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Filmautospezialist Markus Zimmermann

Autos für den Film

Der grüne Opel Diplomat aus der Serie "Der letzte Bulle" ist nur eines von rund 100 Fahrzeugen aus der Sammlung von Markus Zimmermann: Der Kölner hat sich auf die Vermietung von Old- und Youngtimern für Film- und Fernsehproduktionen spezialisiert.

Markus Zimmermann, Filmautos, Halle Foto: Hardy Mutschler 17 Bilder

Der Opel Diplomat ist natürlich bekannt. Als Dienstfahrzeug von Henning Baum alias Mick Brisgau in der Sat 1-Serie "Der letzte Bulle" dürfte es sich bei dem Rüsselsheimer Klassiker um das derzeit vielleicht prominenteste deutsche Filmauto handeln. Das Taxi schräg dahinter? Klar, kennt man aus dem Münsteraner Tatort, wo es regelmäßig vom kiffenden Vater des Kommissars Frank Thiel gefahren wird, während der rote Saab 900 Pastewka gehört, zumindest in der gleichnamigen Serie. Auch der rote Volvo 245 Kombi lässt sich einordnen: Er ist regelmäßig in der ZDF-Krimiserie Wilsberg zu sehen. Filmtitel anhand der darin vorkommenden Autos erraten - dieses Spiel ließe sich in der Halle von Markus Zimmermann im Kölner Westen garantiert viele Stunden lang fortführen.

3 bis 5 Autos sind pro Tag auf Filmproduktionen  unterwegs

Der Spezialist (www.filmauto.de) besitzt rund 100 Autos, zumeist Old- und Youngtimer, die er an Film- und Produktionsgesellschaften vermietet. Die Stadt am Rhein zählt zu den Zentren der deutschen Filmindustrie, gedreht wird hier quasi rund um die Uhr. "Im Schnitt sind pro Tag 3 bis 5 meiner Autos zu irgendeinem Dreh unterwegs", erklärt Zimmermann. Und ergänzt, dass die Branche derzeit verstärkt auf den Coolnessfaktor und zugleich auf den großen Sympathiebonus eines Klassikers setzt. "Das Auto soll dabei bewusst den Charakter des Schauspielers unterstreichen."

Ein harter, unkonventioneller Kerl wie der letzte Bulle, der fast ausschließlich Hawaii- Hemden und Cowboyboots trägt, bei jeder Gelegenheit zur Zigarette greift und Frauen im Vorbeigehen schon mal einen Klaps auf den Po gibt - so jemand würde niemals in einem politisch-korrekten Golf Blue-Motion zum Tatort fahren. "Das wäre absolut unglaubwürdig", erklärt Zimmermann.

In der Branche zählt Markus Zimmermann zu den alten Hasen. Autos waren schon immer seine Welt, und bereits während seines Maschinenbau-Studiums handelt der Kölner mit gebrauchten Mercedes-Teilen.

Eher zufällig kommt er Mitte der Neunziger in Kontakt mit einer Produktionsgesellschaft, die für die RTL-Serie "Stadtklinik" einen Mercedes sucht. Zimmermann kann helfen, organisiert eine S-Klasse (W 116), kurz darauf folgt der erste Großauftrag: Für den Kinofilm "Peanuts - Die Bank zahlt alles" treibt er sieben Oberklasse-Fahrzeuge für die Filmgesellschaft auf - allesamt Autos aus seinem Bekanntenkreis. "Teilweise gehörten die Autos den Eltern meiner Freunde", schmunzelt der Filmfan.

Nur Modelle mit Automatik

Die Anfragen häufen sich, Zimmerman kauft nach Absprache mit verschiedenen Produktionsgesellschaften von nun an immer mehr Autos, die er dann tage- oder wochenweise vermietet - eine, wie sich herausstellt, optimale Lösung für beide Seiten: Die Produktionsfirmen müssen sich nicht um die Beschaffung und den Unterhalt der Fahrzeuge kümmern, während Markus Zimmermann seinen Beruf gefunden hat, der ihm bis heute großen Spaß macht.

"Natürlich handelt es sich bei meinen Modellen in der Regel nicht um Sammlerautos mit Zustandsnote 1", erklärt der Kölner. Soll heißen: Seine Autos müssen fahren, das Licht muss funktionieren, und die Fenster müssen sich für die Aufnahmen öffnen lassen. Kleine Schäden würde man im Fernsehen ohnehin nicht sehen. Bisher zumindest: "Seit der Einführung von HD ist die Bildqualität inzwischen so gut, dass plötzlich sogar kleinste Kratzer im Lack unangenehm auffallen."

Bestimmte Ausstattungsmerkmale seien für ein Filmauto jedoch unumgänglich - Automatik beispielsweise. "Schalten würde die Schauspieler bei Fahraufnahmen nur von ihrer Rolle ablenken", weiß Zimmermann aus Erfahrung. Ein Schiebdach steht ebenfalls regelmäßig auf der Wunschliste der Produktionsgesellschaften, damit bei Fahraufnahmen möglichst viel Licht in den Innenraum fällt.

Ein Kanister als Tank

Im Laufe der Jahre hat Zimmermann gelernt, zu improvisieren. Notgedrungen. Auf der Suche nach einer Jaguar-Limousine kauft er einen optisch einigermaßen gepflegten XJ 12 von 1987, dessen Tank jedoch ausgetauscht werden müsste. "Zu aufwendig", befindet er und ersetzt das marode Benzinreservoir durch einen provisorisch im Kofferraum befestigten 20-Liter-Kanister: "Das reicht, damit das Auto wie gewünscht ein paar Meter durch das Bild fahren kann."

Oder das berühmte Taxi aus dem Münsteraner Tatort. Fahrzeuge mit Dieselmotor sind wegen des lauten Motorgeräuschs bei Dreharbeiten nicht gefragt. Weil jedoch kein entsprechendes Mercedes-Taxi aufzutreiben war, hat Markus Zimmermann einen herkömmlichen Benziner der Baureihe W 124 mit einer Folie in Hellelfenbein überkleben lassen.

Und wenn ein Auto am Set einmal nicht anspringt? "So etwas darf einfach nicht passieren", erklärt der Kölner. Vor dem Abtransport zum Drehort würde ein Mechaniker das jeweilige Fahrzeug noch einmal überprüfen und mit einer frisch geladenen Batterie versehen. Bei besonders langfristigen Dreharbeiten wie beispielsweise zu "Der letzte Bulle", wo soeben die vierte Staffel produziert wurde, hält Zimmermann zur Sicherheit ein identisches Opel- Modell als Double bereit, während für die Dauerserie Pastewka sogar drei rote Saab 900 vorhanden sind.

Eigenes Auto im Fernsehen sehen

Auf der Suche nach bestimmten Modellen wendet sich Zimmermann auch schon mal an die entsprechenden Clubs oder Internet-Foren: "Vielen Besitzern macht es großen Spaß, wenn sie ihr Fahrzeug im Fernsehen sehen." Im Laufe der Jahre ist eine beachtliche Datei mit Privatwagen zusammengekommen, auf die der Filmauto-Spezialist bei Bedarf zurückgreifen kann.

Für seinen eigenen, ständig wachsenden Fuhrpark hat Markus Zimmermann eine komplette Etage einer Tiefgarage sowie ein großes Freigelände direkt neben seiner nüchternen Halle angemietet. Keine Spur von der glitzernden Filmwelt, keine Stars und Sternchen, die sich für ihren nächsten Filmeinsatz einen Wunsch-Klassiker aussuchen dürfen. Sondern allenfalls jemand, der Markus Zimmermann für einen Gebrauchtwagenhändler hält. Aber ein Verkauf seiner Fahrzeuge kommt für den Autofan nicht in Frage: "Im Grunde meines Herzens bin ich ein Sammler, der zu jedem seiner Autos eine ganz persönliche Beziehung aufgebaut hat."

Besonders stolz ist Zimmermann, wenn er bei historischen Filmen gleich ganze Straßenzüge mit seinen Klassikern ausstatten kann. Aktuelles Beispiel ist die ZDF-Produktion Blutgeld, deren Dreharbeiten im Oktober 2012 begonnen haben und deren Handlung zu Beginn der achtziger Jahre spielt. Rund 30 Zimmermann-Autos werden in dem Film zu sehen sein, darunter seine persönlichen Favoriten wie ein Ford Capri, ein Ford Granada, ein Mini, seine Käfer, die Ente und der Renault R 4.

Volvo sind immer gefragt

Während bestimmte Modelle laufend gebucht werden, müssen andere oft jahrelang auf einen Auftritt warten. "Volvo gehen eigentlich immer", erklärt der Filmauto-Spezialist, "und wenn ein Fahrzeug für einen Raubüberfall gesucht wird, kommt regelmäßig mein BMW 750 mit verdunkelten Scheiben zum Einsatz."

Und der unscheinbare Renault Rapide mit dem verblassten Lack? "Das ideale Auto für Umzugsszenen oder für einen Gärtner, während bei Szenen, die im Studentenmilieu spielen, regelmäßig ein 2 CV oder ein R 4 geordert werden." Ab und zu kauft er jedoch auch Modelle ohne bestimmten Auftrag, einen Pontiac Fiero zum Beispiel: "Der wartet nun schon seit neun Jahren auf seinen ersten TV-Auftritt."

Weitere Filmautos von Zimmermann

  • Film: Neue Vahr Süd (ARD), Auto: Opel Kadett B
  • Film: Contergan (WDR), Auto: Ford Taunus 12m
  • Serie: Alles was zählt (RTL), Auto: Mercedes 500 SL
  • Serie: Lena, die Liebe meines Lebens (ZDF), Auto: Jaguar E-Type Roadster Serie III
  • Serie: Mord mit Aussicht (ARD), Auto: BMW 320i Cabrio
  • Serie: Verbotene Liebe (ARD), Auto: Porsche 911 Targa
  • Serie: Soko Köln (ZDF), Auto: Citroën ID 19, Mercedes-Benz 200D (W 115)
  • Serie: Komissar Stolberg (ZDF), Auto: Mercedes-Benz 230 (W 115) als Stuntfahrzeug für eine Unfallszene