VW Polo und Derby (Typ86 - 1975-1981) Kaufberatung

Gefährdete Kleinwagen-Spezies

Es ist nicht leicht, einen VW Polo oder Derby 1 in gutem Zustand zu finden. Bei der Technik-Versorgung gibt es keine Probleme. Zubehör wie Chromstoßstangen oder neuwertige Blechteile lassen sich nur noch nach langem Suchen finden. In gutem Zustand ist der Derby dafür aber ein sehr dankbarer Youngtimer.

VW Derby, GLS Foto: Hardy Mutschler 9 Bilder

Karosserie-Check

Eine unzureichende Versiegelung des VW Polo und Derby ab Werk sorgt für Verdruss an allen Fronten: Das Frontblech rostet von innen nach außen. Unterkanten und Kotflügelansatz sind oft schon trotz geringer Blasen durchgerostet. Dieses Problem gibt es auch an den Kotflügeln (Verschraubung zur Karosse, Frontblech unten sowie Übergang A-Säule). Bei der Begutachtung der Türen ist besonders die Unterseite unter die Lupe zu nehmen, idealerweise sogar hineinschauen. Besonders gefährdet sind die Seitenteile inklusive der Endspitzen.

Die größte Schwachstelle von VW Polo und Derby sind die Übergänge zum Schweller, wo die Schweißpunkte sitzen. Am Heckblech und der Motorhaube findet sich die braune Pest oft an den Falzen der Unterseite. Und auch die Schweller leiden unter mangelnder Korrosionsvorsorge, die am Türeinstieg und maroden Wagenheber-Aufnahmen zu erkennen ist. Bei der Besichtigung lohnt auch ein Blick auf den Scheibenrahmen. Besonders im Bereich des Windlaufbleches unter der Scheibe findet sich sehr oft Rost. Unter der Karosserie befinden sich die weiteren Schwachstellen an Domen vorn und hinten, am Übergang zum Innenradhaus unter der Karosseriedichtmasse.

Unangenhem ist auch der recht verbreitete Rostbefall am Rahmenträger vorn und hinten. Beim VW Derby empfiehlt sich eine komplette Versiegelung, um vor künftiger Korrosion geschützt zu sein. Im Innenraum ist ein geschulter Blick unter die Teppiche wichtig. Achtung ist im Bereich Bodenblech und am Übergang zur A-Säule geboten. Hier droht Durchrostungsgefahr. Und auch unter der Rücksitzbank sollte gründlich geforscht werden.

Technik-Check

Die Technik des VW Derby entspringt dem Konzernbaukasten von VW. Verschleißteile sind zum Teil noch beim lokalen Händler zu bekommen. Der 1300er-Motor, auch in Polo 1 und 2, Audi 50 und VW Golf 1 eingesetzt, ist robust. Ölverluste an Ventildeckeldichtung oder Getriebe können gut behoben werden.

Auch wenn die meisten VW-Motoren als unzerstörbar gelten, sind die Wechselintervalle für Zahnriemen, Luftfiltereinsatz und Öl einzuhalten. Volkswagen-typische Durchrostungen weist die Auspuffanlage von VW Polo und Derby auf. Hier stehen ausreichend Alternativen zum Serienbauteil zur Verfügung.

Das Fahrwerk gleicht nach über 30 Jahren hartem Einsatz einem Schaukelpferd und sollte erneuert werden. Dann gibt es sich auch wieder sportlich. An den Achskörpern können undichte Achsmanschetten für Ärger sorgen. Zudem lohnt ein Blick auf die Traggelenke. Der VW Derby wurde von seinen Vorbesitzern selten geschont und sollte daher vor der Inbetriebnahme einer umfangreichen Inspektion unterzogen werden.

Preise

10.800 Mark kostete der VW Derby GLS (Topmodell) bei seiner Einführung 1977. Trotz gleicher Substanz war er jahrzehntelang lang wesentlich günstiger als die Konzernbrüder Polo 1 und Audi 50. Seit einigen Jahren steigen die Preise jedoch. Modelle in miserablem Zustand werden bereits ab 500 Euro angeboten. Allerdings ist die Beschaffung der Blechteile so aufwendig, dass sich der Kauf eines voll fahrbereiten VW Derby lohnt. In Deutschland gibt es vom Modell GLS nur noch knapp 250 erfasste und fahrbereite Autos. Entsprechend liegt der Preisrahmen für einen guten Derby 1 mit Chromstoßstangen bei 4.000 bis 5.000 Euro - falls man einen findet. Restaurierte Modelle werden selten offeriert, weil der Arbeitsaufwand die Kalkulationen übertrifft. Viele Derby-Modelle wurden zu Tuning-Zwecken unfachmännisch aufgebaut und lassen sich nur mit hohem Aufwand zurückrüsten.

Bei Einführung 1977 (Derby 1.1 L) :
9.995
Bei Produktionsende 1981 (Derby 1.1 L) :
11.800

Ersatzteile

Die Ersatzteilversorgung für Verschleißteile und Technik ist für VW Polo und Derby gut gesichert. Einige VW-Händler führen sogar noch ein Restesortiment diverser Kleinteile. Auch Ölfilter und diverse Dichtungen sind noch erhältlich. Schwieriger wird es bei Karosserieteilen, Chromzierrat und der Innenausstattung. Auch Scheinwerfer, Rückleuchten und Typenschilder sind rar. Diesbezüglich hilft nur eine hartnäckige Suche nach den gewünschten Ersatzteilen im Internet, auf Märkten, Messen oder die Nachfrage bei Clubs. Polsterstoffe werden teilweise nachproduziert. Schalttafel-Einsatz-Instrumente sind mindestens ebenso schwierig zu ergattern wie originale Sitze, Türverkleidungen und Dekor für die Innenausstattung.

Schwachpunkte

  1. Frontblech
  2. Seitenteile
  3. Schweller
  4. Motor (Wartung)
  5. Türen
  6. Heckblech
  7. Motorhaube
  8. Windlauf vorn
  9. Dome vorn und hinten
  10. Rahmenträger vorn und hinten
  11. Traggelenke
  12. Stehbleche vorn
VW Derby, GLS, Igelbild, Kaufberatung

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Es ist nicht leicht, einen VW Polo oder Derby 1 in gutem Zustand zu finden. Bei der Technik-Versorgung gibt es keine Probleme. Zubehör wie Chromstoßstangen oder neuwertige Blechteile lassen sich nur noch nach langem Suchen finden. In gutem Zustand ist der Derby dafür aber ein sehr dankbarer Youngtimer.