Classic Days 2015
Das sind die coolsten Kisten von Schloss Dyck
Welche Kulisse könnte für über 5.000 Oldtimer passender sein, als ein Wasserschloss im Rheinland? Sir Stirling Moss etwa sagt über das Event: "Die Classic Days sind in jeder Hinsicht außergewöhnlich, die Autos, die Menschen, alles." Motor Klassik Redakteur Alf Cremers hat bei den Classic Days 2015 seine Youngtimer-Helden von Schloss Dyck gefunden.
28.07.2015
Hans-Jörg Götzl, Alf Cremers, Patrick Lang
Foto: Hans-Dieter Seufert
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Seit 14 Jahren in Familienbesitz, bringt es der brave Mittelklasse-Zweitürer gerade einmal auf 60 000 Kilometer. Der schräge Farbton heißt Inselgrün, er war damals trendy.
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Die Heckpartiee mit den breiteren Rückleuchten zeichnet die Faceliftversion des intern Typ 82 genannten Modells aus, die mehr in Richtung neuer Audi 100 geschminkt wurde. Auch eine neue Typografie für die Schriftzüge kam zum Einsatz.
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Das Interieur präsentiert sich sehr zeitgeistig. Braunes Hartplastk kombiniert mit karamelligem Schlingenteppich und kuschelig-langflorigen Lammfellbezügen.
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Der Typ EA 827 ist eine Audi-Entwicklung und kann alles, außer Brillanz. Er dreht gern, ist elastisch, sparsam und äußerst langlebig. Sogar einen Diesel kann man aus ihm machen.
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Der brave Tassenstößel-Vierzylinder mit 1,6 Liter und 75 PS brummte lange durch den gesamten VW-Konzern.
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Er leuchtet schon von weitem durchs lichte Grün, der 77er Audi 80 LS von Thomas Huppers.
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Fahrleistung, Fahrdynamik und formale Ästhetik der E9-Modellreihe suchen ihresgleichen.
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Seit 1978 hält Oskar Appelhans treu zu seinem atlanticblauen BMW 3.0 CSi. Das betörend elegante Oberklasse-Coupé war damals und ist heute die einzige ernsthafte Alternative zum Porsche 911.
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Das 73er-Erstserien-Auto macht aus normalem Betrachtungsabstand einen sehr guten Eindruck. Doch Appelhans räumt ein, dass eine Vollrestaurierung bevorsteht, weil sich hier und dort Rostbläschen bilden.
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Fast zeitgenössisch in der holzvertäfelten CSi-Stube ist das Blaupunkt Schwanenhals-Radio, ein Musthave der 70er. Lenkrad und breite BBS-Räder sollen laut Appelhans bei der Restaurierung den Originalteilen weichen: „Der wird wieder richtig schön“.
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Das Luxus-Coupé soll wieder die Originalfarbe Baikalblau bekommen.
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Wird als Jahrhundert-Sechszylinder gerühmt. Laufruhiges und leistungsfähiges BMW-Motorenwerk mit 200 PS und elektronischer Einspritzung Bosch D-Jetronic. Eindrucksvoll ist die
Saugrohranlage aus Sandguss.
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Lothar Braussem ist Diplom-Ingenieur und fährt seit Jahrzehnten US-Cars, angefangen hat er in den Siebzigern mit einem Chevy Blazer.
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Die C3 kam 1968 mit einem glasklaren Coke-Bottle-Shape. Aber die US-Stoßstangenvorschriften diktierten nachgiebige Kunststoffenden. Sie verwässern die Linie, aber Braussem gefällt es: „Sie wirkt dadurch noch bulliger“.
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Vor fünf Jahren erfüllte er sich einen Jugendtraum und kaufte sich eine späte 81er C3 Corvette mit T-Roof in mondänem Arizonagold-Metallic.
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Das Interieur ist längst nicht so billig gemacht, wie bei vielen US-Cars befüchtet. Alles wirkt sauber, handfest und aufgeräumt. Holzimitat braucht der Amerikaner zum Wohlfühlen, aber sonst
keine Spur von „Bad Taste“.
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Braussem schätzt vor allem das Durchzugsvermögen des V8, der schon knapp oberhalb der Leerlaufdrehzahl mächtig zubeißt.
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Der 5,7-Liter-Small Block ist 1981 schon raus aus dem Leistungstief und entwickelt niedertourige 210 PS.
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Er ist der kleine Bruder des martialischen Countach, der Lamborghini Jalpa, seine aufregende Linie verrät die mutige Handschrift von Bertones Stardesigner Marcello Gandini.
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Anders als im anfälligen Vorgänger Uracco, der noch überlange Zahnriemen bewegte, wurde der 255 PS starke Motor mit vier Weber-Doppelvergasern für den Jalpa auf Kettenantrieb umgestellt.
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Rotes Leder, silberner Lack, schwarzer Veloursteppich. Diesen Farben-Dreiklang fand Markus Strickling betörend: „Es war ein wichtiges Motiv für den Kauf und für die Restaurierung.“
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Markus Strickling hat sich einen Traum erfüllt, in aufwändiger Restaurierungsarbeit machte er aus einem angezählten 85er-Verbrauchtwagen beinahe ein Concours-Auto.
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„Ich weiß dass der Jalpa das Publikum mit seinem typischen 80er-Jahre-Style polarisiert, aber es gab nur 410 Stück und ich wollte ihn unbedingt“.
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Der quer eingebaute Viernockenwellen-V8 geizt optisch mit seinen Reizen, weil die Mittelmotor-Luke zu eng ist, sich in ganzer Schönheit zu präsentieren.
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Der 244er integrierte die fetten Sicherheitsstoßstangen nach US-Diktat weit harmonischer in die Karosserie als sein Vorgänger.
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Aber der Bug wirkt trotzdem lokomotivenhaft und die Schockfarbe Baliorange war damals ganz normal und wirkt heute als wichtiges Kaufargument.
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Adrian und Iris Kaufmann sind waschechte Volvo-Fans, drei Volvo gibt es im Hause Kaufmann, der 240er ist dabei das selten bewegte Hobbyauto.
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Weil die frühen 240er keine Rostverächter waren, musste auch an diesem rentnergepflegten Prachtstück einiges geschweißt werden.
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Das bekannt strapazierfähige Volvo-Interieur hat den Charme einer Einbauküche. Die schwedischen Innenarchitekten haben das Kurvenlineal verkramt, aber das macht den rustikalen Charme aus. Schalthebel und Lastwagenpedale suggerieren Unzerstörbarkeit.
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Alles aufgeräumt und funktional, hier stylt, pardon gestaltet der Ingenieur noch selbst. Ein Drehzahlmesser verwundert, aber den hat ein Volvo F88 Schwerlastwagen auch.
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Der Querstrom-Vierzylinder B21 mit Querstromkopf und obenliegender, zahnriemengetriebener Nockenwelle war damals eine Neuentwicklung. Er wirkt verloren im Motorraum, der auch für einen geplanten V8 ausgelegt wurde.
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Der signalrote Toyota Corona von Jens und Karin Riesling aus Osnabrück ist der heimliche "Best of Show". Seltener als ein BMW 507, kostete aber nur 5000 Euro. Er steht prototypisch für das phantasievolle japanische Blechbarock der Late sixties.
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Das chromgefasste Heck erinnert an einen Lancia Flavia, so wie die Trapezform. Der Corona ist ein Blickfang aus jeder Perspektive. Dieses Auto stammt ursprünglich aus er Schweiz, da war die Marke schon sehr früh präsent, nach Deutschland kam sie erst 1971.
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Der 1,5 Liter Vierzylinder leistet stramme 78 PS, seine Konstruktion ist nicht weltbewegend. Ein braver OHV, kurzhubig und in seiner schlichten Optik stark an Opel angelehnt.
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Innen sieht er der Corona, der in der Hierarchie der Marke hinter dem Crown ziemlich weit oben steht, aus wie ein Dodge Dart, spartanisch versachlicht, aber mit Breitbandtacho und Hupring. Die Kunstledersitze könnten in Form und Farbe aus einem Fiat 125 stammen.
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Ilona Kloeters aus Mönchengladbach hält die Panther Fahne hoch. „Ich mochte diesen Retro-Look der 30er und schätze an meinem Kallista, dass er sich fährt wie ein modernes Auto. Kein Zwischengas, kein Abschmieren, keine Seilzugbremsen“.
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Ilona Kloeters hat am Ende selbst ihren Mann überzeugt, der kümmert sich inzwischen hauptberuflich um Panther, repariert, restauriert und hortet Ersatzteile für eine kleine feine Klientel die an dem ausgewachsenen Comic-Auto Freude haben. Robert Jankell sei Dank.
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Es gab Panther mit Jaguar-Technik, aber dieser Kallista basiert auf einem Ford Capri-Chassis mit Doppelquerlenkerachse vorn und Starrachse hinten. Auch der Motor stammt von Ford, es ist der unverwüstliche 2,8-Vergaser mit 135 lässigen PS.
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Die hübschen Rundinstrumente auf Wurzelnußfurnier verbreiten edles Jaguar-Flair, sind aber von VDO und nicht von Smiths. Der Kallista ist kein zusammengeschustertes Kit-Car, sondern ein feiner Roadster in Manufakturqualität gebaut.
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John Gummersbach lebt das Oldtimerhobby. Er fertigt in seiner Firma Plastique Bertrand Gummiteile nach Maßvorgaben für Klassiker. Er mag Opel der 50er und 60er, Kapitän Blitz und diese Rarität, einer von 21 gebauten Opel Rekord P2 Cabriolet von Autenrieth.
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Amerikanisch angehauchtes Interieur mit Breitbandtacho und reichlich Elfenbein als Schmuckfarbe.Die Blumenvase ist ein Muss, passt aber ausnahmsweise mal zum Pettycoat-Stil des Wagens.
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Rasender Kofferraum und Schuhschachtel mit Baskenmütze, dieser Opel hatte gleich zwei Spitznamen. Karossier Autenrieth in Darmstadt ersetzte die Mütze durch ein Faltverdeck. Die Rekord-Line entsprach dem damaligen Chevrolet Bel Air.
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Kreuzbarer Antrieb, der den Mythos vom Opel dem Unzerstörbaren begründete. Der Eisenklotz ist ein 1700er-Vierzylinder mit 60 PS. Immerhin hatten die Coupés schon Vierganggetriebe, aber das Drehmoment von 120 Nm bei 2100/min vertrug auch drei Gänge.
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Pininfarinas damaliger Chefdesigner Leonardo Fiovaranti schuf mit dem Lancia Gamma Coupé einen eigenwilligen Oberklassewagen mit vielen sinnlichen Details. Die Form besteht aus raffinierten Sicken und facettierten und anglierten Kanten.
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Marcel Willemsen hat sich in das elitäre Lancia Coupé verleibt wie in eine schöne Frau. Er ist ihm verfallen. Was ihn bewegt, ist, dass der 81er-Gamma sich als Serie 1- Auto mit Serie 2-Rädern schmückt, aber die gefallen ihm einfach viel besser.
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Das Lederinterieur mit extravagant gestylter Sitzgrupe nimmt die postmoderne Formensprache fast synchron auf. Der orangerote Teppichboden ist ein Markenzeichen Fiovarantis. Leider liegt das Lenkrad zu flach und die Schaltung ist nicht besonders exakt.
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Gut gelaunt entwickelt er 120 PS. Zwei obenliegende Nockenwellen gehören bei Lancia zum guten Ton. Man muss höllisch auf die Zylinderkopfdichtungen aufpassen und darf niemals Vollgas fahren, oder bei voll eingeschlagenen Vorderrädern den Motor starten.
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Die talienische Karosseriemanufaktur OSI, Officine Stampaggio Industriale ist hierzulande vor allem durch das Ford OSI Coupé auf 20 M-Basis bekannt. Diese große Alfa Limousine wurde nur 54 mal von OSI eingekleidet, die ein Vignale-Design umsetzten.
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Der Alfa 2600 OSi führt auch die Zusatzbezeichnung " de Luxe". Er ist eine Art Quattroporte für die gehobene Mittelschicht. Üppige Lederpolsterung, ein Nardi-Holzlenkrad und eine Uhrensammlung wie in einem Ghibli machen große Freude.
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Ebenso wie das Fahren mit dem durchzugsstraken Motor und dem exakt schaltbaren Fünfganggetriebe.
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Der berühmte Vierzylinder Doppelnockenwellen-Motor präsentiert sich hier um zwei Einheiten verlängert, mit drei Solex-Doppel-Horizontalvergasern bringt er es auf 145 PS bei 5700/min. Als Sixpack bietet er einen eindruckvollen Anblick und der Klang ist betörend.
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Die Rückleuchten sind typisch Giulia. Im Heckbereich wird der Reiz des kantigen Entwurfs deutlich. Das dritte Seitenfenster zelebriert die große Alfa-Limousine als eine der ersten überhaupt. Ein Quantensprung gegenüber seinem barocken Vorgänger.
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Auf dem Miscanthus-Feld hatten sich vor Ort jede Menge Automobil-Enthusiasten versammelt. Sehen und gesehen werden - und Alf Cremers hat gesehen. Nämlich einen Lamborghini Jalpa beispielsweise. Oder eine Corvette C3. Oder einen Alfa 2600 de Luxe. Diese besonderen Stücke und noch viele mehr finden Sie in unserer Bildergalerie.
Es kommt einem so vor, als sei es erst gestern gewesen: dass ein heftiges Sturmtief in der Nacht vor den ersten Classic Days 2006 die Wiesen rund um Schloss Dyck unter Wasser setzte und nahezu sämtliche Zelte zerzauste, dass am nächsten Tag aber strahlender Sonnenschein herrschte und die Fahrer der 80 Klassiker sowie die 22.000 Zuschauer jede Menge Spaß hatten – und dass alle Beteiligten am Sonntagabend erschöpft, aber glücklich beschlossen, diesen süßen Wahnsinn künftig jedes Jahr am ersten August-Wochenende zu organisieren.
Tatsächlich liegt all das eben schon neun Jahre zurück, und das Motor-Festival im Rheinland hat sich mit einer Beschleunigung entwickelt, die das Universum zum letzten Mal beim Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren draufhatte. Längst braucht das bunte Treiben rund um das mehr als 900 Jahre alte Wasserschloss bei Neuss keinen Vergleich mit anderen Veranstaltungen mehr zu scheuen – auch nicht mit dem viel beschworenen Goodwood.
Classic Days e.V. mit rund 200 Mitgliedern
Das Erfolgsgeheimnis liegt vor allem in der Organisationsstruktur: Verantwortlich für das Festival zeichnet nach wie vor der einst eigens gegründete Verein Classic Days e. V., dessen etwa 200 Mitglieder das ganze Jahr hindurch mit viel Leidenschaft engagiert sind und an den drei Festival-Tagen größtenteils auf Schlaf verzichten. Zu verdienen gibt es dabei nichts, nur die stille Freude, Teil von etwas ziemlich Einmaligem zu sein – alle Erlöse aus der Veranstaltung fließen dem Erhalt des Schlosses zu.