Triumph TR3 in der Restaurierung

Familienzuwachs in Sunset Red

Einen Triumph TR 3 sollte es sein. Dieser britische Roadster war der erste Oldtimer für die Kürtens in Köln. Der Wagen war komplett zerlegt und teilweise restauriert. Drei lehrreiche Jahre vergingen, bis der Triumph TR 3 endlich auf den Rädern stand.

Triumph TR 3, Martin Kürten mit Enkel Foto: Fact 23 Bilder

Den Urzustand dieses Restaurierungsobjekts kennt Martin Kürten nur von Fotos und bekennt: "Es war eine Rostlaube, an die ich mich wahrscheinlich nicht herangewagt hätte." Stattdessen erwarb er den Triumph TR 3 als angefangene, genauer gesagt, als abgebrochene Restaurierung. Doch warum musste es überhaupt ein Triumph sein?

Big Healey zu groß, Spitfire zu klein - und der Triumph TR 3 passt

Ganz einfach. Schon in den Sechzigern preschte Kürten in einem Austin-Healey Sprite durch die Lande, und die damaligen Erlebnisse festigten seine Liebe zu britischen Roadstern. Den Wunsch, wieder so ein Auto zu besitzen, musste er wegen der knappen Freizeit, die ihm sein Beruf als Speditionskaufmann ließ, auf die lange Bank schieben. Erst als er ins Rentenalter kam, war die Zeit gekommen. Mittlerweile hatte er auch seinen bei Smart als Kfz-Meister tätigen Sohn für das Thema begeistert, und der durchforstete das Internet nach passenden Annoncen. Beide waren unter Rücksicht auf das zur Verfügung stehende Budget übereingekommen, dass ein Big-Healey zu groß und ein Triumph Spitfire zu klein wäre - so landeten sie schließlich beim Triumph TR 3.

In Frankfurt fand sich ein Exemplar, dessen Restaurierung ins Stocken geraten war. Gegenüber einem fertig restaurierten Wagen hegte Kürten ein gewisses Misstrauen: "Oft ist die Dokumentation nicht ausreichend. Zudem weiß man nie genau, wie gut wirklich gearbeitet wurde." Dass auch ein unvollendetes Objekt seine Tücken haben kann, merkten die Kürtens recht bald. Ihr erworbener und zerlegter Triumph TR 3 verteilte sich auf mehrere Kartons, und so ließ sich auf den ersten Blick nur das Vorhandensein der großen Bauteile ersehen. Etliche kleinere Teile vermissten sie erst später, sie waren bei Händlern zu beschaffen, was dank der guten Ersatzteilsituation aber kein Problem war.

Übrigens hatte die gute Teileversorgung ebenfalls ihre Entscheidung für einen Triumph TR 3 maßgeblich beeinflusst. Als glaubwürdigen Grund für den Verkauf des Autos gab der Verkäufer an, er müsse künftig seine Zeit und sein Geld in ein gerade geerbtes altes Haus stecken. Dabei hatte er in das Projekt Triumph TR 3 schon etliche Euro versenkt. So ging aus vorliegenden Rechnungen hervor, dass er einen Fachbetrieb beauftragt hatte, den Rahmen zu sandstrahlen, den er dann später noch pulverbeschichten ließ. Das Ergebnis dieser Arbeit machte einen guten Eindruck.

Ein Fehler sorgt für 300 Arbeitsstunden

Auch die zahlreichen eingeschweißten Reparaturbleche an der vom Rahmen genommenen Karosserie des Triumph TR 3 sahen nicht schlecht aus. Doch der Mann hatte einen Fehler gemacht. Beim Schweißen vergaß er, auf die Übereinstimmung der Aufnahmepunkte von Karosse und Rahmen zu achten. Dass hier etwas nicht stimmte, merkten die Kürtens erst nach dem Kauf bei einer Probemontage. Als unangenehme Folge ergaben sich 300 Arbeitsstunden zum Richten der Karosserie.

Dies vertrauten die Kürtens einem Karosseriebauer an, der zusätzlich große Teile der ihm nicht perfekt erscheinenden Frontmaske erneuerte. Für die Anpassungsarbeiten besorgte er sich einen anderen Triumph TR 3-Rahmen, wodurch Martin Kürten und Sohn Carsten parallel dazu mit der Montage der Technikteile am Originalrahmen beginnen konnten. "Wir sind beide von Haus aus begeisterte Schrauber", erklärt Martin Kürten den riesigen Spaß, den sie dabei hatten. Um dabei zielsicher vorgehen zu können, hatten sie sich mit entsprechenden Reparaturanleitungen und Werkstatthandbüchern eingedeckt.

Zudem erwies sich die Mitgliedschaft bei der Kölner Gruppe des TR Register Deutschland als hilfreich, denn die Mitglieder sparen nicht mit praxisnahen Tipps, die ein Neuling in der Szene gut gebrauchen kann. Der Verkäufer hatte bereits die Umrüstung auf vordere Scheibenbremsen vorgesehen, die Triumph erst einige Monate nach dem Produktionstermin dieses Triumph TR 3 anbot. Doch diese Abweichung vom Original dient der Sicherheit. Und um das Bremsen zu erleichtern, montierten die Kürtens noch einen Bremskraftverstärker.

Modifikationen dienen der Sicherheit

Auch den Kabelbaum, den sie komplett neu einzogen, modifizierten sie ein wenig. Hier war Sohn Carsten in seinem Element. Die komplette Elektrik des Triumph TR 3 war nur mit zwei Sicherungen versehen, entsprechend können schon kleinere Elektrikdefekte den Wagen lahmlegen. Daher sahen die Kürtens gut versteckte zusätzliche Stromkreise vor und montierten insgesamt acht Sicherungen. Ferner wurde die gesetzlich vorgeschriebene Warnblinkanlage ergänzt. Das Erneuern der Innenverkleidungen, der Persenning, der nur noch in Fragmenten vorhandenen Sitze und das Anpassen des als Neuteil erhältlichen Verdecks überließen sie einem befreundeten Sattler.

Auch die Frontscheibe und die seitlichen Steckscheiben wurden erneuert. Und zum Neuverchromen des Windschutzscheibenrahmens mussten sie einen Galvanik-Betrieb suchen, der ein entsprechend großes Galvanikbad besaß.

Laut den vorliegenden Rechnungen war der Motor des Triumph TR 3 bereits unter Verwendung von Mahle-Kolben überholt worden. Doch zumindest dem Zylinderkopf tat ihrer Meinung nach eine zusätzliche Revision mit neuen Ventilen, Ventilfedern und neuer Kipphebelwelle gut. Der Lohn dieses peniblen Vorgehens: Bis heute läuft die Maschine wie ein Uhrwerk und hat erst kürzlich eine Bewährungsprobe bei einer Reise nach England anstandslos absolviert.

Mit dem Vierganggetriebe gab es da schon mehr Probleme. Auch dies war angeblich von einer Werkstatt überholt worden. "Da sich der Aufwand für einen Getriebewechsel in Grenzen hält, weil er ohne Ausbau des Motors möglich ist, gingen wir das Risiko ein und vertrauten der Arbeit", sagt Martin Kürten. Doch das sollte sich als Fehler erweisen, denn schon bald bereitete der erste, unsynchronisierte Gang Probleme - letztlich blieb der Roadster mit Getriebeschaden liegen. Statt das Getriebe erneut überholen zu lassen, entschied sich Kürten für den Einbau eines vollsynchronisierten Räderwerks aus dem Nachfolgemodell TR 4, das sich relativ einfach in den Triumph TR 3 übernehmen lässt. Kürten: "In einem Tag war die Sache erledigt."

Schwierigste Entscheidung: die Farbe

Hatten sich die Karosseriearbeiten als problematischster Abschnitt dieser Restaurierung erwiesen, so geriet die Wahl der Farbe zum kompliziertesten. Eine Lackierung im Originalton Schwarz, wie es aus der beim British Motor Industry Heritage Trust erhältlichen Geburtsurkunde des Triumph TR 3 hervorging, stand nicht zur Debatte. Zumal von der Originalfarbe eh nichts mehr am Wagen vorhanden war, weil ihn einer der Vorbesitzer bereits umlackiert hatte. Das übliche Signalrot oder British Racing Green kam ebenfalls nicht in Frage.

Martin Kürten schwebte eher ein kräftiges Blau vor, ähnlich dem, das er neulich an einem anderen Wagen gesehen hatte. Andererseits sollte es ein zeitgenössischer Farbton sein, und unter diesen fand sich nicht das gesuchte Blau. Dann aber stieß er beim Durchstöbern der zahlreich vorhandenen Triumph-Literatur auf die Farbe Sunset Red, in der offenbar damals bei Triumph die Hardtops lackiert wurden - als Kontrast zu beispielsweise in Beige gehaltenen Karosserien.

Weitere Recherchen ergaben, dass damals auch etliche Wagen komplett in diesem Ton lackiert wurden, doch über den damaligen Hersteller war die Farbe nicht mehr zu bekommen. Der in das Vorhaben eingeweihte Lackierer machte glücklicherweise einen anderen Hersteller ausfindig, der den Farbcode beziehungsweise entsprechende Unterlagen über die Farbzusammensetzung noch greifbar hatte.

Und so erstrahlte der Triumph TR 3 nach langem Hin und Her doch noch in Sunset Red. Wie selten diese Farbe ist, erlebte Kürten beim TR European Meeting in Harrogate im September 2010. Unter den über 200 Fahrzeugen war seines der einzige Triumph in Sunset Red. "Ich habe x Mal die Frage nach dem Namen der Farbe beantworten müssen", freut sich Kürten. Der Triumph TR 3 ist übrigens der erste Klassiker in der Familie. Trotz der anfänglichen Probleme, die sich durch den Kauf eines Fahrzeugs ergaben, das schon jemand zerlegt und teilweise restauriert hatte, können Vater und Sohn stolz auf ihr gelungenes Projekt sein. Dennoch wäre es Martin Kürten lieber, beim nächsten Mal ein patiniertes und komplettes Auto vor sich zu haben, auf jeden Fall eines im Urzustand.