Mitsubishi Sapporo 2000 GS/R Restaurierung

Mein bestes Stück

Nach fast 30 Jahren flammte sie wieder auf, die Liebe zum Mitsubishi Galant Sapporo. Martin Hartung kaufte ein zufällig verfügbares Exemplar, restaurierte es unter Beibehalten der originalen Lackierung und schwelgte dabei in Erinnerungen.

Mitsubishi Sapporo 2000 GS/R, Seitenansicht Foto: FACT 23 Bilder

Es war Liebe auf den ersten Blick. Kaum hatte Martin Hartung aus Langenbrettach bei Heilbronn einen Mitsubishi Sapporo gesehen, musste er einen haben - dafür nahm er sogar einen Kredit auf. Dies geschah 1978, und bei dem Sapporo handelte es sich um den Vorführwagen seiner Werkstatt, die sich bisher um seinen BMW 2000 gekümmert und nun einen Werksvertrag mit Mitsubishi abgeschlossen hatte.

Hartung, gelernter Elektriker und dank einer abwechslungsreichen Lehrzeit auch geschult im Schweißen, Drehen und Schmieden, erhielt bald darauf sogar Gelegenheit, in eben dieser Werkstatt als Mechaniker die Technik der Mitsubishi-Fahrzeuge zu studieren und zu reparieren. Denn der Betrieb konnte damals einen geschickten Schrauber wie ihn, der zudem bei der Bundeswehr eine Ausbildung im KFZ-Bereich absolviert hatte, gut gebrauchen.

79er Mitsubishi Sapporo ersteigert

Fast 30 Jahre später, Hartung arbeitete längst in einem anderen Beruf, kam er beim Surfen im Internet auf den spontanen Gedanken, nach Bildern eines Sapporo zu suchen. Prompt landete er im Internet bei einer Verkaufsanzeige, in der ein 79er Mitsubishi Sapporo als Garagenfund ausgeschrieben war. Weil er zur Arbeit musste, rief er ohne zu zögern seinen Sohn an und gab ihm eine kurze und knappe Anweisung: „Mitbieten.“ Mangels Konkurrenz erhielt er den Zuschlag und holte kurze Zeit später seine Neuerwerbung mit einem geliehenen Hänger in der Nähe von Göttingen ab. „Es war einfach schön, wieder in so einem Auto zu sitzen, mit dem ich einst mehr als 300.000 Kilometer gefahren bin, und mit dem viele Emotionen verknüpft sind“, erinnert sich der 55-Jährige.

Werkstätten hatten gepfuscht

Doch bis er mit diesem Mitsubishi Sapporo wieder auf Tour gehen konnte, sollte noch eine Weile vergehen. Aufgrund seiner Erfahrung genügten ihm einige Handgriffe, um zu erkennen, dass sich der Wagen längst nicht in einem so guten Zustand befand, wie es der Verkäufer beteuert hatte. Zudem musste er sich wundern, „welchen Pfusch manche Werkstätten abliefern“. Am Unterboden hatte die Firma, die den Mitsubishi Sapporo bisher betreute, das eine oder andere Blechstück noch nicht mal richtig eingeschweißt, sondern nur mit viel Unterbodenschutz eingeklebt.
Der gebürtige Niedersachse zerlegte den Wagen komplett, nur Front- und Heckscheibe blieben am Platz. Schon im Vorfeld hatte er sich entschieden, die originale Lackierung des Mitsubishi Sapporo zu erhalten, obwohl die Vorbesitzer an manchen Stellen mit falscher Farbe ein wenig nachlackiert hatten: „Aber ich fand den ansonsten noch guten Lack einfach erhaltenswert“, erklärt Hartung.

Mitsubishi-Händler war tatkräftige Unterstützung

Schon kurz nach Erwerb des Sapporo fuhr er zur Mitsubishi-Vertretung Spathelf in Heilbronn, um sich nach der Ersatzteilsituation für seinen Wagen zu erkundigen. Das Ergebnis seiner Recherche fiel erschütternd aus. Von Mitsubishi direkt wurde so gut wie nichts angeboten, was auch damit zu tun hatte, dass irgendwann einmal das zentrale Ersatzteillager in Deutschland aufgelöst worden war, wie er erfuhr. „Doch Herr Spathelf war der Einzige, der mich tatkräftig und selbstlos bei der Teilesuche unterstützt hat“, lobt der Mitsubishi Sapporo-Fan.

Hartung erhält sogar Lob beim TÜV

Die ausgebeinte Karosse seines Wagens stellte er in seiner Scheune senkrecht und konnte so alle Rostschäden am Unterboden in Angriff nehmen. Zunächst entfernte er mit Heißluftfön und Spachtel akribisch den Unterbodenschutz, dann schweißte er selbst angefertigte Bleche ein. Sein Meisterwerk wurden die oberen Aufnahmebleche für die Federbeine, für die es später sogar ein Lob bei der Hauptuntersuchung gab. Die Nachfertigung des hinteren inneren Radlaufs auf der rechten Seite war ihm aber doch zu anspruchsvoll. Bei einem Zubehörhändler in Öhringen wälzte er Kataloge mit Reparaturblechen, verglich Abbildungen und Maße und wurde tatsächlich fündig: Ein eigentlich für einen Jaguar gedachtes Blech passte perfekt. „Theoretisch könnte man sich auch Blechteile in den USA bestellen, denn dort wurde das Gewand des Mitsubishi Sapporo für den Dodge Challenger und den Plymouth Sapporo verwendet“, erzählt Hartung von seinen mittlerweile gewonnenen Erfahrungen.

Hobbyschrauber drehte sogar neue Bremskolben

Nach den Blecharbeiten nahm er die Aufarbeitung der Technik in Angriff. Am Motor musste auf jeden Fall die Zylinderkopfdichtung getauscht werden. Nach einer genauen Inspektion fand Hartung dann auch die Ursache für den schlechten Motorlauf: Die beiden Unterdruckschläuche zur Steuerung der zweiten Vergaserstufe waren defekt, was offenbar in der Werkstatt nicht entdeckt worden war. Stattdessen hatte man laienhaft herumgetrickst. Natürlich überholte der Hobbyschrauber die komplette Bremsanlage des Mitsubishi Sapporo, wobei er für die vorderen Bremsen sogar eigenhändig neue Bremskolben drehte. Als Ursache für die schwergängige Lenkung ermittelte er fehlendes Öl und eine zu stramme Nachstellung. Und mit Unterstützung eines Bekannten, der im Besitz einer Presse ist, erneuerte er auch die Traglager der Vorderachse.


Auch der Tank wurde innen und außen entrostet

Etliche Teile der Radaufhängung und der vordere Achsträger wurden sandgestrahlt, und Hartung behandelte sie anschließend mit einer speziellen Rostschutzfarbe, die widerstandsfähig, gut haftend und sogar elastisch ist, weshalb er damit auch die Schraubenfedern lackierte. Die Tatsache, dass sie nur in Grün erhältlich ist, störte ihn dabei nicht. Der Tank des Mitsubishi Sapporo wurde ebenfalls außen und innen entrostet. Dazu füllte er Kies hinein, spannte den Behälter auf die Trommel eines Betonmischers und ließ diese eine Weile rotieren. Danach flutete er den entrosteten Tank mit Rostschutzfarbe. Die auf dem Tank positionierte Benzinpumpe versetzte er übrigens an eine besser vor Schmutz und Wasser geschützte Stelle am Unterboden.

Weiterer Mitsubishi Sapporo als Ersatzteilträger

Viel Zeit floss in die Aufarbeitung des Interieurs, das zwar nicht kaputt, jedoch arg vergammelt war. Als Sauberkeitsfanatiker schrubbte Hartung Teppiche und Verkleidungen und reinigte intensiv die Sitze. Sogar das Instrumentenbrett und die zugehörigen Anzeigen nahm er auseinander - so konnte er auch deren Plexiglasabdeckungen von innen putzen. Um für künftige Defekte gerüstet zu sein und um den kaputten Fensterheber der Fahrertür ersetzen zu können, kaufte er zwischendurch in Belgien noch einen weiteren Mitsubishi Sapporo als Ersatzteilträger.
Zu den letzten Tätigkeiten zählten das Aufpolieren des alten Lacks und der Kauf von zum Auto passenden Bridgestone-Reifen. Im April 2008 war sein Werk endlich beendet, nach 14-monatiger Arbeit. Die erste Ausfahrt geriet zu einem wahren Genuss und zu einer Reise in die Vergangenheit. „Denn“, so Hartung, „der Sapporo ist für mich eine wertvolle Erinnerung an eine schöne Zeit.“