Wartburg 1.3 Fahrbericht

Der Viertakter aus der DDR

Fast bis zum Ende der DDR hat er durchgehalten, der Zweitakter im Wartburg. Bis 1988 plötterte und bläute es aus den Auspuffrohren der Eisenacher Limousinen. Dann kam die Leihgabe von VW, der EA 111 mit 1,3 Liter Hubraum.

Wartburg 1.3, Frontansicht Foto: Archiv 7 Bilder

Eigentlich hätten sie sich die Mühe auch sparen können, denn nach Mauerfall, DM-Einführung und Wiedervereinigung hatte kaum noch jemand so richtig Lust auf Ostautos, ob nun mit Zwei- oder Viertaktmotor.

Neupreis des Wartburg 1,3 waren 30.000 Ostmark

Rund 150.000 Exemplare des Viertakt-Wartburg entstanden dennoch bis 1991, anfangs exorbitante 30.000 Ostmark teuer, am Ende für wenige Westmark verschleudert. Nur noch wenige Exemplare tauchen in den einschlägigen Internet-Börsen auf, meist in wenig erfreulichem Zustand. Das ist schade, denn der Viertakt- Wartburg ist ein bemerkenswertes Automobil: Er ist das letzte Auto aus den traditionsreichen Eisenacher Automobilwerken, das Design ist von geradezu bauhaushafter Schlichtheit, und er markiert wie kein anderes Auto die Zeitenwende 1989/90.

So erinnert er uns heute an die fast vergessene Tristesse des real existierenden Sozialismus. Das Interieur ist freudlos wie ein SED-Parteitag, die Fertigungsqualität ebenso bescheiden wie der Sitzkomfort. Am Fahrwerk allerdings liegt das nicht, es zeigt mit seiner aufwendigen Schräglenker- Hinterachse, dass die Autobauer in Eisenach ihr Handwerk durchaus verstanden.

Geheimtipp: Besonders begehrt sind die Kombis, sie heißen "Tourist", sind deutlich seltener, und ihre Stahlkarosse wurde im Karosseriewerk Dresden, vormals Gläser, gefertigt. Noch geheimerer Geheimtipp: der Pickup namens "Trans", nur 900-mal gebaut.