MG Midget/Austin-Healey Sprite in Service-Station

Spridget - klein aber oje?

Auch kleine, nicht gerade üppig motorisierte Roadster bereiten riesigen Fahrspaß - dafür sind die Modelle der Baureihe Austin-Healey Sprite und MG Midget der beste Beweis. Doch wie steht es um die Kosten für Wartung und Technikreparaturen?

Austin-Healey Sprite, Frontansicht, Hebebühne Foto: Fact 8 Bilder

Tauchen wir zunächst kurz in die Typenhistorie ein. Den Anfang der hier besprochenen Baureihen MG Midget/Austin-Healey Sprite machte 1958 der Austin-Healey Sprite MK I mit den markanten Froschaugen. Ihm folgte 1961 der Sprite Mk II, dem der optisch und technisch nahezu identische MG Midget Mk I zur Seite gestellt wurde. Wie das Ganze weiterging, kann man in der Literatur nachlesen oder im Internet unter www.spridgets.net.

Enge Verwandtschaft der "Spridgets"

Auf jeden Fall führte die enge Verwandtschaft der beiden Baureihen MG Midget/Austin-Healey Sprite dazu, dass Insider sie zu den Spridgets zusammenfassen. Technisch ein wenig aus dem Rahmen fällt der ab 1974 gebaute MG Midget Mk IV, zu dem es kein Gegenstück von Austin-Healey gibt. Dieser Midget besitzt den Motor des Triumph Spitfire 1500 sowie dessen, aus dem Morris Marina stammendes, vollsynchronisiertes Getriebe.

Wir setzen hier zwar den Schwerpunkt auf die MG Midget/Austin-Healey Sprite-Modelle davor (die Service-Station Triumph Spitfire gibt es hier), doch die Angaben zum Fahrwerk gelten auch für den Midget MK IV - die Kosten für Arbeiten am 1500er-Motor liegen auf ähnlichem Niveau wie in der Tabelle unten.

Apropos Kosten. Die fallen, zumindest diejenigen für regelmäßige Service-Arbeiten, für MG Midget und Austin-Healey Sprite erfreulich niedrig aus. Der Preis für einen Motorölwechsel hängt natürlich stark vom verwendeten Schmierstoff ab. Zum Ölfilterwechsel sei noch gesagt, dass es statt des serienmäßigen Einsatzfilters auch die Möglichkeit gibt, auf einen moderneren Schraubfilter umzurüsten.

Günstige Service-Arbeiten

Ein Zündkerzenwechel für 50 Euro, eine etwa alle 10.000 Kilometer anzustrebende Ventilspieleinstellung für etwa 60 Euro oder ein ebenso viel kostender Austausch des Unterbrecherkontakts mit anschließender Zündungseinstellung sind nicht der Rede wert. Tiefer muss der Kunde jedoch in die Tasche greifen, wenn der MG Midget und Austin-Healey Sprite in schlechtem Zustand ist, sich also beispielsweise beim Check der Zündung herausstellt, dass die Verteilerwelle ausgeschlagen ist.

Oder es ergeben sich beim Einstellen und Synchronisieren der beiden SU-Vergaser Probleme. Dann wird es schnell teurer als die dafür veranschlagten 50 Euro, weil vielleicht die Drosselklappenwellen ausgeschlagen sind oder mit den Düsennadeln herumexperimentiert wurde. Die Sprite Mk I besitzen übrigens zwei H1-Vergaser (erkennbar am Messinghebel für die Choke-Betätigung), sind aber oft auf die HS2-Vergaser der Nachfolger umgerüstet.

Die Kosten in die Höhe treibt beim MG Midget und Austin-Healey Sprite ebenso die schlechte Zugänglichkeit mancher Teile an diesem kleinen Roadster. Fritz Koller von der MG-Garage in Schwarzenbach im Kanton St. Gallen nennt als Beispiel die Steuerkette: "Die beginnt meist nach 80.000 bis 100.000 Kilometern im Leerlauf zu rasseln. Um sie zu ersetzen, muss man den Wasserkühler ausbauen."

Ähnliches weiß er auch von der Wasserpumpe zu berichten: "Um sie zu wechseln, ist wegen der engen Platzverhältnisse ebenfalls der Wasserkühler zu demontieren." Das ist übrigens auch noch bei den frühen MG B erforderlich.

Für Kupplungswechsel muss der Motor raus

Gleichfalls ordentlich ins Geld geht bei MG Midget und Austin-Healey Sprite ein Kupplungswechsel, "weil dazu der Motor ausgebaut werden muss", so Koller. Durch die dabei anfallende Arbeitszeit steht am Schluss ein Betrag von 1.000 Euro oder mehr auf der Rechnung.

Im Rahmen einer solchen Arbeit ist es eine Überlegung wert, ob man nicht für die Kurbelwelle eine Umrüstung auf einen Simmering vornehmen lässt, um eventuell vorhandenen merklichen Ölverlust zwischen Motor und Getriebe einzudämmen. "Mit Glück stammt das aus MG Midget/Austin-Healey Sprite auf den Boden tropfende Öl auch nur von einer einfach zu wechselnden Ölwannendichtung", sagt Koller und nennt als weiteren Quelle für Ölverlust den Simmerring des Tachoantriebs am Getriebe.
 
Weist der Motor von MG Midget und Austin-Healey Sprite erheblichen Verschleiß auf, sollte der Kunde diesen überholen lassen, anstatt auf einen der oft günstig angebotenen AT-Motoren zurückzugreifen. "Manchmal erhält man einen schlechteren Block als den eigenen. Und man weiß ja nie, welches Übermaß die Zylinderbuchsen des AT-Aggregats bereits haben", warnt Koller.

Überforderte Getriebe und empfindliches Fahrwerk

Noch ein Wort zu den Getrieben von MG Midget und Austin-Healey Sprite, die sind (vielleicht abgesehen vom Morris-Getriebe) laut Michael van Ofen von der Roadster-Factory in Essen, "notorisch überfordert, oft geräuschvoll und oft schon mehrfach revidiert", weshalb man dafür immer etwas Geld in Reserve halten sollte.

Größere Ausgaben stehen für Besitzer von MG Midget und Austin-Healey Sprite ebenfalls an, wenn der regelmäßige Abschmierdienst versäumt wurde. Dann kommt es zum Beispiel zu einem erhöhten Verschleiß der Achsschenkelbolzen. Dafür gibt es zwar einen Reparatursatz, doch der Einbau ist nichts für Laien, denn es wird eine spezielle Reibahle zum Aufreiben der Buchsen benötigt. "Der Bolzen muss spielfrei sitzen, darf aber nicht klemmen", erklärt Koller.

Bei fehlender Schmierung leiden auch die Kugelgelenke der Spurstangen, die Lenkung oder die Kreuzgelenke der Kardanwelle. Ohne Schmierung erhöht sich der Verschleiß und macht einen baldigen Austausch der Teile erforderlich.

Geräusche an der Vorderachse von MG Midget und Austin-Healey Sprite können unter anderem dann entstehen, "wenn die am äußeren Ende der Querlenker sitzenden, kleinen Gewindebuchsen verschlissen sind, durch die ein Querbolzen verläuft", nennt van Ofen noch eine weitere Schwachstelle. Die Querlenker lassen sich dann komplett mit den Buchsen austauschen.

Sollten die Hebelstoßdämpfer Ölspuren zeigen, sind sie vermutlich undicht - ein Austauschen ist unabdingbar. Eine Überholung lohnt nicht, weil Neuteile günstiger sind.

Sieht man von Ausnahmen ab, wie etwa Komponenten für die frühen Sprite-Getriebe mit glatter Getriebeglocke, so ist die Teileversorgung für die Spridget sehr gut. Auch das macht neben den erträglichen Reparaturkosten das Leben mit einem Spridget äußerst angenehm.

Service-Tipp MG Midget / Austin-Healey Sprite

Besonders wichtig ist der regelmäßige Abschmierdienst Dazu gehört auch ein Check des Dämpferöls in den Vergasern. Ist noch die originale Lichtmaschine montiert, sollte man deren Gleitlager ab und zu einen Tropfen Öl gönnen. Damit das Lager lange hält, den Keilriemen nicht zu stramm spannen. Stets den Ölverlust am Motor und Getriebe, aber auch an den Hebelstoßdämpfern im Auge behalten. Beim Fahren längere Vollgaspassagen vermeiden. Sprite Mk I haben normalerweise vorn Trommelbremsen, bei längerer Standzeit gehen gern die beiden Radbremszylinder fest.

Überlebenshilfe bieten die diversen Clubs sowie die Internetseite www.spridgets.net. Teilehändler gibt es viele, darunter www.angloparts.com , www.oldtimer-shop.de oder www.bastuck.com.