Youngtimer ab 2.999 Euro

US-Cars für eine Hand voll Dollar

Ford Mustang, Chevrolet Camaro und Trailblazer, Jeep Grand Cherokee, Chrysler Croddfire - sportliche Coupés und PS-starke SUV sind eine Domäne der US-Youngtimer. Das Angebot ist jedoch knapp, wie unsere Einkaufstour zeigt.

Gebrauchtwagenhandel Foto: Frank Herzog 50 Bilder

Zumindest rund um Stuttgart sind die sortenreinen US-Gebrauchtwagen-Spezialisten fast komplett verschwunden. Auch die abgesonderten Ami-Stellflächen der Kiesplatz-Generalisten gibt es nicht mehr, wo sich manchmal Corvette, Camaro und Caprice neben Explorer, Blazer und Cherokee reihten. Dabei war vor rund 20 Jahren der kleine US-Car-Boom noch voll im Gange, sodass eigentlich genügend rollendes Material überlebt haben müsste.

Ford Mustang für 3.990 Euro

Wir erinnern uns: Chrysler kam offiziell 1988 nach Deutschland und verkaufte 1993 immerhin 17.500 Einheiten, insbesondere vom Mini-Van Voyager und vom Kompakt-SUV Jeep Cherokee, hinzu kamen einige Le-Baron-Cabrios und -Coupés. Und General Motors bestückte bereits ab Mitte der 70er rund 50 große Opel-Händler offiziell mit US-Cars. Es gab Modelle von Cadillac, Chevrolet, Buick, Oldsmobile und Pontiac. Trotzdem sind die meisten Autos aus dieser Epoche von den Straßen und auch Gebrauchtwagenplätzen verschwunden. Da hilft nur noch das Internet mit mobile.de.

Wir fahnden zuerst nach dem wohl beliebtesten US-Car überhaupt: dem Ford Mustang, Baujahr 1990 bis 2000. Das Angebot ist erschreckend dünn, insbesondere im Vergleich zu den heiß begehrten Klassikern. Es mag daran liegen, dass die von 1994 bis 2004 produzierte vierte Mustang-Generation optisch sehr verhalten daherkommt und sich eigentlich nur durch das Chrom-Pferdchen im kleinen Kühlerschlund als Mustang zu erkennen gibt.

Ein privat angebotener schwarzer 96er-Mustang sieht auf den mobile.de-Fotos ganz passabel aus und wird auch sehr detailliert beschrieben: 3,8- Liter-V6, 152 PS, kein Rost, schwarzes Leder, eingetragene 245er-Breitreifen, werkstattgepflegt. Außerdem heißt es dort: "Da ich alles sehr genau nehme, muss der Wagen in technisch und optisch gutem Zustand sein." Also nichts wie hin.

Moderner Mustang mit 152 PS-V6

Wir treffen Andreas Rosar, der in Stuttgart eine Fotoagentur betreibt (www.fotoagentur-stuttgart.de), auf dem Reiterhof Knisel bei Mühlhausen. Rosars Automobil-Leidenschaft galt für viele Jahre vor allem dem klassischen VW-Bus - bis er den Reiz von kompakten, gut ausgestatteten US-Coupés entdeckte. Außerdem sei es doch manchmal von Vorteil, "mit 150 anstatt nur 50 PS unterwegs zu sein“. Sein V6-Mustang mit strammen 3,8 Litern Hubraum steht wirklich glänzend da und besitzt alle damals erhältlichen Extras.

Während der Probefahrt überrascht der geschmeidige, hubraumstarke V6 mit ordentlichem Punch, den eine Fünfgangschaltung an die Hinterachse überträgt. Viele soft und kurvenreich gestaltete Kunststoffteile bestimmen das gut erhaltene Interieur. Dass der werkstattgepflegte Mustang für knapp 4.000 Euro weg muss, liegt an einem erst kürzlich angeschafften neuen Ami. Es ist der direkte Mustang-Konkurrent Chevrolet Camaro, Baujahr 1986, "in einem traumhaften Neuzustand", wie Rosar versichert. Und zwei Ami-Coupés wären dann doch eines zu viel.

Chevy Trailblazer für 7.490 Euro

Die nächste Einkaufsstation führt uns in das Outlet-Paradies Metzingen. Hier hat die Firma Euro & US Cars von Heiko Fridrich in gepflegten Ausstellungs- und Wartungshallen ihren Sitz. Das Hauptgeschäft besteht aus dem Import neuer US-Modelle wie Ford Mustang und Dodge-Ram-Pickups sowie EU-Neuwagen. Unter den rund 50 Lagerfahrzeugen befinden sich auch zwei attraktive Youngtimer: ein Chevrolet Trailblazer von 2003 und ein Buick Park Avenue von 1993. Beide sind wie der Mustang richtige US-Urgesteine mit einer Tradition, die bis in die Mitte der 70er-Jahre zurückreicht.

Der von 2002 bis 2009 gebaute Trailblazer ist eine SUV-Sondergröße, die sich zwischen den kleinen Blazer S-10 und den großen Tahoe (vormals Blazer K5) schiebt. Mit 4,9 Metern Länge und 1,83 Metern Höhe stellt er einen Mercedes ML oder BMW X5 noch immer problemlos in den Schatten. Auch mit seinem exklusiven Motor: DOHC-Reihensechszylinder mit 4,2 Litern Hubraum und 273 PS.

Unterwegs wie die CIA

Ganz in Schwarz und mit einem grimmigen Kühlergesicht, kommt der Chevy Trailblazer wie ein Einsatzfahrzeug der CIA daher. Selbstverständlich ist die Ausstattung vom Bordcomputer mit MP3-Anschluss bis zur Anhängerkupplung komplett. Lediglich die hellbeige Innenausstattung mit hohem Kunststoffanteil bremst etwas die Euphorie.

Doch der gierig hochdrehende Motor und die hohe Sitzposition machen beim Fahren wieder mächtig Laune. Und wer auf der Autobahn mit maximal 130 km/h dahinsegelt, der darf mit Verbräuchen zwischen elf und zwölf Litern rechnen. Der Wagen ist rund 160.000 Kilometer gelaufen. Knapp 7.500 Euro sind für den werkstattgepflegten SUV, der einst 41.300 Euro gekostet hat, ein faires Angebot.

Jukebox-Style im Buick Park Avenue für 3.490 Euro

Das gilt noch mehr für den zweiten Ami-Youngtimer, der bei Euro & US Cars in Metzingen steht. Der Buick Park Avenue in Hellgrünmetallic von 1993 besitzt innen noch den klassischen, gemütlichen Jukebox-Stil mit vielen Knöpfen, reichlich Holz-Imitat, etwas Chrom und ein Armaturenbrett, das fast nahtlos in die Türen übergeht. Dazu vorne extrabreite Clubsessel und einen archaischen Lenkradwählhebel für die Viergangautomatik.

Wie bei jedem fahrbereiten Ami-Youngtimer begrüßt uns das "Dingdingdingdingding" des bereits im Schloss steckenden Zündschlüssels. Es folgt das typische "Tschrrrrit" aller GM-Anlasser, und der brave 3,8-Liter-V6 zischelt diskret vor sich hin. Jetzt noch den Lenkhebel auf D drücken, und schon setzt sich der Fronttriebler sanft, aber nachdrücklich in Bewegung. Mit 172 PS lassen sich keine Ampelrennen gewinnen, aber für eine Cruising-Tour mit vier Freunden oder Freundinnen reicht die Leistung völlig aus. Die interessante S-Klasse-Alternative im supergepflegten Zustand ist für 3.490 Euro zu haben.

Mega-Cabrio für vier - und 3.200 Euro

Was wäre eine US-Einkaufstour ohne Cabrio und ohne V8-Coupé? So etwas wie eine Grillparty ohne Miller-Beer und T-Bone-Steak. Für das Cabrio führt uns der Weg nach Bretten, wo ein Chrysler Stratus 2.5 LX Automatik auf uns wartet. Das 4,9-Meter-Schiff mit Erstzulassung 5/2000 bietet Platz für vier, ist eine deutsche Chrysler-Auslieferung und Nachfolger des bis 1995 gebauten Le Baron.

Auch hier wieder eine typische US-Komplettausstattung: Klima, Leder, Radio/Kassette, CD-Wechsler, elektrisches Verdeck, Windschott und bullige, eingetragene 18-Zoll-Felgen. Das Cabrio steht als einziger Ami bei Michael Carbone Automobile, wo rund 130 junge Gebrauchte - vor allem Audi und BMW - sowie einige Alfa Romeo und Fiat auf Käufer warten.

Nach einer Einweisung durch den Chef starten wir zur Probefahrt. Unser Chrysler fährt dank 163 PS flott und mühelos, wenngleich etwas weniger konzentriert und präzise wie ein vergleichbarer Audi oder BMW. Aber schon die fabrikneuen Stratus konnten fahrtechnisch mit der deutschen Konkurrenz nicht mithalten. Dafür erwirbt man für 3.200 Euro ein hohes Maß an Komfort und Individualität.

Camaro mit 5,7-Liter-V8 für 5.500 Euro

Nun zum T-Bone-Steak in Form eines Chevrolet Camaro Z28 von 1995, dessen 5,7-Liter-V8 gewaltige 279 PS leistet. Er zählt zur vierten Camaro-Generation (1993 bis 2002) der bereits 1966 eingeführten Pony-Car-Baureihe, die 2009 neu aufgelegt wurde. Besitzer Andreas Katz in Aldingen bei Spaichingen spendierte seinem weißen Bomber breite, mattschwarze Corvette-Felgen, die perfekt mit dem schwarzen T-Roof-Dach harmonieren.

Eine Flowmaster-Auspuffanlage produziert sattes V8-Röhren. Der Camaro hängt gierig am Gas und bremst auch ordentlich. Nur das Interieur hätte etwas mehr Pflege verdient. Dennoch ist das Power-Coupé eine Sünde und wohl auch 5.500 Euro wert. Sein wichtigster Pluspunkt: Der große V8- Bomber wird eindeutig als uriges US-Car wahrgenommen.