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125 Jahre Automobil - vor 1880

Fuhr das erste Auto schon vor 340 Jahren?

125 Jahre Automobil - oder sollte es heißen "341 Jahre Automobil"? Im Jahr 1886 verliert August Otto sein Patent und damit auch das Monopol auf die Entwicklung des Viertaktmotors - und schon erfährt die aufkeimende Automobilgeschichte einen heftigen Gasstoß. Das erste Automobil rollt 1886 über die Straße - die Geburtsstunde der Automobilgeschichte. Doch schon Jahrzehnte und Jahrhunderte zuvor gibt es erste selbstfahrende Fahrzeuge.

Fardier de Cugnot Foto: Alain Cerf 21 Bilder

Klar, es gibt viele unterschiedliche Meinungen, wo und wann das erste Automobil entstanden ist, doch das erste Patent für ein "Fahrzeug mit Gasmotorenantrieb" erhält Karl Benz am 29. Januar 1886. Im Jahr zuvor entwickeln Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach den Reitwagen, einen Vorläufer des Motorrads. Das Patent wird am 29. August 1885 an Gottlieb Daimler ausgegeben.

Krieg als Vater des Automobil-Gedankens

Doch gehen wir noch ein paar Jahrzehnte zurück, ins Jahr 1769: Der Artillerie-Offizier Nicolaus Joseph Cugnot (1725 bis 1804) stellte in diesem Jahr seinen für das Militär entwickelten Dampfwagen vor, den Fardier. Dieses Gefährt trug an seiner Front einen riesigen Dampfkessel, der im Betrieb alle 15 Minuten neu befüllt werden musste. Aufgrund der Kopflastigkeit kann von Fahrverhalten bei diesem Vorläufer kaum die Rede sein, und als bei einer Vorführung in Anwesenheit des Kriegsministers der Koloss eine Mauer niederriss wurde, war das Thema vorerst erledigt.

Schon 1670 rollt ein Auto-Mobil

Übrigens gab es schon mehr als 215 Jahre vor Karl Benz' Patent-Motorwagen ein aus eigener Kraft fahrendes - also "auto-mobiles" - Dampfwagenmodell. Ferdinand Verbiest (1623 bis 1688) soll es 1670 am Hofe des chinesischen Kaisers Kangxi vorgestellt haben. Noch lachten die Beobachter dieser Szene, doch zweieinhalb Jahrhunderte später gehört die Automobilindustrie zu den wichtigsten und beherrschenden der Welt.

Im 19. Jahrhundert ging dann alles recht schnell. Weltweit hatten sich, vor allem in Europa, viele Erfinder und Bastler dem Thema selbstfahrendes Fahrzeug angenommen und stellten ihre mehr oder weniger ausgereiften Automobile vor. Der Brite Thomas Rickett baute ab 1860 seinen Dampfwagen in Serie, der rund 30 km/h erreichte. Das rechte Hinterrad des dreirädrigen Automobils wurde über eine Kette angetrieben, spätere Modelle besaßen sogar ein Zweigang-Getriebe mit Stirnrädern. Ob Rickett allerdings ein eines seiner Gefährte verkauft hat, ist zumindest fraglich.

Der Belgier Jean-Joseph Etienne Lenoir (1822 bis 1900) soll auch noch Erwähnung finden, denn er war es, der die ersten Zündkerzen fertigt und mit seinem Gasmotor 1860 die Aufmerksamkeit eines für die Automobilgeschichte sehr wichtigen Akteurs erregt: Nikolaus August Otto (1832 bis 1892), der unseren Benzinmotoren noch heute seinen Namen leiht.

Nebenbei: Späte Wahrheit - Otto ist nicht der Erfinder des "Otto-Motors"

Der Autodidakt Otto macht sich an die Arbeit und entwickelt ab 1862 an einem Viertaktmotor. Die ersten einsetzbaren Otto-Motoren gab es ab 1876 und am 3. April 1885 erhält Otto ein Patent für seine "Gas- bzw. Petroleum-Kraftmaschine". Doch in Gerichtsprozessen erreicht Christian Reithmann, dass das Patent aufgehoben wird. Gegen eine Zahlung von 25.000 Reichsmark und eine lebenslange Rente von Ottos "Gasmotoren-Fabrik Deutz AG" unterschrieb Reithmann eine Erklärung, nach der sich Otto weiterhin als deutscher Erfinder des Viertaktmotors bezeichnen durfte. Bis 1949 wurde dieser Vertrag geheim gehalten.

Dass Otto seine Patente verlor, ist eine Sternstunde der Automobilgeschichte, denn nun konnten auch andere Tüftler ihre Viertaktmotoren bauen. Die ersten, die Erfolg damit hatten, waren schließlich Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach, die ihren Motor in den Reitwagen hängten. Am 29. August 1885 erhielt Gottlieb Daimler darauf ein Patent und am 10. November fuhr Daimlers Sohn Adolf von Cannstatt nach Untertürckheim.