Excalibur SIII Phaeton

Ein restaurierter Kindheitstraum

Seit den 70er-Jahren träumte Hans Kindermann aus der Nähe von Halle vom Besitz eines Excalibur. Mehr als 20 Jahre später erfüllte sich sein Traum.

Excalibur SIII Phaeton, Frontansicht Foto: Fact 14 Bilder

"Ein tolles Auto, aber für mich unerreichbar", stellte Hans Kindermann mit Bedauern fest. Damals, in den 70er-Jahren, hatte er im Fernsehen einen Bericht über Excalibur gesehen. Die mit klassischer Karosserie versehenen, sehr teuren Wagen mit moderner Technik begeisterten ihn. "Doch ich hatte ja bei uns in der Ostzone noch nicht einmal die Hoffnung, jemals einen in natura sehen zu können", erinnert sich der 56-jährige.

Geboren ist er in Sandersdorf in der Nähe von Halle, und in diesem Ort gründete er 1981 einen Karosserie- und Lackierfachbetrieb. Schon in dieser Zeit reparierte und restaurierte er den einen oder anderen Oldtimer seiner Kunden, aber als dann die Mauer fiel, ergaben sich für ihn plötzlich völlig neue Möglichkeiten, um sich selbst ein solches Fahrzeug anzuschaffen. Doch zuerst musste er sich um die Modernisierung seiner Fachwerkstatt kümmern.

Excalibur: Eine langwierige Suche

Eines Tages zeigte ihm sein Sohn ein Foto mit der Bemerkung: "So ein Auto musst du dir anschaffen." Kindermann traute seinen Augen nicht, denn was seinen Sohn so begeisterte, war ausgerechnet ein Excalibur. Sofort flammte seine alte Liebe für diesen Wagen wieder auf, "und von da ab ging er mir nicht mehr aus dem Kopf", gesteht er.

Über einen längeren Zeitraum suchte der Fahrzeuglackierer- und Karosseriebaumeister mit Unterstützung seines Sohns nach zum Verkauf stehenden Excalibur, wobei sich das Internet als wertvolle Hilfe herausstellte. "Wir haben uns dann vier oder fünf Stück angeschaut, einmal sind wir sogar nach Paris gefahren", berichtet Kindermann von der Suche. Doch er fand zunächst nichts Passendes. Denn er hatte bestimmte Vorstellungen: "Es sollte ein Exemplar der zweiten oder dritten Serie und zumindest teilweise restaurierungsbedürftig sein, damit der Preis nicht zu hoch ausfiel."

Erst 2002 stießen sie auf ein interessantes Inserat. Der Wagen stand auf der Ostsee-Halbinsel Zingst, etwa 350 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. Der Verkäufer hatte Excalibur 1997 in Florida entdeckt, als er dort im Rahmen seines Bootshandels unterwegs war. Spontan kaufte er ihn und überführte ihn nach Deutschland. Die Vorgeschichte des Autos interessierte ihn nicht, weshalb diese bis heute im Dunkeln liegt. In Deutschland fuhr er dann den Excalibur fast täglich, allerdings nahm er es mit der Wartung und Pflege nicht so genau.

Beginn der Excalibur-Restaurierung

Entsprechend vernachlässigt sah der Wagen dann auch aus, aber das war Kindermann gerade recht. So kam er für einen akzeptablen Preis zu seinem Traumwagen, und seine Freude kannte keine Grenzen. "Ich glaube, zwei Tage nach dem Kauf hatte ich ihn schon zerlegt", erzählt er vom stürmischen Beginn der Excalibur-Restaurierung.

Bei der Inspektion der Kunststoff-Karosserie stieß er an einigen Stellen auf Risse, so etwa im Bereich der Trittbretter. Solche Problemzonen wurden mit zusätzlichen Glasfasermatten repariert und verstärkt, manchmal auch ein Stück Metall mit eingearbeitet, um die stark belasteten Partien stabiler zu machen.

Zwar legte man bei Excalibur seinerzeit schon viel Wert auf Qualitätsarbeit, doch Kindermann machte alles noch einen Tick besser: "Ich habe die Passgenauigkeit der Kotflügel und Haube nachgearbeitet und auf möglichst optimale Spaltmaße geachtet." Die Türbeplankungen entfernte er jedoch nur deshalb, um den darunter zum Vorschein kommenden Metallrahmen nachhaltig gegen Korrosion schützen zu können.

Der stabile Chassisrahmen des Excalibur wies zu seiner Freude keinerlei Durchrostungen auf, mehr als ein wenig Oberflächenrost an einigen durch die Karosse verursachten Scheuerstellen war nicht zu finden. Was ihm jedoch überhaupt nicht gefiel, und das sehen die meisten Excalibur-Besitzer genauso, waren die Rückleuchten. Diese stammen vom VW Käfer 1303 und passen einfach nicht in das Erscheinungsbild eines einst so teuren und exklusiven Autos.

Kindermann suchte im Zubehörhandel und fand amerikanische Leuchten, die ihm zusagten. Um sie montieren zu können, musste er allerdings die hinteren Kotflügel des Excalibur ein wenig bearbeiten, weil die für die Aufnahme der Käfer-Leuchten präpariert waren. Wenig Sorgen bereiteten ihm die vielen Anbauteile aus Metall wie die Stoßstangen oder der Kühlergrill. §Das ist alles aus Edelstahl hergestellt§, schwärmt er. Es gab also keine Probleme mit Rost oder wegplatzendem Chrom, man musste alles nur schleifen und polieren, und es sah wieder aus wie neu.

Neues Leder für innen

Der Innenraum des Excalibur ließ sich nicht so leicht wieder in Neuzustand versetzen. Das verarbeitete Leder hatte unter der mangelnden Pflege sehr gelitten und war stellenweise eingerissen. Kindermann entschloss sich daher, alle Verkleidungen, das Armaturenbrett und die Sitze neu beziehen zu lassen. Hierzu nahm er die Hilfe eines ihm gut bekannten Sattlers in Anspruch, während er alle sonstigen Arbeiten in seiner Firma erledigen konnte – bis hin zur Lackierung. Bei der Farbgebung orientierte er sich übrigens nicht am Original, denn die Zweifarbenlackierung sagte ihm nicht zu. Stattdessen entschied er sich für ein edles Perlmuttweiß.

Wenig zu tun gab es auch bei der Revision der Elektrik. Alle Instrumente funktionierten, der Kabelbaum war intakt, und so beschränkten sich die Arbeiten auf das Ausbessern beschädigter Isolierungen und das Säubern der Kontakte und aller Stecker.

Wie es um die Gesundheit des mit 7,4 Litern Hubraum riesigen Achtzylinders stand, war zunächst unklar. Zumindest lief er, und eine genaue Prüfung ergab einen weitestgehend unversehrten Kurbeltrieb. "Wir haben nur die Ventile neu eingeschliffen und die ganze Maschine neu abgedichtet", sagt der Restaurierer. Aber der große Vierfachvergaser war dermaßen verschlissen, dass die Anschaffung eines Neuteils nahelag.

Die Beschaffung der Technikteile bereitete keinen Kummer, denn es handelt sich um Großserienteile aus dem Chevrolet-Regal. Das erleichterte auch die Überholung des Fahrwerks und der Bremsen – sämtliche Gummiteile, Gelenke, die Radlager und die Bremskomponenten kamen als Neuteile.

Von den nur bei Excalibur verbauten Teilen fehlten die Radzierblenden mit dem Schwert, und im Innenraum waren die Lüftungsgitter aus Kunststoff kaputt. Doch da Kindermann schon gleich zu Anfang in Kontakt mit der Excalibur IG in Deutschland stand, wusste er, wer ihm weiterhelfen konnte. Die Amerikanerin Alice Preston, die bei der 1986 in Konkurs gegangenen Firma gearbeitet hatte, hält den Namen Excalibur bis heute lebendig und versorgt die Excalibur-Gemeinde unter anderem mit Ersatzteilen.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Restaurierung besuchte Kindermann mit seinem Excalibur etliche US-Car-Treffen und heimste diverse Pokale ein. Den Veranstaltern anderer Oldtimer-Treffen mangelt es zu seinem Leidwesen oft an Sachkenntnis: "Die stellen einen Excalibur oft auf die gleiche Stufe wie eine Replika auf Käfer-Basis."

Das schönste Erlebnis hatte er auf einem Treffen in Berlin. Dort fiel ihm ein Herr auf, der über eine Stunde lang immer wieder um den Wagen schlich. Als er ihn daraufhin neugierig ansprach, gab sich der Mann als ehemaliger Mitarbeiter der Firma Excalibur zu erkennen. Und was kann einem Aufregenderes passieren, als denjenigen zu treffen, der einst am Bau seines Traumwagens beteiligt war?