Austin Mini in der Service-Station

Small World

Die Laufbahn des klassischen Mini endete mit den Einspritz-Modellen, die auch schon ein gewisses Maß an Elektronik besitzen. Experten geben darüber Auskunft, wie es um die Wartungskosten steht.

Mini, Frontansicht Foto: FACT 9 Bilder

Der Kandidat in dieser Service-Station betört mit klassischem Outfit, wartet aber unter dem Blech mit einigen für einen Klassiker recht modernen Komponenten auf. Im Jahr 1992 verpasste Rover dem Mini eine Einspritzanlage. Bei diesem SPI (Single Point Injection) genannten Modell ist zwischen Kraftstoffverteiler und Ansaugkrümmer eine Einspritzdüse vorgesehen, beim ab 1997 gebauten MPI (Multi Point Injection), auf den wir in diesem Report den Schwerpunkt legen, sind es zwei.

Einspritzer- oft aufwändiger als Vergaser-Modelle

Die Steuerung des Motors übernimmt das MEMS (Modular Engine Management System), das meist ECU (Engine Control Unit) genannt wird, und auf das wir noch zu sprechen kommen. Auf jeden Fall widersetzt sich ein Mini MPI aufgrund dieses Motormanagements deutlich heftiger den Bemühungen aktiver Hobby-Schrauber als die alten Vergaser-Modelle. Aber in dieser Serie geht es nicht um Basteltipps, sondern darum, angehende Mini-Käufer über die Kosten für Wartung und mögliche Technikreparaturen zu informieren, wenn sie ihr Fahrzeug in die Werkstatt bringen müssen.

Die übrigens noch oft im Alltag bewegten SPI oder MPI benötigen einmal im Jahr eine Hauptinspektion. Um diese korrekt durchführen zu können "benötigt man das originale Equipment", sagt Mini-MPI-Spezialist Hans Uwe Gerdes aus Köln, bekannt als HuGerdes. Und damit sind wir wieder beim Motormanagement. "Man kann zwar theoretisch mit anderen Testgeräten Parameter abfragen, aber nur mit der originalen Rover-Software das ECU ansteuern, um die für das betreffende Fahrzeug geltenden Parameter zu erhalten beziehungsweise um Daten bearbeiten zu können", erklärt Gerdes.

Problemstelle Elektronik

Beim Wartungs-Scan im Rahmen der Inspektion des Mini werden alle bis dato vom System gesammelten Daten wieder auf null gesetzt, also die Werkseinstellung wiederhergestellt. So sieht man beim Fehlercode-Scan beim nächsten Wartungstermin, wo Fehler aufgetreten sind und kann diese korrigieren, sei es bei der Zündung, der Einspritzung, der Kühlung etc. Aber selbst wenn die nötige Ausrüstung zum Auslesen der Fehlercodes vorhanden ist, "braucht es immer noch eine gewisse Erfahrung, um die zumeist mechanischen Fehlerquellen herauszufinden", weiß André Hellmuth von der Mini Manufaktur in Berlin. Denn auf dem Display wird ja nicht angegeben, welches Bauteil zu wechseln ist, um den registrierten Fehler zu beseitigen.

Eine weitere moderne Einrichtung, die immer mal wieder Probleme bereitet, ist die Wegfahrsperre. Genauer gesagt geht die Codierung des Schlüssels verloren, was laut Hellmuth auch schon mal beim Wechseln der im Zündschlüssel befindlichen Batterie für die Fernbedienung passieren kann. Andererseits ist das Bordnetz des MPI mit der umfangreichen Elektronik stark belastet, und nach etwas längeren Standzeiten geht die Bordspannung so weit in die Knie, dass das von der Fernbedienung gesendete Signal nicht mehr umgesetzt werden kann. Dazu HuGerdes: "Die Leute drücken dann verzweifelt ein paar Mal auf die Fernbedienung - plötzlich ist die Codierung verloren." Dann hilft nur noch eine Wegfahrsperren-Scan-Formatierung, wozu wiederum ein spezielles Equipment nötig ist. MPI-Besitzer sollten also mit Bedacht ihre Werkstatt auswählen.

Kosten im vertretbaren Rahmen

Auch beim Keilriemen distanziert sich der MPI von seinen älteren Mini-Brüdern. Denn bei ihm kommt ein Rippenriemen mit einer Spannrolle zum Einsatz. Letztere besitzt eine schlecht zugängliche Vierkantschraube, die man am besten mit einer speziellen Vierkant-Nuss erreicht.

Immerhin bewegen sich die Kosten für die am Motor des Mini fälligen Wartungsarbeiten in vertretbarem Rahmen. Bei schlecht gewarteten Fahrzeugen kann es natürlich immer mal etwas teurer werden. Aber auch andere Dinge beeinflussen den Preis, etwa von Korrosion durch Spritzwasser betroffene Schrauben der Haupt- und Nebenaggregate. Oder die schlechte Zugänglichkeit mancher Teile wie des Kühlwassertemperatursensors beim SPI, der sich unter der Ansaugbrücke bei der Spritzwand versteckt.

Beim Mini Baugruppenweise instand setzen

Übrigens sollte man beim Mini möglichst immer eine Baugruppe komplett instand setzen lassen. Wenn also ein Thermostat defekt ist, überlässt man es der Werkstatt, auch gleich die Wasserpumpendichtung, den Ausgleichsbehälter und andere zur Kühlung gehörenden Komponenten zu prüfen. Obwohl das zunächst teuer erscheint, macht es Sinn, weil der Besitzer anschließend beruhigt ein Häkchen an dieses Kapitel machen kann.

Wie bei allen Mini teilen sich auch beim MPI der Motor und das Getriebe das gleiche Öl. Und deshalb war es keine gute Idee von Rover, auch dünnflüssige Öle wie ein 10 W 40 freizugeben. Dem Getriebe zuliebe sollte man 20 W 50 verwenden, und am besten "alle sechs Monate das Öl wechseln", so Gerdes. Denn der Metallabrieb aus dem Getriebe sorgt trotz Ölfilter und einem Magneten an der Ablassschraube für erhöhten Motorverschleiß.

Direkt altertümlich wirkt angesichts der vielen Elektronik die Tatsache, dass sich an der Vorderachse und den hinteren Längslenkern (Hinterachsschwingen) noch Schmiernippel finden. Versäumtes Schmieren der Vorderachse hat erhöhten Verschleiß der Traggelenke zur Folge, sprich teure Reparaturkosten. "Außerdem sollte man die Traggelenke regelmäßig nachstellen, sonst belastet das Spiel zusätzlich die Radlager", erläutert Gerdes, der den halbjährlichen Ölwechsel immer gleich mit einem Schmierdienst verknüpft.

Sinnvolle Optimierungen

Die 13-Zoll-Bereifung belastet das Fahrwerk grundsätzlich stärker als die ursprünglichen Zehn-Zöller. In diesem Zusammenhang sei noch angemerkt, dass sich beim Mini eine optimale Einstellung der Achsgeometrie durch die Umrüstung auf einstellbare Zugstreben erzielen lässt.

Die Teileverfügbarkeit für den MPI ist weitgehend gut, es gibt aber Qualitätsunterschiede. So verwendet Gerdes beispielsweise bei den Radaufhängungen nicht die nachgefertigten Gummis, sondern Komponenten aus Polyurethan. Die Preise in der Tabelle wurden mit qualitativ guten Teilen kalkuliert.

Grundsätzlich ist ein gepflegter MPI ein solides Auto und besser als sein Ruf. "Und nicht zu vergessen", so Hans Uwe Gerdes, "er hat einen Kat und darf dank der grünen Feinstaubplakette in die Umweltzone fahren."

Austin Mini - der Motor Klassik-Service-Tipp

Die Mini-Karosserie leidet leider auch stark unter Rost. Regelmäßig die Wasserablauflöcher in den Türen und den Schwellern freizustochern hilft nur bedingt, letztlich sollte man die Lage beobachten und rechtzeitig reagieren. Aufmerksamkeit verdienen die Dreiecksbleche bei den A-Säulen, Türen, Schweller, Windlaufblech und Hilfsrahmen sowie dessen Aufnahme vom Kofferraum aus.

Tipps zu den Vergaser-Minis gibt es hier. Infos zur Elektronik stehen unterhttp://m1n1.de/pics/Elektronik_SPI_MPI.pdf