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Porsche Le Mans-Siegerautos in Hockenheim

Porsche holt Schwung für Le Mans

Mit vielen ehemaligen Erfolgsautos des 24-Stunden-Rennens von Le Mans und den erfolgreichen Fahrern von Richard Attwood und Hans Herrmann, 1970 die ersten Gesamtsieger in einem Porsche, bis zum aktuellen Werksfahrer Timo Bernhard gab die Zuffenhausener Sportwagen-Marke den Startschuss für die "Mission 2014. Our Return."

Porsche Le Mans-Siegerautos auf dem Hockenheimring Foto: Porsche 32 Bilder

Wohnzimmer von Porsche und der Quantensprung 2014

Mit einem Le Mans-Prototyp, angetrieben von einem Benzinmotor mit Hybridantrieb, kehrt Porsche nach 16 Jahren Abstinenz werkseitig in die schnellste Prototypen-Kategorie zurück. Auf der Habenseite von Porsche steht ebenfalls die Zahl 16: So viele Gesamtsiege hat Porsche beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans eingefahren, dazu 103 Klassensiege. "In 62 Jahren sind dort über 800 Porsche-Rennwagen eingesetzt worden", rechnete Porsche-Archivar Dieter Landenberger vor und betont: "Le Mans ist das Wohnzimmer von Porsche."

Doch davon kann sich die neue Rennmannschaft mit dem Technikdirektor Alexander Hitzinger nichts kaufen: "Die Komplexität der Autos für die kommende Saison mit dem neuen Reglement wird ein Quantensprung", sagt der Techniker, der 1998 zum ersten Mal mit Toyota das 24-Stunden-Rennen erlebte. In diesem Jahr feierte Porsche den bisher letzten Gesamtsieg in Le Mans mit einem 911 GT1/98.

Inspiration durch Piëch

Besonders beeindruckt ist Hitzinger von der Zeit des Porsche 917: "Speziell die Arbeit von Professor Piëch ist eine Inspiration." Daraus lernt der Technikchef für den Porsche LMP 2014: "Man muss Risiken eingehen, sonst kommt man zu nichts." Als Auto würde sich Alexander Hitzinger den 935 "Moby Dick" aussuchen, der 845 PS starke, 1978 von Rolf Stommelen und Manfred Schurti gefahrene Gruppe 5-Wagen. "Mich reizt einfach diese brachiale Leistung und das Rohe, es gibt keine Fahrhilfen: dieses Pure." Mit dem Vorgänger von Moby Dick, dem 935/77 tauchte Hitzinger dann in die Vergangenheit ein: Mit Werks-Chauffeur Timo Bernhard, der Le Mans-Sieger von 2010, drehte er ein paar Runden.

Technikchef schwärmt vom 935

"Das Auto macht den Eindruck, dass es sehr handlich ist", schwärmt Hitzinger von dem rund 680 PS starken Porsche. "Der Sound ist toll und das Auto geht gut", ergänzt Bernhard. Beim Ausflug in die Vergangenheit zählen auch solche Eigenschaften. Ab 18. April 2014 zählt nur noch der Erfolg. Dann beginnt in Silverstone die neue Saison in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC). Porsche ist bei allen Läufen am Start: Der Höhepunkt folgt am 14. und 15. Juni beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans.

Neben Timo Bernhard stehen Romain Dumas, Mark Webber und Neel Jani bereits als Piloten fest. Dem Deutschen Marc Lieb, der bereits in der GT-Kategorie einen Werkskontrakt hat, und dem McLaren-Formel 1-Testfahrer Brendon Hartley, ein 23 Jahre alter Australier und ehemaliger Red Bull-Junior werden beste Chancen eingeräumt. Für das größte Aufsehen sorgte die Verpflichtung des australischen Formel 1-Piloten Mark Webber als Porsche-Werksfahrer. "Das war ein sehr guter Schritt", lobte Manfred Jantke, von 1972 bis 1982 als Porsche-Rennleiter für vier Porsche-Gesamtsiege in Le Mans verantwortlich.

Ehemaliger Porsche-Motorchef kritisch

Doch der 75 Jahre alte legendäre ehemalige Teamchef, der selbst nach sechs Jahren Pause im kommenden Jahr wieder das Langstreckenrennen von Le Mans anschauen will, kann die Schwierigkeiten des Einsatzes von Porsche abschätzen: "Sie sind jahrelang weggewesen, zu meiner Zeit dagegen war das Team im kontinuierlichen Einsatz bei Langstreckenrennen." Jantke vergleicht seine Zeit an der Boxenmauer mit der aktuellen Situation: "Bei uns bestand die komplette Rennabteilung aus einer übersichtlichen Gruppe von ungefähr 40 Menschen, heute sind es über 200: Wie ist es möglich, so viele Leuter zu steuern?"

Konkurrenzbeobachtung

"Wir liegen im Zeitplan", betont der heutige Technikchef Hitzinger. "Das zeigt auch unsere Konkurrenzbeobachtung." Wie das Fahrerteam besteht auch die Technikercrew aus einer Mischung zwischen erfahrenen Porsche-Mitarbeitern und Neuzugängen. Das Einsatzprogramm ist auf drei Jahre angelegt. Bis zum ersten Renneinsatz liegt ein ausgedehntes Testprogramm. Ein Zeichen, das es ernst wird: Timo Bernhard hat keine Zeit für Rallyeeinsätze mit seinem Porsche 911, der ihm zuletzt zwei Gesamtsiege bescherte. "Dafür bleibt mir jetzt keine Zeit mehr", sagt der Le Mans-Sieger von 2010 in Hockenheim.