Geschichte des Sachsenrings

Zuschauermagnet aus Tradition

Für Jahrzehnte war der Sachsenring die Motorradrennstrecke in Deutschland. Die ursprüngliche Rundstrecke bei Hohenstein-Ernstthal ist sogar älter als der Nürburgring.

ADAC Sachsenring Classic Foto: Archiv 10 Bilder

Am Himmelfahrtstag 1927, und damit genau 29 Tage vor der Eröffnung des Nürburgrings, startete die Tradition des Sachsenrings. Allerdings hieß das erste Rennen, welches auf einem 8,71 Kilometer langen Straßenkurs bei Hohenstein-Ernstthal ausgetragen wurde, noch "Badberg- Vierecksrennen". 1934 fand der erste deutsche Motorrad-Grand Prix auf der Strecke statt, die dann 1937 den Namen "Sachsenring" bekam. Ihre Blüte erlebte die Piste im Landkreis Zwickau von 1961 bis 1972, als in Sachsen die Läufe zur Motorrad-Weltmeisterschaft ausgetragen wurden. Bis zu 400.000 Zuschauer kamen zu den Rennen der Weltelite auf dem schnellen Straßenkurs.

Agostini war der Schnellste auf dem Sachsenring

Der schnellste Fahrer dieser Ära auf dem Sachsenring war der 15-fache italienische Weltmeister Giacomo Agostini, der 1968 mit seiner MV Agusta 500 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 176,8 km/h eine unerreichte Rekordrunde drehte. Insgesamt elf Siege konnte der Rekordweltmeister aus Bergamo auf dem Sachsenring herausfahren: so auch 1972, als der Große Preis der DDR zum letzten Mal ausgetragen wurde.

Doch neben den Zweiradstars aus Italien, Spanien oder England feierten die Zuschauer der Großen Preise vor allem die Fahrer mit einheimischen MZ wie zum Beispiel Ernst Degner, Werner Musiol oder Heinz Rosner, den späteren Weltmeister Mike Hailwood, dessen Landsmann Alan Shepherd oder die Nachwuchsfahrerin Helga Steudel. Die Greizerin gewann mit ihrer Rennmaschine aus Zschopau 1965 den Junior-Lauf im Rahmen des Großen Preises.

Dieter Braun holte zahlreiche Siege

Aber zu den MZ-Fahrern gehörte auch Dieter Braun, der 1968 mit einer sächsischen Rennmaschine Deutscher Meister wurde und bis 1970 für die Marke aus dem Erzgebirge auch Weltmeisterschaftsläufe bestritt.

1971 feierte der in Ulm geborene Rennfahrer auf einer Yamaha den Sieg in der 250er-Klasse, in der er zwei Jahre später auch Weltmeister wurde. Aber zu diesem Zeitpunkt waren die international besetzten Rennen bereits Geschichte, und es sollte bis 1998 dauern, ehe der WM-Zirkus wieder in Sachsen Station machen konnte.

Automobilrennen mit großen Namen

Aber nicht nur Motorradrennen prägten diese Blütezeit des Sachsenrings. Im Rahmen der Zweirad-Grand Prix' wurden auch international besetzte Autorennen ausgetragen: zunächst mit Formel Junior-Rennwagen und von 1964 bis 1966 mit Formel 3-Monoposti. Das letzte Rennen für diese Formel mit Einliter-Rennmotoren gewann der Braunschweiger Kurt Ahrens in einem Brabham vor dem Franzosen Patrick Dal Bo in einem Werks-Pygmée und dem Finnen Leo Matilla in einem Cooper.

Nur knapp dahinter folgte mit Willy Lehmann, der mit einem SEG-Wartburg für den MC Halle startete, der beste ostdeutsche Pilot. SEG war übrigens die Abkürzung für "Sozialistische Entwicklungsgesellschaften Rennsport", die von Lehmann selbst zusammen mit Siegfried Seiffert geleitet wurden. Zur gleichen Zeit um 1960 startete auch der Dresdner Heinz Melkus den Bau eines Formel Junior-Wagens.

Pokal für Frieden und Freundschaft

Die Familie Melkus war um 1975 auch an dem neuen Formelwagen MT77 mit einem 1,3-Liter-Lada-Vierzylinder beteiligt. Gemeinsam mit Hartmut Thassler entwickelten sie den Rennwagen, der international im "Pokal für Frieden und Freundschaft", dem Formel-Championat für Osteuropa, eingesetzt wurde. Parallel entwickelte sich die DDR-Meisterschaft zu einer neuen Blüte, als pro Saison bis zu 70 Rennfahrer mit ihren MT77 antraten. Die Rennen auf dem Sachsenring zählten zu den Saisonhöhepunkten. 1990 wurde der Sachsenring jedoch stillgelegt.

Sechs Jahre später eröffnete die traditionsreiche Rennstrecke wieder ihre Pforten, jetzt als neuer permanenter Kurs. Zur Premiere gastierte der ADAC Super-Tourenwagen-Cup in Sachsen, zwei Jahre später fand der erste Motorrad- Grand Prix auf der 3,6 Kilometer langen Berg- und Talbahn statt.

Jetzt erinnert mit der ADAC Sachsenring Classic erstmals eine historische Rennveranstaltung an die lange und vielfältige Motorsportgeschichte rund um Hohenstein-Ernstthal. Klassische Motorräder und Autos lassen die große Historie des Sachsenrings aufleben, die im Mai 1927 mit dem ersten Motorradrennen begann.