Eifel Rallye Festival

Jenseits von Afrika

Die zweite Ausgabe des Eifel Rallye Festivals in und um Daun setzte gegenüber dem Vorjahr noch eins drauf: Drei Weltmeister, 150 Autos, 40000 Fans. Selbst das Wetter sorgte für Superlative.

Eifel Rallye Festival 2012, mokla, 0714 Foto: Daniel Roeseler 42 Bilder

Das Volk stöhnte unter schwülen 32 Grad in der sonst angeblich immer so kühlen Eifel. Auf der Hauptstraße von Daun rissen sich die ersten Männer die Hemden vom Leib und wandelten oben ohne durch die Reihe der Rallye-Schätze, die an der Zeitkontrolle Schlange standen.

Safari-Rallye in der Eifel mit Björn Waldegaards -Rallye-911

Schon 2011 platze das Stadtzentrum mit 120 Teilnehmern aus allen Nähten, nun waren noch einmal 30 Autos mehr am Start. Auf dem Marktplatz, vor dem Kino und eigentlich in jedem Hinterhof dazwischen stapelten sich Escorts, Asconas oder Deltas. Die Organisation hat Ausmaße angenommen, der ausgerechnet die Initiatoren zum Opfer fielen. Peter Schlömer, Chef des MSC Daun musste einen Talbot Lotus wie 2011 in der Garage lassen, weil er als Rallyeleiter zu beschäftigt war, um selbst zu driften. Erstmals blieb auf der MG Metro 6R4 von Slowly-Sideways-Clubchef Reinhard Klein unbewegt. Stattdessen gab der Kölner Fotograf Interviews oder trieb sich in einem Hinterhof herum, wo seine besonderen Lieblinge parkten.

Das besondere Motto der diesjährigen Ausgabe lautete "Safari-Rallye", und nach den prominenten Stars fuhren 16 grobstollige Boliden mit schwerer Eisenbewehrung vom Alfa Bertone bis zum Peugeot 205 Turbo 16 über die zehn Wertungsprüfungen. Porsche schickte gar ein ausgegrabenes Museumsstück nach Daun, den Original-911, mit dem Björn Waldegaard 1978 Zweiter in Kenia geworden war. Zur Einstimmung zeigte Rallye-Regisseur Helmut Deimel am Donnerstagabend auf der Großleinwand vor rund 1.000 Fans Ausschnitte von guten alten Zeiten, von staubigen Savannen und bewässerten Schlammwüsten.

Schirmherr Walter Röhrl hielt sich zurück, bei Armin Schwarz riss die Antriebswelle ab

Der Wettergott fühlte sich inspiriert und schickte zum Ende der ersten Prüfung ein schweres Gewitter, dem das Starterfeld so gerade entging. Das hatte ohnehin genug Herausforderung zu meistern, denn erstmals stand eine eigens hergerichtete Schotterprüfung bei der historischen Eifel-Rallye auf dem Programm. Weltmeister Walter Röhrl, der wieder die Schirmherrschaft übernahm, mochte den wunderschön hergerichteten Porsche 911 von Rafael Diez nicht zu sehr quälen und hielt sich bei der eigens aufgeschütteten Sprungkuppe eher zurück.

Der frühere Europameister Armin Schwarz strandete im Stratos von Gerd Bühler schon nach dem ersten Sprung. "Ich bin eigentlich ganz moderat drübergegangen", sagte der Franke.  Ein verkantetes Radlager ließ die Antriebswelle rechts abreißen. Für den einzigen Stratos im Feld ging es erst am nächsten Morgen weiter.

Bei der Prominenz war Defektquote ohnehin beachtlich: VW-Werksjunior Sepp Wiegand geigte im Golf G60 auf, bis der Motor einen Riss bekam. Stig Blomqvist, Weltmeister von 1984 stieg in seinen gerade frisch restaurierten 1986er Ford RS 200, hatte aber wegen diverser Kinderkrankheiten wenig Spaß. Landsmann und Safari-Seriensieger war da mit anfänglichen Getriebehakeleien im Porsche von Uwe Kurzenberger und einer undichten Tür im 911 von Francis Tuthill noch gut bedient.

Walter Röhrl wollte nicht als Materialfahrer geschimpft werden und verzichtete auf einen Ausritt im Monster-Quattro E2, der schon im Vorjahr mit Motorschaden gestrandet war. Neben dem 911 Carrera setzte sich die lebende Legende des Öfteren in einen Ascona 400. Wenn er nicht fuhr, schrieb er mit Engelsgeduld Autogramme. Diese Eifel-Wochenenden gehen dem sonst eher schüchternen Regensburger schon an die Substanz. Wird er auch 2013 wieder die Gallionsfigur abgeben? "Wenn ich merke, dass ich die Fahrerei nicht mehr beherrsche, dann höre ich auf", sagt er, und damit ist bei den 40.000 Fans Zuversicht angesagt. Der große Star wird auch im nächsten Jahr dabei sein.