Holden FJ Special Sedan Restaurierung

Holden back on Stage

Hermann Simonis aus Dormagen hatte mit dem einzigen in Deutschland zugelassenen Holden FJ schon etliche Kilometer Spaß, dann brach eine Antriebswelle. Es folgte eine Totalrestaurierung.

Holden FJ Special Sedan, Werkstatt Foto: fact 29 Bilder

"Typisch Erwachsene", dachte Michael. Hatte sein Vater nicht vor Antritt der Reise verkündet, er wolle den Wagen auf keinen Fall kaufen? Und nun hat er es doch getan. "Das musste einfach sein, verteidigt Hermann Simonis seine Tat, sozusagen ein Kauf im Affekt. Denn er hat einen Faible für "exotische, aber dennoch bezahlbare Fahrzeuge". Und welches Auto passt besser in diese Kategorie als ein australischer Holden?

Sein besonderer Geschmack entwickelte sich nach und nach. Auf ein VW Käfer Cabrio folgten eine Renault Floride und ein Austin A35. Dann stieß er auf die Marke aus Down Under. Auf dem Titel einer alten Zeitschrift mit einem Floride-Bericht erregte der Name Holden seine Aufmerksamkeit. "Darüber hatte ich noch nie etwas gehört, erinnert er sich. Aber das änderte sich rasch, denn er las alles, was er über Holden finden konnte.

Viele Jahre später studierte Simonis auf der Suche nach einem neuen Oldtimer die Angebote bei Ebay. Zu seiner Überraschung wurde in Deutschland ein Holden angeboten. Er bot zwar nicht mit, verfolgte aber die Auktion. Und als der Wagen nicht wegging, nahm er kurzentschlossen Kontakt zum Anbieter auf.

"Es war Sonntag, ich hatte gerade Zeit, und der Verkäufer hatte nichts gegen eine spontane Besichtigung einzuwenden." So machte er sich mit seinem Sohn auf den Weg, und als er den Wagen sah und probefuhr, siegte die Begeisterung über alle guten Vorsätze: "Ich kaufte das Auto vom Fleck weg."

Der Verkäufer war nur der Vermittler, denn der Holden gehörte einem Australier, der das Auto in den Neunzigern nach Deutschland gebracht hatte und damit zwei Mal bei der Oldtimer-Rallye 2000 Kilometer durch Deutschland gestartet war. Weitere Deutschland-Reisen ließ sein Zeitplan dann nicht mehr zu, und so entschloss er sich zum Verkauf über einen Mittelsmann.

Für Simonis bedeutete das aber, dass er den Holden noch verzollen und per Einzelabnahme zulassen musste. Speziell Letzteres klappte dank seines Freundes Thomas Klouten, der zum Beispiel beim Einbau einer Warnblinkanlage half, und eines verständnisvollen TÜV-Mitarbeiters in Dormagen relativ problemlos. Nun konnte Simonis mit seiner Neuerwerbung auf Tour gehen, und nebenbei sammelte er etliche Kontakte in der Holden-Szene. Viele Jahre ging alles gut, bis im September 2010 ein deutlich hörbarer Schlag unter dem Wagen die Fahrt vorläufig beendete.

Unfreiwilliger Halt mit Folgen

Eine der beiden Steckachsen war gebrochen, wie sich in der Werkstatt herausstellte, wohin er den Holden schleppen ließ. Beim Ortstermin in Aachen demonstrierte Sascha Siebertz von AixClusive, dass auch die andere Steckachse dringend gewechselt werden sollte. Ferner empfahl er in naher Zukunft eine Überholung der Vorderachse. "Ja, und mich störten bereits eine Weile die harten Fensterdichtungen, weshalb schon Wasser in den Innenraum gedrungen war, die mittlerweile nicht mehr schönen Sitze und der unansehnliche Lack", erzählt Simonis. Und so entschied er sich für eine komplette Restaurierung.

Obwohl der Holden nie in den Genuss von Korrosionsschutzmaßnahmen gekommen war, hatte sich das Blech recht gut gehalten. An  einigen Stellen traf man jedoch auf Spuren älterer  Reparaturen. So bei den Schwellern, in denen die inneren Verstärkungen  weggerostet waren. "Außerdem waren sie voll mit rotem australischem Sand, von dem wir Herrn Simonis ein wenig in ein Glas abgefüllt haben, lacht Siebertz.

Der vordere Hilfsrahmen der komplett sandgestrahlten Karosse wurde demontiert und separat instand gesetzt. Simonis entschied sich für eine Lackierung in jenem originalen blassen Grün, dessen Farbcode auf der Spritzwand zum Vorschein gekommen war. Allerdings ließ er das Dach dunkelgrün lackieren.

Leder von Lamborghini für den raren Holden FJ

Eine solche Zweifarbenlackierung war damals durchaus üblich, wie alte Fotos belegen. Das neue grüne Leder für die Sitze sollte dem originalen so weit wie möglich gleichen, doch das ließ sich nicht so einfach aufspüren. "Fündig wurden wir bei Lamborghini", weist Simonis auf den kleinen Tropfen italienischen Bluts in seinem Holden hin.

Auch wenn er selbst nicht mitschrauben konnte, fühlte er sich doch mittendrin. "Selbst auf die Gefahr hin, den Leuten auf den Wecker zu gehen, schaute ich jede Woche in der Werkstatt vorbei." Doch das war für die Restaurierer kein Problem, denn sie bezogen Simonis eh in alle Entscheidungen mit ein.

So ganz untätig war der Holden-Fan allerdings nicht, denn er versorgte erstens die Werkstatt mit der nötigen Fachliteratur über dieses in Deutschland einzigartige Fahrzeug, und außerdem verbrachte er unzählige Abende mit der Teilebeschaffung über Ebay oder direkt bei Teilehändlern in Australien. Auch im Holden-Forum holte er sich Tipps.

Manchmal gab es auch Probleme, etwa mit dem Dachhimmel, der sich von schlechter Qualität erwies. "Das war so gegen Ende der Restaurierung. Und weil der Wagen für eine Veranstaltung schnell fertig werden musste, hat der auf unserem Firmengelände ansässige Sattler in Tag-und-Nacht-Arbeit einen neuen Himmel genäht", erzählt Siebertz.

Natürlich wurde die komplette Technik überholt, aber als größtes Problem erwies sich die Beschaffung der Steckachsen. Keiner hatte sie im Programm, eine geplante Nachfertigung scheiterte. Erst über einen Holden-Rennfahrer in Holland und dessen Kontakte nach Australien wurde Ersatz gefunden.

Nun genießt Simonis schon seit einigen Monaten seinen frisch restaurierten Holden, "obwohl Grün eigentlich gar nicht meine Farbe ist", gesteht er. Als bei einer Ausfahrt eine Kindergartengruppe an dem Wagen vorbeimarschierte, riefen die Kleinen: "Ein Pfefferminzauto." "Typisch Kinder", dachte Simonis und freute sich über den treffenden Namen. Jetzt nennt er seinen Holden Peppermint Car.