AvD-Oldtimer-Grand Prix 2013

Ring der Jubiläen

Auch 2013 - ein Jahr nach dem 40. Geburtstag - ist der Oldtimer-Grand Prix in Feierlaune. Über 50.000 Besucher erlebten packende Rennen und viele runde Geburtstage des Motorsports.

AvD-Oldtimer-GP, Formel-1-Autos, Start Foto: Arturo Rivas, Gudrun Muschalla 50 Bilder

Marc Surer drückt den Starterknopf, hinter ihm beginnt eine rund 1.400 PS starke Zeitmaschine zu röhren. Mechaniker Rainer Kupferschmid zieht den Stecker der externen Batterie ab, seine Kollegen in blau-weißer Teamkleidung blicken zufrieden auf ihr Werk. Norbert Knerr, Leiter der Motorsportabteilung von BMW Classic, gibt ein kurzes Zeichen, der Brabham-BMW rollt aus der Box und Knerr schaut versonnen in Richtung der Boxenausfahrt und blickt in der Vergangenheit: 30 Jahre Weltmeisterschaftssieg von BMW in der Formel 1.

Ausgeprägtes Turboloch im Brabham-BMW

1983 wurde Nelson Piquet in diesem Auto Formel-1-Weltmeister: Der erste Pilot, der mit einem Turbomotor im Rücken den wichtigsten Titel im Automobilsport erobert. Jetzt sitzt Marc Surer im Cockpit, der 1985 in seiner vorletzten Saison für Brabham fuhr und den kraftvollen Vierzylinder-Turbo aus Bayern bereits aus dem Jahr zuvor bei Arrows kennengelernt hatte. "Man muss sich an ein solches Auto gewöhnen. Es hat ja eine "Gedenksekunde", die sogar länger als eine Sekunde dauert - das ist unglaublich“, beschreibt Surer das Turboloch. "Aber es ist irgendwo im Hirn noch gespeichert.“

Auf der aktuellen Formel-1-Strecke in der Eifel zeigt Surer, was in dem Brabham-BMW steckt. Der Schweizer lässt den 30 Jahre alten Formel-1-Wagen um die Strecke fliegen und begeistert die Zuschauer vor dem Herunterschalten der Kurven mit mächtigen Flammen, die aus dem Auspuff unter dem Heckflügel schießen: Ein sensationelles Spektakel, das sicher schon jetzt zu den größten Momenten in der Geschichte des AvD-Oldtimer-Grand-Prix zählen wird.

Beim historischen Rennwochenende auf dem Nürburgring vor einem Jahr entstand die Idee, den Weltmeister-Wagen gemeinsam mit BMW-Zeitzeugen aus der Turbo-Ära wieder fahrbereit zu machen. Am zweiten August-Wochenende 2013 schließt sich der Kreis.

Marc Surer kennt viele OGP-Autos noch aus aktiver Zeit

Dazu erleben die über 50.000 Zuschauer bei der 41. OGP-Auflage Formel-1-Monoposto im Renneinsatz, die 1983 gegen den Brabham-BMW in der Weltmeisterschaft starteten. Der Frankfurter Timo Scheibner steuert einen Ligier JS21-Ford, der 1983 seinen Fahrern Jean-Pierre Jarier und Raul Boesel mangels Turbo-PS nur wenig Freude machen konnte. Erst in der folgenden Saison verfügte das französische Formel-1-Team aus Vichy über zwangsbeatmete Renault-V6.

Scheibner zeigt, dass er mit dem himmelblauen Ligier gegen die starke Konkurrenz in der FIA-Meisterschaft immer besser zurechtkommt, scheidet aber nach dem zehnten Rang in Lauf 1 im zweiten Rennen nach einer Kollision aus.

Marc Surer schaut interessiert dem Treiben der Piloten in ihren historischen Monoposti zu. Viele Autos kennt er noch aus seiner aktiven Zeit: „Es ist faszinierend, dass die Auto so lange überlebt haben.“ In dem Feld ist auch ein Brabham BT49C-Ford unterwegs, ein ehemaliges Auto von Nelson Piquet aus dessen erstem Weltmeisterjahr 1981.

Schneller Youngster mit 3 Sekunden Vorsprung pro Runde

Doch diese geschichtliche Vorprogrammierung hilft Joaquin Folch nicht gegen voranstürmenden historischen Renn-Nachwuchs. Der 22 Jahre alte Michael Lyons hat eine ganz eigene Form der Abnabelung von seinen rennverrückten Eltern gefunden: Er ist in seinem RAM-Williams FW07-Ford einfach um Welten schneller.

Auch die Mitstreiter bekommen den Twen aus dem Südosten Englands nicht gebändigt – Lyons Junior gewinnt beide Rennen. Selbst eine Safetycar-Phase im zweiten Rennen, die sein bequemes Sekundenpolster zunichte macht, erledigt er im Stil eines Profis: In nur einer verbleibenden fliegenden Runde fährt er einen Vorsprung von fast drei Sekunden auf den Zweiten heraus.

Doch gute Formel-1-Piloten kommen in der historischen Szene nicht ausschließlich aus England: Alexander Furiani, der vor allem als Spezialist für Alfa GTA bekannt ist, zeigt im letzten Surtees-Formel 1 aus dem Jahr 1978 zwei mitreißende Rennen. Der in Frechen bei Köln wohnende Italiener gewinnt in beiden Rennen mit Top Ten-Plätzen seine Klasse.

Jaguar C-Type im Training verdächtig schnell unterwegs

Doch es ist an dem luftigen Sommerwochenende nicht alles eitel Sonnenschein: Auch das Abendrennen für Rennsportwagen und GT der 50er und frühen 60er Jahre soll sich in den Jubiläumreigen einbinden. Vor 60 Jahren wurde zum ersten Mal die Markenweltmeisterschaft ausgetragen. Doch ausgerechnet ein zweisitziger Rennwagen aus der Premierenära dieser Weltmeisterschaft sorgt für Unmut unter den Konkurrenten. Der Jaguar C-Type mit dem Rennprofi Alan Buncombe am Steuer scheint gemessen am Baujahr schlicht zu schnell, fährt im Training die gleichen Rundenzeiten wie Max Werner im neun Jahre jüngeren Ferrari 250 GT "Breadvan“.

Das Team um den Deutschen wollte sogar Protest gegen die Technik einlegen, der nur durch Formalien vereitelt wurde. Auffällig ist: Der bronzefarbene C-Type blieb im Rennen pro Runde um etwa zwei bis drei Sekunden unter seinen Trainingszeiten. So gewinnen Max Werner und Teamkollegin Gaby Spangenberg das stimmungsvolle Abendrennen vor Buncombe. Jedes andere Ergebnis wäre merkwürdig gewesen“, bemerkt Rennorganisator Hubertus Graf Dönhoff bei der Siegerehrung.

Renn-Ass Wolfgang Kaufmann und seine Mitstreiter aus dem Revival Deutschen Rennsportmeisterschaft erweisen mit zwei spannenden Rennen der Kultserie des deutschen Motorsports dagegen eine reibungslose Erinnerung sowie mit zahlreichen Porsche 911 und 935 dem Jubilar aus Zuffenhausen die Ehre. Porsche selbst feiert das 50-jährige Jubiläum mit einem großen Korso auf der Grand-Prix-Strecke.

Derek Bell in Stefen Bellofs-Rekord-Porsche 956

Fernab des Hauptgeschehens ereignet sich der wohl emotionalste Moment des Wochenendes: Wie sein Rennfahrerkollege Marc Surer startet auch der fünfmalige Le Mans-Sieger und Ex-Porsche-Werksfahrer Derek Bell eine Zeitmaschine. Er dreht in jenem Porsche 956 eine Ehrenrunde, mit dem er vor 30 Jahren mit Stefan Bellof auf dem Ring startete. Der 1985 tödlich verunglückte Bellof erzielte damals mit dem Auto im Training eine sagenhafte Rekordrunde: "Sie war fantastisch, ein Rekord, der in Stein gemeißelt ist", erinnert sich Bell.

Ergebnisse 41. AvD-Oldtimer-Grand Prix Nürburgring, GP-Kurs

FIA Masters Historic F1, Lauf 1

  1. Michael Lyons (GB) RAM Williams-Ford (1980)
  2. Steve Hartley (GB) Arrows A4-Ford (1982)
  3. Joaquin Folch (E) Brabham BT49C-Ford (1981)
FIA Masters Historic F1, Lauf 2
  1. Michael Lyons (GB) RAM Williams-Ford (1980)
  2. Joaquin Folch (E) Brabham BT49C-Ford (1981)
  3. Steve Hartley (GB) Arrows A4-Ford (1982)
FIA Formel Junior, Lauf 1
  1. David Methley (GB) Brabham BT6-Ford (1963)
  2. Michael Hibberd (GB) Lotus 27-Ford (1963)
  3. Tommaso Gelmini (I) Branca-Ford (1963)
FIA Formel Junior, Lauf 2
  1. David Methley (GB) Brabham BT6-Ford (1963)
  2. Michael Hibberd (GB) Lotus 27-Ford (1963)
  3. Manfredo Rossi di Montelera (I) Lotus 22-Ford (1962)
FIA Masters Sports Car, Lauf 1
  1. Stefano Rosina (GB) McLaren M8C-Ford (1970)
  2. Martin O‘Connell (GB) Chevron B19-Ford (1971)
  3. Jason Wright (I) Lola T70 Mk3B-Chevrolet (1969)
FIA Masters Sports Car, Lauf 2
  1. Stefano Rosina (GB) McLaren M8C-Ford (1970)
  2. Jason Wright (I) Lola T70 Mk3B-Chevrolet (1969)
  3. John Sheldon (GB) Chevron B19-Ford (1971)
Revival DRM, Lauf 1
  1. Wolfgang Kaufmann (D) Porsche 935 K3/80 (1980)
  2. Daniel Schrey (D) Porsche 935 K3 (1979)
  3. Christopher Stahl (D) Poirsche 934/5 (1976)
Revival DRM, Lauf 2
  1. Wolfgang Kaufmann (D) Porsche 935/80 (1980)
  2. Daniel Schrey (D) Porsche 935 K3 (1979)
  3. Christopher Stahl (D) Porsche 934/5 (1976)
2-sitzige Rennwagen 1960, 1 Std.
  1. Max Werner/Spangenberg (D/D) Ferrari 250 GT „Breadvan“ (1962)
  2. Alex Buncombe (GB) Jaguar C-Type (1952)
  3. Walker/Griffiths (GB/GB) Lotus Eleven Le Mans (1957)
2-sitzige Rennwagen 1960, Lauf 2
  1. Alex Buncombe (GB) Jaguar C-Type (1952)
  2. Philip Walker (GB) Lotus Eleven Le Mans (1957)
  3. Jürg Tobler (CH) Lola Mk1-Climax (1960)

Ergebnisse 41. AvD-Oldtimer-GP Nürburgring

Historic GP Cars, Lauf 1

  1. Philip Walker (GB) Lotus 16-Climax (1959)
  2. Julian Bronson (GB) Scarab-Offenhauser (1960)
  3. Tony Smith (GB) Ferrari Dino 246 (1960)
Nürburgring Trophy (Nordschleife)
  1. K. Jodexnis / W. Destrée (D/D) Porsche 911 S/R (1971)
  2. S. Oberdörster / A. Gülden (D/D) Porsche 911 S (1970)
  3. Christian Limmer (D) Porsche 911 (1969)
Gentleman Drivers GT bis 1965
  1. Alex Buncombe (GB) Jaguar E-Type (1962)
  2. McInerney/McInerney (GB/GB) TVR Griffith (1965)
  3. Yvan Mahe (F) AC Cobra (1963)
Pre 1940, Lauf 1
  1. Gareth Burnett (GB) Alta Sports (1936)
  2. Alfredo von Ketteler (D) Delahaye 135S (1936)
  3. Josef Otto Rettenmaier (D)Maserati 8C 3000 (1932)
Pre 1940, Lauf 2
  1. Josef Otto Rettenmaier (D) Maserati 8C 3000 (1932)
  2. Alfredo von Ketteler (D) Delahaye 135S (1936)
  3. Sue Darbyshire (GB) Morgan Threewheeler (1929)
BMW-Rennen, Lauf 1
  1. Christian Traber (CH) BMW M1 Procar (1979)
  2. Johnny Cecotto (D) BMW M3 E30 Gr. A (1990)
  3. Hans Wagner (D) BMW M1 Turbo Schnitzer (1981)
BMW-Rennen, Lauf 2
  1. Hans Wagner (D) BMW M1 Turbo Schnitzer (1981)
  2. Michael Kammermann (CH) BMW M1 (1979)
  3. Christan Traber (D) BMW M1 Procar (1979)
AvD-Tourenwagen-Trophäe
  1. Graham Wilson (GB) Lotus Elan (1963)
  2. Palle Pedersen (DK) Ginetta G4 (1964)
  3. Roger Adamsson (S) Lotus Elan (1965)
23. AvD-Historic-Marathon (Nordschleife)
  1. O. Ellerbrock/A. Furiani (D/D) Alfa Romeo GTA (1965)
  2. R. Gröpper/H.Walther (D/D) Ford Mustang (1965)
  3. A. Fatemi/W. Kaufmann (D/D) Porsche 904/6 (1964)
Historic GP Cars, Lauf 2
  1. Philip Walker (GB) Lotus 16-Climax (1959)
  2. Julian Bronson (GB) Scarab Offenhauser (1960)
  3. Josef Otto Rettenmaier (D) Maserati 250F (1957?)