Adler Trumpf Restaurierung

Ein Adler aus New York

Bruno Schmaus verlor sein Herz an ein Adler Trumpf Cabrio, das er durch Zufall bei Ebay entdeckte. Der Wagen stand in New York, nachts um 5 Uhr fiel der Hammer - für Schmaus ein Zuschlag mit Folgen. Doch der spontan ersteigerte Wagen erwies sich deutlich schlechter als beschrieben. Erst eine jahrelange Restaurierung machte ein Prachtstück daraus.

Adler Trumpf Cabrio, Frontansicht Foto: Fact 18 Bilder

Mit seinem ersten Auto ist Bruno Schmaus nur 15 Kilometer weit gekommen. Als 18-jähriger Gymnasiast hatte er sich 1965 von seinen gesparten 330 Mark ein Fiat Topolino Cabrio gekauft. Doch schon auf der Überführungsfahrt in seinen Wohnort im Allgäu verendete das kleine Motörchen wegen Schmierstoffmangel. Pech hatte er auch mit seinem zweiten Auto, einem weinroten Mercedes 180 Ponton, den ein Bekannter statt mit Benzin mit Dieselkraftstoff betankte.

Erfahrungen mit Austin-Healey und Jaguar XK

Seine Begeisterung für ältere Automobile ließ sich dadurch aber keinesfalls bremsen. Viel Arbeit und rigoroses Sparen ermöglichten ihm später den Kauf eines Austin-Healey 100/6 und dann eines Jaguar XK 140. Mit Letzterem, den er wegen eines Hausbaus verkaufen musste, verknüpft er unangenehme Werkstatterlebnisse. Doch da ihm die Form des Autos so gefiel, kaufte er sich später erneut ein solches Modell.

"Auch die 56er-Corvette hat mich schon immer begeistert", sagt Schmaus, und genau nach einem solchen Wagen durchstöberte er im Oktober 2004 das Internet. "Plötzlich landete ich auf den Ebay-Seiten und entdeckte ein Adler Trumpf Cabrio 1,7 AV", erinnert sich der 67-Jährige. Sein erster Gedanke war: "Das ist ja mal ein schickes Vorkriegsmodell."

Das Adler Trumpf Cabriolet stand im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn, die Beschreibung des Verkäufers klang vielversprechend, und Schmaus war total gefesselt. Er holte sich Unterstützung von seinem Ebay-erfahrenen Sohn, und um fünf Uhr in der Früh hatten sie den Zuschlag. Im gleichen Moment meldete sich das schlechte Gewissen: "Mein Gott, was habe ich getan? Ich habe ein altes Auto gekauft, von dem ich keine Ahnung habe."

Zustand war schlimmer als erwartet

Die Bedenken sollten sich als gerechtfertigt erweisen. Als der Adler Trumpf Cabriolet Monate später endlich geliefert wurde, war Schmaus total enttäuscht: "Rost und Gammel wohin ich schaute." Der Verkäufer hatte den Wagen als rostfrei beschrieben und von einem soliden Zustand gesprochen. Das war schlichtweg gelogen. Was für ein Reinfall.

Aber was sollte nun mit dem Adler Trumpf Cabriolet geschehen? Ihn mit Verlust verkaufen? Oder eine Restaurierung wagen? Die Klassikerschmiede in Großhartpenning in Oberbayern sah sich die Bescherung an und schätzte grob die Restaurierungskosten auf etwa 60.000 Euro. Allerdings milderte die Werkstatt für Schmaus den Schock, da sie ihm die Möglichkeit einräumte, mit viel Eigenleistung die Kosten zu drücken. Der unglückliche Adler-Besitzer nahm das Angebot an, und als leidenschaftlicher Hobbykoch revanchierte er sich für dieses Entgegenkommen gelegentlich mit einem leckeren Mittagessen.

Und da Schmaus nicht nur gut kochen, sondern auch geschickt schrauben kann, weil er in der Landwirtschaft groß geworden ist und an seinen früheren Oldies viel repariert hat, half er tatkräftig mit. Zum Beispiel bei der Demontage des Adler Trumpf Cabriolet und ihrer Dokumentation. Der nackte Rahmen wurde sandgestrahlt, und dann machte sich die Werkstatt an die Instandsetzung der sehr umfangreichen Rostschäden. Auch das unter dem Karosserieblech verborgene Holzgerüst war verfault und musste erneuert werden.

Mit Hausmitteln zum Erfolg

Wie bei Restaurierungen üblich, gab es ständig neue Überraschungen, die leider auch die Restaurierungskosten in die Höhe trieben. So erwies sich die Angabe des Verkäufers, die Kurbelwelle hätte sich noch drehen lassen, als weitere Lüge. "Im Inneren des Motors war alles verschlammt und festgefressen", so Schmaus. Also musste der Vierzylinder-Reihenmotor des Adler Trumpf Cabriolet komplett überholt werden. Zunächst beschäftigte sich Schmaus aber mit dessen Reinigung. Mit viel Essigessenz und anderen Hilfsmitteln verbrachte er längere Zeit damit, die verdreckten und verkalkten Wasserkanäle wieder freizubekommen.

Alles Weitere überließ er einem Motorenbauer, der dem Triebwerk des Adler Trumpf Cabriolet tatsächlich wieder neues Leben einhauchte. Allerdings kam es zu einer kleinen Panne, die Schmaus einen großen Schrecken und Ärger bereitete. Als er den Zylinderkopf mit dem vorgeschriebenen Drehmoment anziehen wollte, drehte sich schon die erste Mutter plötzlich ganz leicht. Offenbar waren die neu eingesetzten Zylinderkopfbolzen dem Zug nicht gewachsen. Sie mussten ersetzt werden.

Schmaus ärgerte sich, dass er nun auch die einzige originale Zylinderkopfdichtung, die er gefunden hatte, nicht mehr verwenden konnte. Klar hatte er Kontakt zum Adler-Motor-Veteranen-Club und zu Adler-Spezialisten, von denen er viele gute Tipps für die Restaurierung seines Adler Trumpf Cabriolet bekam. Aber dennoch erforderte die Ersatzteilbeschaffung und das Lösen von Detailfragen jede Menge Eigeninitiative und Zeit. So musste er zum Beispiel Ersatz für das Ausrücklager der Kupplung und dessen gerissenes Gussgehäuse finden. Schmaus kaufte mindestens sieben Lager anderer Autos, bis er etwas Passendes fand, musste dann aber noch das Gehäuse angleichen.

Viel Aufwand für Details

Zusätzlicher Aufwand ergab sich auch aus der Tatsache, dass Schmaus in allen Dingen sehr pingelig war. Er akzeptierte bei seinem Adler Trumpf Cabriolet kein großzügiges Spiel in der Lenkung, er wollte eine Elektrik mit korrekten zeitgenössischen Kabeln mit Stoffmantel haben, und er montierte kein Teil, das nicht hundertprozentig funktionierte.

Manches hat er an seinem Adler Trumpf Cabriolet sogar optimiert, etwa die Gelenke der Antriebswellen. "Da sich die innere 17-Millimeter-Stahlkugel zu sehr in den Laufschlitten der Gelenkkugeln einarbeitet, habe ich eine 18-Millimeter-Kugel verwendet und ließ dazu entsprechend neue oberflächengehärtete Gelenkkugeln anfertigen, um die Schlupfwirkung zu reduzieren", erklärt der Hobby-Restaurierer.

Stück für Stück wurde der gegen Rost befall behandelte und schwarz lackierte Rahmen mit frisch restaurierten Technik-Bauteilen bestückt. Die von der Werkstatt fertiggestellte Karosse des Adler Trumpf Cabriolet ließ Schmaus in Schwarz lackieren, die roten Zierlinien am Auto und den Felgen gleichen dem Original.

8.000 Stunden EIgenleistung stecken in dem Adler Trumpf Cabriolet

Während die roten Sitze und Innenverkleidungen nur aufgearbeitet werden mussten und man ihre schöne Patina erhalten konnte, blieb für das Dach des Adler Trumpf Cabriolet nur eine aufwendige Neuanfertigung übrig. Trotz rund 8.000 Stunden Eigenleistung hatten sich die Kosten längst in ungeahnte Höhen aufgeschaukelt, und Schmaus musste seinen geliebten Jaguar verkaufen, um alles bezahlen zu können.

Dann kam endlich die erste Probefahrt, doch ein zu heiß werdender Motor dämpfte die erste Freude. Es dauerte eine Weile, bis Schmaus herausfand, dass die Röhren des Kühlers trotz intensiver Reinigung immer noch verstopft waren. Ein neues Kühlernetz löste das Problem, und er konnte aufatmen: Mit diesem Adler Trumpf Cabriolet würde er gewiss nicht nach 15 Kilometern stehen bleiben - dazu war es zu perfekt geraten.

Adler Trumpf - der Vorkriegswagen mit Vorderradantrieb

Der von Hans Gustav Röhr und Oberingenieur Josef Dauben konstruierte Adler Trumpf besitzt Frontantrieb, eine in den 30er-Jahren noch wenig verbreitete Bauart. Die Vorderräder sind einzeln an einem oben quer angeordneten Blattfederpaket aufgehängt. Die vorderen Trommelbremsen betätigt der Fahrer über Seilzüge.

Der Motor-Getriebe-Block des Adler Trumpf ist sozusagen verkehrt herum montiert. Um einen Endlos-Keilriemen für die Lichtmaschine montieren zu können, müssen Motor und Getriebe getrennt werden, ein zeitaufwendiges Prozedere. Mancher Adler- Fahrer ließ sich eine Alternativlösung in Form eines trennbaren Riemens einfallen. Der Vierzylinder-Reihenmotor hat übrigens keine Wasserpumpe, sondern eine Thermosyphon-Kühlung. Der Kühlkreislauf enthält elf Liter Wasser.

Das Triebwerk des Adler Trumpf mit 1.645 cm3 Hubraum leistet 38 PS. Eine Duplex- Rollenkette treibt seine seitlich angeordnete Nockenwelle an. Die Ventile sind stehend angeordnet.