzentrums und der ist nicht nur gut gesichert, sondern auch nur ein wenig größer als der Wendehammer in einer Sackgasse.

Wir steigen zunächst vorne ein, Piaskowski gibt vorsichtig Gas, der Fiesta rollt ruckfrei an und dann ist auch schon Zeit für den ersten Lenkeinschlag. Wir drehen unsere Kreise, mal links- mal rechtsherum und stellen fest, dass der Dreizylinder sehr kultiviert läuft und das Fahrwerk auf den Fugen des Innenhofs keine Schläge austeilt.

Verbesserte Qualität, logische Bedienung

Der Designer spricht über die verbesserte Qualität und die logischere Bedienung. Statt vieler Knöpfchen vor einem kleinen Bildschirm hat der Fiesta nun einen großen Touchscreen. In unserem Auto ist es die Achtzoll-Variante, die mit Navigationssystem 450 Euro kostet. Der Bildschirm strahlt hell und kontraststark, er ist gut zu erreichen und leicht zu begreifen. Ein echter Ford-Schritt.

Piaskowski ist zwei Lenkradumdrehungen weiter bei der Qualität angekommen: Eine kluge Konstruktion der Innenraum-Bauteile verdeckt Fugen, die zwangsläufig nötig sind, wenn etwa die Mittelkonsole und die Instrumententafel aneinander stoßen. Damit wirkt das Cockpit übersichtlicher. Der Sicht nach außen wegen senkten die Designer die Gürtellinie ab. Doch obwohl das Heckfenster breiter wurde, empfehlen sich für den Fiesta immer noch Parkpiepser am Heck.

Das soll uns zumindest für den Moment nicht kümmern, denn wir stehen jetzt neben dem Auto. Piaskowski erklärt, dass der Fiesta nun von vorne sympathischer wirke: „Wir haben die Ecken des Kühlergrills ein wenig nach oben gezogen, damit das Auto lächelt“. Insgesamt sei das Design durch den Wegfall von Sicken sinnlicher geworden. Ob das auch für den Fahreindruck gilt, das stellen wir dann im Juni fest, wenn wir endlich selber ans Lenkrad dürfen.

Die Preise des neuen Ford Fiesta

Der günstigste Fiesta kostet 12.950 Euro kostet. Mit der Titanium-Ausstattung, 100 PS und Automatik werden 19.450 Euro fällig. Teurer wäre nur noch der 1.5 TDCi mit 120 PS für 20.800 Euro. Etwas günstiger und ebenso grundsätzlich handgeschaltet wie der Diesel ist der Ecoboost mit 125 PS für 19.400 Euro – jeweils als Titanium. Der Fünftürer kostet jeweils 800 Euro mehr.