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Opel Manta B (1975-1988) Schwachstellen, Preise

Ehrlicher Kumpel mit Rostproblemen

Wir stimmen ja gern in den Chor des "Früher war alles besser" ein. Nicht aus zwanghafter Nostalgie, sondern weil es oft schlicht stimmt. In den 70er- und 80er-Jahren etwa baute Opel noch echte Coupés. Und, für den Winter: Die hatten Heckantrieb und waren Rallye-Sieger! Ein Tusch für den Manta B.

Opel Manta B, Frontansicht Foto: Achim Hartmann 23 Bilder

Von vielen unbemerkt ist uns allen ein Stück automobiles Kulturgut abhandengekommen. Coupés, die sich nahezu jeder leisten kann, gibt es fast nicht mehr – und von einem deutschen Hersteller definitiv nicht mehr, nachdem VW den Scirocco leise sterben ließ. Okay, die Zahl der etwas flacher gehaltenen Viertürer nimmt zu, doch die sind nicht die Sorte von Coupé, wie sie in den 70ern und 80ern etwa der Scirocco, der Capri oder der Manta B verkörperten.

Getreu dem alten Spott, für mehr Geld weniger Auto einzukaufen, waren sie stets teurer als ihre Technikspender Golf, Escort oder Ascona. Immerhin waren sie aber genau deswegen noch so moderat gepreist, dass auch der Kumpel im Ruhrgebiet oder der Feinmechaniker bei Bosch sie bezahlen konnte, ohne sich noch krummer zu legen als ohnehin schon.

Coupé für dich und mich

Der Manta B beerbte 1975 den A, der durch seine rundliche Form heute auf entzückende Weise antiquiert wirkt. Der Nachfolger, gestreckt im Radstand, spricht eine komplett andere Sprache und lehnt sich extrem an das Design des zeitgleich entstandenen Chevrolet Monza aus der Feder des GM-Chefdesigners Bill Mitchell an. Fast verkniffen wirkt sein Bug mit den schmalen Lufteinlässen, deren Anzahl sich beim Facelift 1982 verdoppeln wird. Die rechteckigen Scheinwerfer verströmen Funktionalität und nicht kulleräugigen Charme wie die des Manta A.

Dafür stehen die Dachsäulen schräger und verbessern die Rundumsicht aus den kommoden Sitzen, die einen leider nicht so sportwagenmäßig tief positionieren wie im Kölner Rivalen. Um dem Rüsselsheimer Familien-Coupé mit erstaunlich viel Platz auch in der zweiten Reihe Überschlagsicherheit mit auf den eiligen Weg zu geben, wird im Bereich der B-Säulen ein Überrollbügel ins Dach integriert, zu erkennen an dem schwarzen Streifen quer durch den Dachhimmel.

GT/E mit 105 Einspritzer-PS

Opel Manta B GT/E Foto: © GM Corp

Gleich von Beginn an ist auch der GT/E erhältlich, der die aus dem Vormodell bekannte Topmotorisierung mit 105 Einspritzer-PS enthält. 185 km/h Spitze misst auto motor und sport damals akribisch heraus bei 5.800 Umdrehungen im höchsten der vier Gänge. Die lassen sich am langen Schalthebel leichtgängig und dazu auch viel präziser sortieren als erwartet. Das weckt heute noch so etwas wie zart patinierte Funktionslust. Klasse. Die Fahrleistungen des GT/E sind gut für die Zeit und rechtfertigen für viele die mattschwarz lackierte Motorhaube – jene des moderater auf Sport gebürsteten SR darf nur einen schwarzen Streifen tragen.

Manta, Manta L, Berlinetta – herrlich plüschig mit dickem Velours und Vinyldach – heißen die übrigen Ausstattungsversionen des straff gefederten Hecktrieblers, dessen Fahrwerk grundsätzlich dem des Kadett B ab 1967 entspricht, also nicht nur an den vorderen Doppelquerlenkern, sondern auch an der hinteren Starrachse auf Schraubenfedern setzt.

Basismodell mit 55 PS

Manta B Foto: © GM Corp.

Dieses Fahrwerk zeigt sich später in kundiger Hand auch tauglich für erfolgreiche Rallye-Einsätze, unter anderem mit Walter Röhrl am Lenkrad – ein klasse Image-Booster natürlich. Umso mehr genügt es den Herausforderungen, vor die es die weit öfter als der Topmotor georderten Brot-und-Butter-Triebwerke stellen. Deren Leistung beginnt bei 55 PS, die günstigstenfalls mit Rückenwind und Polizei im Nacken für 138 km/h taugen.

Da lacht der Jungdynamiker von heute, aber vor gut 40 Jahren waren das normale Werte für volksnahe Automobile. Und entscheidend ist ja nicht die reine Leistung, sondern die Leistungsbereitschaft.

Die zeigten und zeigen im Grunde alle der meist kurzhubig ausgelegten Manta-Motoren, seien es die CIH-Exzentriker mit 1,6, 1,9 und 2,0 Litern Hubraum der frühen Jahre oder die OHV-1,2-Liter mit 55 und 60 PS. Obenheraus gehen ihnen relativ früh die Luft und auch der Wille zum Zulegen aus, sofern man nicht den Weg zu einem der einschlägigen Tuner gegangen ist, die für wenig Geld einiges an Mehrleistung fanden. Sie fanden natürlich auch zusätzliche Pferdchen in den OHC-Zweilitern, die Ende der 70er Einzug hielten und den Manta bis zum Ende 1988 begleiteten.

Opel Manta B Foto: Hardy Mutschler

Doch im täglich genutzten Mittelfeld des meist aufpreispflichtigen Drehzahlmessers erfreuen die laufruhigen Motoren auch ohne Tuning mit genügend Drehmoment und nicht gerade explosiver, aber verlässlicher Gasannahme – handele es sich nun um Vergaser- oder Einspritzmotoren.

Etwas zu hohen Durst kann man ihnen allesamt vorwerfen, mangelnde Dauerhaltbarkeit allerdings nicht. Salopp könnte man sagen, dass alle Motoren mit etwas Pflege die Karosserie locker überleben beziehungsweise überlebt haben. Schließlich ist die, wie seinerzeit üblich, nicht wirklich wirkungsvoll gegen Rost geschützt.

Rost? Klar. Und Risse

Opel Manta B GSi Irmscher Foto: Achim Hartmann

Über den Scheinwerfern, an den Stehblechen, an den Kotflügelkanten, an Schwellern und Hinterachsaufnahmen, am Fuß der Dachsäulen oder auch am Kofferraumboden blühte die braune Pest früher oder später immer. Da der Manta es vielen irgendwann nicht mehr wert war, noch einmal über den TÜV geschweißt zu werden, gingen viele Autos den Weg alles Irdischen. Überlebt haben in der Regel nur früh in kundige Hände gelangte Manta, deren Verkäufer heute wissen, dass man gute Autos nur für Fünfstelliges oder mit Glück knapp darunter bekommt.

Motoren und Getriebe wiederum machen dem Slogan "Opel, der Zuverlässige" Ehre, wobei es durchaus individuelle Schwächen gibt: Die ab 1979 verbauten 1,3-, 1,6- und 1,8-Liter-OHC-Motoren mit Zahnriemenantrieb neigen zu Haarrissen im Zylinderkopf und Verschleiß an den Nockenwellen.

Die OHV-1,2-Liter und die CIH-Motoren mit 1,6 bis 2,0 Litern sind wohl die solideste Wahl, wenn man hin und wieder auftretende Undichtigkeiten akzeptieren kann und in verreckten Wasser-, Öl- oder Benzin-pumpen keinen Weltuntergang sieht. Schwächelnde Synchronringe (des zweiten und des Rückwärtsganges) können im Alter Kummer machen bei den Viergangboxen und bei den ab dem Facelift 1982 verfügbaren Fünfganggetrieben melden Mahlgeräusche vorzeitigen Lagerverschleiß.

Selten und teuer: i200 und 400

Opel Manta B 400 Foto: Opel

Tipps für den Check der seltenen Sportversionen, des i200 und des Manta 400 mit 2,4-Liter-Vierventil-DOHC-Motor, sparen wir uns an dieser Stelle. Die Rostprobleme sind identisch, und wer eines dieser wirklich begehrenswerten Exemplare kaufen will, muss schon sehr gut bei Kasse sein und sollte sich ein gut dokumentiertes Exemplar vom vertrauenswürdigen Händler leisten können.

Den CC muss man mögen

Manta B Foto: © GM Corp.

Während die Rivalen aus Köln und Wolfsburg ihre Volkssportler nur in einer Karosserieversion bauten, leistete Opel sich den Luxus, dem Manta 1978 das Combi Coupé CC an die Seite zu stellen – schließlich punkteten Scirocco und Capri II mit ihrer praktischen Heckklappe. Der Manta CC wirkt fast ein wenig feminin oder je nach Geschmack auch elegant, modern. Sein Innenraum ist noch einmal heller durch die größeren Fensterflächen, was ihm einen sehr eigenen Reiz gibt. Es spricht vieles dafür, sich für genau diesen Manta zu erwärmen, denn umklappbare Rücksitzlehnen sprechen ebenso für ihn wie die höhere Exklusivität durch die geringere Produktionszahl.

1980 tauscht Opel die Chromstoßstangen gegen schwarzes Plastik, 1982 dann wird das beim Facelift in Wagenfarbe lackiert und zu Schwellern und Spoilern ausmodelliert, die am späten GSi ihren Höhepunkt finden. Das muss man mögen, wenn man sich für ein Exemplar aus dieser Ära interessiert. Doch was reden wir hier lange rum? Hecktriebler. Coupé. So oder so spannendes Design. Warum sollte man das nicht mal einfach machen?

Karosserie-Check

Wer beim Opel Manta B großen Wert auf Originalität legt, muss darauf achten, dass Optik und Ausstattung der verschiedenen Jahrgänge stimmig sind. So gab es ab Herbst 1982 für den GT/E ein Fünfganggetriebe, zwei Jahre später hieß der GT/E dann GSi. Der "neue Manta" ab Mai 1982 hatte vier anstatt zwei Kühlschlitze in der Wagenfront und war etwas besser gegen Rost geschützt. Die Problemzonen aller Modelle: Frontblech, Kotflügel vorn, A-Säule unten, hintere Radläufe, Rahmenlängsträger, Aufnahmen der Hinterachse, Wagenheberaufnahmen, Kofferraumboden, hintere Radläufe und Endspitzen. Die Grafik zeigt das ab 1978 angebotene CC-Modell mit Heckklappe.

Technik-Check

Der Motorblock ist auf Undichtigkeiten hin zu prüfen. Speziell die Leichtmetall-Zylinderköpfe der 1,3- und 1,8-Liter-Versionen (mit Zahnriemen) neigen zu Haarrissen. Die Nockenwellen dieser Motoren zeigen sich bei höherem Kilometerstand übermäßig eingelaufen. Bei den Opel Manta B-Einspritzmodellen lockern sich häufig die Einspritzventile. Die späten Fünfganggetriebe künden durch Mahlgeräusche von erhöhtem Lagerverschleiß. Ölspuren an der Hinterachse können auf Risse im Achsrohr hinweisen. Große Vorsicht ist bei jeder Art von Tuning an Motor oder Fahrwerk geboten.

Preise

Ein gepflegter Opel Manta B GSi im Zustand 2 wird von Classic-Analytics mit 14.800 Euro angegeben. Für 2.600 Euro gibt es Zustand-4-Autos.

Bei Einführung 1975 (Opel Manta 2.0 N) :
13.746 Mark
Bei Produktionsende 1988 (Opel Manta GSi) :
22.552 Mark

Ersatzteile

Beim Opel Manta B die Versorgung mit Verschleiß- und Ersatzteilen sehr gut. Inzwischen gibt es auch viele Nachfertigungen im Karosseriebereich und sogar noch Restbestände in traditionellen Opel-Autohäusern.

Schwachpunkte

  1. Frontblech
  2. Kotflügelstehleisten
  3. A-Säule und Schweller
  4. Radläufe hinten
  5. Rahmenlängsträger
  6. Wagenheberaufnahmen
  7. Hinterachsbefestigung
  8. Kofferraumboden
  9. Zylinderkopf
  10. Nockenwellen
  11. Ölverlust
  12. Originalität
Opel Manta B, Schwachstellen, Igelbild

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

So richtig Youngtimer ist der Manta heute nicht mehr. Aber durch seine damals fortschrittliche, vielleicht etwas sehr unterkühlte Form wird er nur von wenigen als Oldtimer wahrgenommen. Er hängt irgendwie zwischen den Begriffen. Aber schert uns das? Er fährt sich klasse, verspricht dank Heckantrieb kernigen Fahrspaß und ist praktisch. Meine Wahl wäre ein früher GT/E oder ein Chrom-CC.