41. AvD-Oldtimer Grand-Prix Nürburgring

BMW Turbo-Weltmeister wachgeküsst

Zum ersten Mal startet der Brabham Formel 1 mit BMW-Turbomotor auf dem Nürburgring, mit dem Nelson Piquet vor 30 Jahren Weltmeister wurde. Beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix (9. bis 11. August) fährt Marc Surer den bis zu 1.100 PS starken Monoposto.

BMW beim 41. AvD-Oldtimer Grand-Prix, 2013, mokla 0713 Foto: BMW 18 Bilder

1983 schrieb BMW Formel-1-Geschichte: Die Münchener Motorsportler baute den ersten Turbomotor der Geschichte, mit dem ein Fahrer den Weltmeistertitel errang. Der Brasilianer Nelson Piquet gewann drei von 15 Läufen. Erst beim Finale in Südafrika fiel die Entscheidung: Piquet reichte ihm ein dritter Platz, um dem Renault-Piloten Alain Prost auf den zweiten Platz zu verweisen.

BMW schlägt Turbo-Pionier

Das französische Werksteam war der Turbo-Pionier der Formel 1. Aber den Erfolg ernteten das Brabham-Team und BMW sowie die Scuderia Ferrari, die mit den französischen Fahrern Rene Arnoux und Patrick Tambay den Konstrukteurstitel gewann. „Wer in der Formel 1 aktiv ist, muß schnell lernen, dass himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt ganz dicht beieinander liegen“, meinte BMW-Rennmotorenkonstrukteur Paul Rosche vor dem Grroßen Preis von Deutschland 1983 in auto, motor und sport.

Im Gespäch mit Redakteur Norbert Haug, dem späteren Mercedes-Motorsportchef, verriet Paul Rosche außerdem: "Ganz ehrlich: Wir hatten uns die ganze Geschichte anfangs leichter vorgestellt." Von der ersten Testfahrt eines Brabham-BMW am 13. Oktober 1980 in Silverstone bis zum ersten Sieg beim Großen Preis von Kanada 1982 vergingen 20 Monate. "Alle, die unser Formel 1-Engagement betrachteten, waren schon langsam ungeduldig geworden. Ohne den Kanada-Sieg hätten wir schlecht ausgesehen", betonte Paul Rosche, dem Norbert Haug den Beinamen "Power-Paul" verlieh.

Turbo-Schrittmacher

Der stets bescheiden auftretende Paul Rosche war wie kein Zweiter Schrittmacher für den Formel-1-Turbo von BMW. Beim aufgeladenen Motor für den Werks-02 sammelte der Münchener, der seit 1957 für die heimische Automarke arbeitete, erste Erfahrungen. Über einen Zweiliter-Turbo für die US-amerikanische IMSA-Serie als Zwischenschritt entstand ein aufgeladenes Aggregat für den von Markus Höttinger gesteuerten Gruppe 5-BMW inJägermeister-Lackierung: "Damals haben wir uns die ersten Gedanken in Richtung Formel 1 gemacht. Probeweise, für die Deutsche Rennsportmeisterschaft, wurde ein Versuchsmotor mit etwas über 1.400 Kubikzentimeter entwickelt."

Kampf um den BMW-Turbo

Rosche war es auch, der gemeinsam mit dem neuen Rennleiter Dieter Stappert für den Verbleib des Formel-1-Turbos in München kämpften. Die meisten Vorstände, angeführt vom damaligen Entwicklungschef, wollte das Projekt an Talbot nach Frankreich verkaufen – die neue Wirkungsstätte des alten Rennleiters Jochen Neerpasch. Doch mit der Unterstützung von Vertriebsvorstand Hans-Erdmann Schönbeck gelang der BMW Motorsport GmbH und Motorenentwickler Rosche der Durchbruch: der wichtigste interne Erfolg auf dem Weg zur Weltmeisterschaft.

Tankstopp-Pioniere

Für den Erfolg auf der Rennstrecke sorgte eine Neuerung, die Brabham gemeinsam mit BMW einführte: die Tankstopps. Durch das Nachfüllen der Kraftstofftanks während des Rennens konnten die Monoposti von Teamchef Bernie Ecclestone mit weniger Gewicht starten und so einen Vorsprung herausfahren, der für das Einlegen eines Tankstopp reichte. Rund 100 Kilogramm Gewicht sparten die weiß-blauen Rennwagen so für die Anfangsphase ein, errechnete ams-Redakteur Norbert Haug.

Erinnerungen an den schwierigen Weg bei der Entwicklung, die Tricks auf der Rennstrecke und den großen Erfolg werden am 10. Und 11. August beim AvD-Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring lebendig. Die Motorsportexperten von BMW Group Classic unter der Leitung von Norbert Knerr haben den Brabham BT52 mit dem Vierzylinder-Motor, wie ihn Nelson Piquet bei seiner Weltmeisterschaft fuhr, mithilfe von Paul Rosche sowie einigen anderen Technikern und Mechanikern aus den 80er Jahren restauriert und fahrbereit gemacht.

Ex-Formel-1-Pilot Marc Surer am Steuer des Brabham BT-52

Chauffeur der bayrischen Turbo-PS wird der Schweizer Marc Surer sein. Der 62 Jahre alte ehemalige Formel-1-Pilot (82 Starts) und Formel-2-Europameister von 1979 war in den 90er Jahren BMW-Rennleiter. 1985 startete er als Brabham-Teamkollege von Doppelweltmeister Nelson Piquet in zwölf Läufen zur Formel-1-Weltmeisterschaft. Das Auto war der BT54-BMW, der allerdings nicht an die Erfolge seines Vorgängers BT52 anknüpfen konnte. Immerhin fuhr Surer mit 85er Brabham-BMW den vierten Platz beim italienischen Grand Prix heraus: sein bestes Grand Prix-Ergebnis. Surer wurde nur um eine Sekunde von Ayrton Senna im Lotus-Renault geschlagen.

Wann fährt der Weltmeister-Brabham-BMW auf dem Nürburgring?

Zwei Mal wird der Brabham BT52-BMW mit Marc Surer am Steuer beim 41. AvD-Oldtimer-Grand-Prix auf der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings zu sehen sein: am Samstag (10. August) ab 15.50 Uhr und am Sonntag (11. August) ab 12.35 Uhr.