VW-Porsche 914 (1969-1974)

Volks-Porsche oder Elfer-Konkurrent?

Von den einen als günstiger Einsteiger-Porsche verspottet, von den anderen als Mittelmotor-Zweisitzer geliebt. Der VW-Porsche 914 polarisiert bis heute. Der erste deutsche Mittelmotor-Sportwagen wird dieses Jahr 50.

Porsche 914 Foto: Porsche 17 Bilder

Der Serien-Zweisitzer mit Mittelmotor wurde von 1969 bis 1975 gebaut. Zwischen 1969 bis zum Ende der Produktion im Frühjahr 1976 rollten insgesamt 118.978 Einheiten vom Band. Der Name VW-Porsche und der günstige Einstiegspreis des Mittelmotor-Sportlers von 12.250 DM (1970) brachten ihm bald den Spitznamen „Volks-Porsche“ oder gar „VoPo“ ein. Nur 3353 914 liefen als /6 mit dem Zweiliter-Sechszylinder des 911 T vom Band. Entsprechend teuer sind 914/6 heute: 72.000 Euro notiert Classic Analytics für ein Zustand-2-Exemplar. Das ist mehr als doppelt so viel, wie für einen Vierzylinder fällig werden: Die 80 PS starken 1,7-Liter-Versionen notieren in Zustand 2 mit 23.900 Euro. Doch zurück auf Anfang. Denn dass der 914 bei uns VW-Porsche hieß, hat direkt mit seiner kurvenreichen Entstehungsgeschichte zu tun.

Premiere auf der IAA 1969

Porsche 914 IAA 1969 Foto: Porsche
Premiere auf der IAA 1969: VW-Porsche 914.

Auf der Frankfurter IAA feierte der VW-Porsche 914 am 11. September 1969 seine Premiere. Ferry Porsche und der damalige VW-Chef Heinrich Nordhoff hatten sich zuvor per Handschlag auf ein besonderes Geschäftsmodell zum Vertrieb des neuen Sportwagens sowohl als VW-Variante als auch als Porsche-Modell geeinigt. Von dieser Konstellation sollten beide Seiten profitieren. Durch hohen Absatz sollte VW für geringe Fertigungskosten sorgen. Über die damit erreichbaren geringen Stückkosten sollte Porsche für die Entwicklungsarbeit entlohnt werden.

VW-Chef Nordhoff verstarb jedoch im April 1968 und sein Nachfolger Kurt Lotz soll die mündliche Vereinbarung zwischen Nordhoff und Ferry Porsche nicht anerkannt haben. Lotz beanspruchte die alleinigen Vertriebsrechte an der Porsche-Auftragsentwicklung. So schien das Gemeinschaftsprojekt zum Scheitern veruteilt zu sein. Anfang des Jahres 1969 wurde schließlich doch eine Einigung erzielt und als Kompromiss zwischen VW und Porsche die VW-Porsche Vertriebsgesellschaft m.b.H. gegründet. Firmensitz der neuen VG war Ludwigsburg bei Stuttgart. Im Ludwigsburger Bürokomplex ist heute die Vertriebs- und Marketingabteilung der Porsche AG ansässig.

914 als Volkswagen und als Porsche

Die meisten 914 wurden in die Vereinigten Staaten exportiert. Hier wurde der 914 aufgrund des dortigen Audi-Porsche-Vertriebsnetztes als „echter“ Porsche mit entsprechenden Logos und Wappen versehen. Trotzdem muss auch hier zwischen dem 914 von VW und der stärkeren Variante von Porsche unterschieden werden. Auch bei den US-Fahrzeugen mit Vierzylinder ist im Typenschild der Herstellername „Volkswagenwerk“ vermerkt.

Porsche 914 Foto: Porsche
Der 914 war ein Kind seiner Zeit und lässt heute die 70er wieder aufleben.

Der Zweisitzer mit dem feststehenden Targa-Bügel war der erste deutsche Mittelmotor-Sportwagen. Von Produktionsbeginn waren zwei Motorisierungen erhältlich. Der VW-Porsche 914/4 verfügte über den 1,7-Liter-Vierzylinder-Boxermotor aus dem VW 411 E mit 80 PS. Der Porsche 914/6 wurde von einem Zweiliter-Sechszylinder-Boxermotor mit 110 PS aus dem Porsche 911 T angetrieben. Die Vierzylinder-914 wurden bei Karmann in Osnabrück gefertigt, während die 914 mit Sechszylinder im Porsche-Werk in Stuttgart produziert wurden.

Mittelmotor-Zweisitzer mit spiritzigen Fahreigenschaften

VW-Porsche 914, Seitenansicht Foto: Hans-Dieter Seufert
Fahrleistungen und Straßenlage profitieren davon, dass der 914 nur 900 kg wiegt.

Für damalige Verhältnisse waren die Fahrleistungen des Zweisitzers durchaus beeindruckend. Während das Vierzylinder-Einspritzmotor 177 km/h erreichte, schaffte der Sechszylinder eine Höchstgeschwindigkeit von 201 km/h. Dem 80-PS-Modell folgte 1973 der 1,8-Liter-Doppelvergaser-Motor mit 85 PS aus dem 412 S. 1972 erschien schließlich der Zweiliter-Vierzylinder, der den Porsche-Boxer ablöste.

Zwei besondere Sondermodell erfreuen bis heute die Herzen der 914-Fangemeinde. So wurden zwei Modelle mit Achtzylinder als Porsche 914/8 gebaut. Unter der Motorhaube des ersten Exemplars mit der Fahrgestellnummer 914.111 arbeitet der Drei-Liter-Boxermotor mit Einspritzung und 300 PS. Dieser rote 914/8 war ein Versuchsfahrzeug, das Ferdinand Piëch nutzte. Der zweite 914/8 war ein Geburtstagsgeschenk für Ferry Porsche zu dessen 60. Geburtstag. In diesem Fahrzeug mobilisierte der mit Vergasern bestückte Boxer-Motor 260 PS. Zu den beiden Achtzylinder-914 kamen elf 916, die mit den 190 und 210 PS starken Sechszylindern aus dem 911 S und dem Carrera RS ausgerüstet waren. Diese 916 waren für den Motorsport gedacht. Der Mittelmotor-Sportwagen war dort durchaus erfolgreich; ein 914/6 GT des Teams Sonauto gewann 1970 die GT-Klasse in Le Mans.. Ein 914/6 GT wurde 1972 der ONS als das erste Safety-Car der Welt zur Verfügung gestellt.