ADAC Bibliothek und Sammlungen

Clubhaus mit unterirdischer Schatzkammer

Wenn in 10.000 Jahren ein Außerdirdischer auf die längst verlassene Erde kommen würde, und etwas über die Mobilität erfahren wollte, muss er nur ein Haus besuchen - das ADAC Clubhaus mit der ADAC Bibliothek.

11/2013 - ADAC Archiv, 1113 Foto: Kai Klauder 58 Bilder

Am besten nähert er sich dann dem ADAC Clubhaus, das die ADAC Bibliothek beherbergt, von oben - so bekommt man faszinierende architektonische Einblicke - das Clubhaus ist der Kontrapunkt zum modernen Neubau der ADAC-Zentrale und wird von deren sternförmiger Architektur in Szene gesetzt.

Doch auch wenn man per Auto anreist, entfaltet das ehemalige Kontorhaus seine Wirkung neben der Zentrale, die von dem rund 92 Meter hohen Büroturm gekrönt wird. In dem modernen Komplex in der Münchner Hansastraße haben etwa 2.400 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze.

Passendes Ambiente

Während in dem Gebäudekomplex nicht zu überhörende Betriebsamkeit herrscht, empfängt das Ohr und Auge nur wenige Meter weiter ein Ort der Ruhe: die ehemalige "Sander-Villa", die seit 2012 die ADAC Bibliothek beherbergt. Im Jahr 2000 erwarb der ADAC das 1910 errichtete Kontorhaus und sanierte es bis 2012 unter den strengen Vorgaben des Denkmalschutzes. Viele Elemente des im "Heimatstil" erbauten Gebäudes wurden erhalten - etwa die Wandfliesen des Treppenhauses, ein großer Teil der Türrahmen. Entstanden ist ein beeindruckendes "Clubhaus", das mit mehreren Tagungsräumen, einer Clublounge auch Begegnungsstätte sein soll.

Dass die Pläne für das ADAC Clubhaus mit integrierter Bibliothek nicht unumstritten waren, deutet Thomas Burkhardt, ADAC Vizepräsident für Technik, an: "Doch schließlich hat das Konzept auch alle Skeptiker überzeugt".

In den Räumen des ersten Stockwerks ist ausreichend Platz für Sonderausstellungen Es gibt dort helle Arbeitsplätze und eine Präsenzbibliothek, die unter anderem alle Ausgaben der bis ins Jahr 1903 zurückreichenden ADAC-Clubzeitschrift, aktuelle Jahrgänge vieler Zeitschriften rund um Mobilität und Standardwerke bereithält. Außerdem gibt es die Möglichkeit für eine rechnerbasierte Recherche.

Wachsendes Interesse an der ADAC Bibliothek

Peter Schmidbauer, Dokumentar der ADAC Motorwelt, freut sich über das wachsende Interesse an der Bibliothek und beschreibt das Selbstverständnis der ADAC Bibliothek: "Wir bemerken eine wachsende Nachfrage nach unserer wissenschaftlichen Spezialbibliothek mit Archivfunktion. Je bekannter wir werden, desto mehr Rechercheanfragen kommen. Derzeit sind es rund 10 externe Anfragen pro Woche  - auch aus dem Ausland. Da, wo es schwieriger wird, und die Leute mit Google nicht mehr weiterkommen, kommen wir ins Spiel. Denn wir haben die Dinge, die eigentlich nicht mehr vorhanden sind."

Dass dem so ist, ist vor allem dem Historiker Hans Christoph Graf von Seherr-Thoss zu verdanken. Denn nachdem im Zweiten Weltkrieg die gesamte ADAC Bibliothek zerstört worden war, erkannte der damalige ADAC Präsident Hans Bretz die Bedeutung des Wiederaufbaus und legte sie in die Hände des Grafen. Auf dessen Initiative und jahrzehntelanger Arbeit - er war von 1954 bis 1983 als Archivar für den ADAC tätig - basiert die ADAC Bibliothek von heute, die in der Welt einzigartig ist.

Die schöne Villa hat es faustdick im Keller

Die eigentlichen Schätze sind allerdings im Kellergeschoss zu heben. Hier verbirgt sich ein Magazin, in dem die Luftfeuchtigkeit im optimalen Bereich zwischen 45 bis 50 % liegt und der Sauerstoffgehalt  reduziert wurde - alles zum Wohle der wertvollen Zeitschriften, Monographien, Kunstwerke, Automobilia und Sammlungen.

Nachdem die Schleuse durchschritten ist, erklärt Thomas Burkhardt: "Wir haben rund 50.000 Exponate im Bestand, wobei ein kompletter Jahrgang etwa der auto motor und sport als ein Exponat gezählt wird". Der Schwerpunkt der Bibliothek mit rund der Hälfte der Exponate liegt auf Zeitschriften aus dem Automobil- und Motorradbereich und Motorsport, doch auch alle anderen Facetten der Mobilität werden abgedeckt. Es gibt Fahrrad-, Boots-, Fliegerei- und Reisezeitschriften aus aller Herren Länder. Ein großer Teil widmet sich der Technik mit zigtausenden Typenblättern, Monographien und Lexika.

"Insgesamt haben wir rund 2 Regalkilometer zum Thema Mobilität- es gibt nichts Vergleichbares auf der Welt" zeigt sich Thomas Burkhardt selbstbewusst. Kein Wunder, dass die ADAC Bibliothek von zahlreichen Museen, Kuratoren, Wissenschaftlern und Fachjournalisten aus der ganzen Welt genutzt wird.

"libri rari" - die seltenen Bücher

Einige Werke aus der Sammlung lagern gut behütet im Tresor, wie die Archivarin Stefanie Sachsen-Coburg berichtet: "Unsere ältesten Bücher stammen aus dem 17. Jahrhundert und dürfen nur mit Handschuhen angefasst werden." Dazu zählt das "Itinerarium Germaniae. Reisebuch durch Hoch- und Nider-Teutschland - auch benachbarte Königreiche/Fürstenthumb und Länder als Ungarnn, Siebenbürgen, Dännemarck, Schweden, Polen; und Germania". Diese Sonderbehandlung werden sie sich redlich verdient haben, könnten Sie doch nur von all denen erzählen, die sie in den vergangenen Jahrhunderten durchgeblättert und von monatelangen Abenteuer-Reisen geträumt haben, die heute auf ein paar Stunden Autobahn zusammengeschrumpft sind.

An einer der größten Sammlungen von Land- und Straßenkarten lässt sich der Aufwand der Kartographen und Topographen nacherleben. In einigen der Schaukästen im ehemaligen Büro der "Sander-Villa" sind die Utensilien ausgestellt.

Größte Christophorus-Sammlung der Welt

Dass die Rettungshubschrauber des ADAC den Namen Christoph dürfte bekannt sein, doch dass der ADAC auch eine riesige Sammlung rund um den Schutzheiligen der Pilger, Reisenden, Schiffer und seit 1900 auch Kraftfahrer zusammengetragen hat, eher nicht. Hermann Jaeger, Generalsekretär des ADAC zwischen 1962 und 1974, baute die Sammlung auf. Rund 1.200 Exponate umfasst sie heute, darunter ein Kupferstich von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1521.

Die Archivare denken an die Zukunft

Ein zentrales Anliegen der ADAC Bibliothekare und Archivare ist der Blick nach vorn. "Wir haben uns die digitale Bibliothek als Ziel gesetzt", sagt Peter Schmidbauer, "der Besucher kann im OPAC (Online Public Access Catalogue) recherchieren- die gesamte ADAC Motorwelt ist schon online durchsuchbar." Die Digitalisierung des gesamten Bestandes wäre eine Aufgabe für Jahrzehnte, doch der Anfang ist gemacht.

Man darf gespannt sein, wie sich die ADAC Bibliothek weiterentwickelt. Ein Besuch für alle an der Automobil- und Mobilitätsgeschichte ist dringend empfohlen. Die ADAC Bibliothek ist für ADAC Mitglieder, Journalisten, Museen, Historiker und Wissenschaftler nach Vereinbarung geöffnet.

In unserer Fotoshow zeigen wir Bilder der Räumlichkeiten und ausgewählte Exponate.

Kontakt:

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