Reportage Motor Klassik-Leserreise Piemont, Ligurien,Toskana

Trip-Gemeinschaft

Bestes Wetter, eine geniale Streckenführung und 22 tolle Fahrzeuge - das war die zweite Motor Klassik-Leserreise, die dieses Mal durch das Piemont, Ligurien und die Toskana führte.

Motor Klassik-Leserreise Piemont, Ligurien und Toskana Foto: Arturo Rivas 24 Bilder

Auf den Spuren von Fausto Coppi

Die Strecke hat es in sich, erweist sich rasch als anspruchsvoll. Wie eine Girlande windet sich der Weg zwischen Acqui Terme und Rapallo quer durch den Apennin und überquert dabei mehrere kleinere Pässe, deren Namen selbst Italienkennern nicht immer geläufig sein dürften. Beispielsweise der 772 Meter hohe Passo del Bocchetta, wo neben der in den Fels gehauenen, schmalen Straße ein Denkmal an den legendären Radrennfahrer Fausto Coppi (1919 - 1960) erinnert, der in Italien wie ein Idol verehrt wird.

Später, als die Berge abrupt an der ligurischen Küste enden, führt der Weg in unzähligen Kurven und Kehren steil hinunter ans azurblaue Meer. Der Abstieg dauert zwar nur wenige Minuten, dennoch ist es ein Übergang in eine andere Welt. Im Rückspiegel noch die Einsamkeit der Berge, erstreckt sich vor uns plötzlich das mondäne Reich des Jetsets, der das nahe gelegene, einstige Fischernest Portofino zu einer seiner sommerlichen Pflichtstationen ernannt hat. Jetzt, Mitte Oktober, herrscht jedoch nur wenig Trubel, lässt sich dieser unwirklich schöne Küstenstreifen mit den prächtigen Villen und der exotisch-mediterranen Vegetation in vollen Zügen genießen.

Rainer Klink, der Vollblut-Oldtimerfan mit der Spürnase für die Streckenwahl

Bereits der erste Fahrtag der inzwischen zweiten Motor Klassik-Leserreise lässt am Abend bei keinem der angereisten Teams irgendeinen Zweifel aufkommen: Dieses Roadbook kann nur von jemanden stammen, dessen Leidenschaft das Autofahren ist. Und der es bestens versteht, Reisen und Genießen gleichermaßen unter einen Hut zu bringen. Rainer Klink heißt der Mann mit dem detektivischen Spürsinn für Strecken, die schon mal abseits des touristischen Mainstreams liegen und selbst auf guten Karten bisweilen nur schwer zu finden sind.

Klink, Ur-Schwabe von Geburt und Leiter des Tübinger Boxenstop-Museums aus Passion, organisiert seit 16 Jahren geführte Klassiker-Touren durch halb Europa und scheint offensichtlich zu wissen, worauf es ankommt. "Doch diesmal hat er sich bei der Streckenwahl wirklich übertroffen", lobt Eberhard Persicke aus dem schwäbischen Remseck, der zusammen mit seiner Frau Ingrid in einem Mercedes-Benz 280 SL angereist ist.

Schon der Ausgangspunkt der Reise ist mit dem im Piemont gelegenen, mondänen Thermalbad Acqui Terme strategisch gut gewählt. Dort trudeln am Tag vor dem Startschuss nach und nach die Teilnehmer ein, insgesamt 22 Autos, deren Besitzer sich auf sechs spannende (Fahr-) Tage durch das Piemont, Ligurien und die Toskana freuen. Nahezu alle haben es sich nicht nehmen lassen, die Alpen auf eigener Achse zu überqueren.

Die Freiheit nehm' ich mir: Keine festen Abfahrtszeiten

Heinz-Bruno Hecker aus dem nordrhein-westfälischen Warstein in einem Mercedes-Benz 300, Baujahr 1953, zum Beispiel. Hecker besitzt dieses Auto seit bereits 38 Jahren und hat es damals als 19-jähriger Mechaniker aufwändig restauriert: "Für mich ist es immer wieder ein großes Vergnügen, damit unterwegs zu sein, auch wenn wir in den Bergen zu den langsameren Verkehrsteilnehmern gehören." Dem ältesten Auto im Feld sei das verziehen, zumal es bei den Motor Klassik- Leserreisen weder auf Tempo ankommt, noch irgendwelche Prüfungen abgehalten werden.

Alle Teilnehmer brechen nach Belieben auf, fahren nach Roadbook in Kleingruppen oder auch mal allein. Eben jeder, wie er kann und möchte. Zu denen, die es von Anfang an etwas flotter angehen, zählen Horst Armbruster in seinem Porsche 911, Karl-Heinz Meub im Ferrari 308 GTS und der VW Karmann Ghia-Cabriolet- Pilot Wolfgang Siebenson.

Im Formationsflug pfeilt das bunte Trio lange Zeit gemeinsam bis hinunter in die Toskana, sodass mancher Italiener vor Freude am liebsten Applaus spenden möchte. Beim Anblick des Alfa Romeo 2600 Spider von Volker Wiese oder des Ferrari GTE 250 von Heinz-Günther Fetzer gibt es ohnehin kein Halten mehr. Andere gehen die Sache naturgemäß eine Spur gemütlicher an. Carl Wallner und Marcus Reil in ihrem pikfeinen Rolls-Royce Corniche.

Große Nachfrage: Fortsetzung in 2010

Oder Kurt und Eva Marti in einem auffälligen Buick Skylark Cabriolet, bei dem sich jeder wundert, dass sich dieses imposante Auto überhaupt durch die engen Gassen Italiens manövrieren lässt. Spätestens an den vereinbarten Treffpunkten kommen schließlich alle wieder zusammen, zum Schauen, zum Essen und zum Plaudern. Gleich zwei Mal laden Tourguide Rainer Klink und seine Frau Ute zu einem Picknick am Meer ein, führen die Gruppe durch das Piaggio-Museum in Pontedera, durch das wunderschöne Lucca und am letzten Tag durch Pisa.

Das Roadbook haben die Klinks zudem mit weiteren Höhepunkten versehen, an denen man sonst vermutlich vorbeifahren würde - beispielsweise eine Kaffeepause im uritalienischen Riparbella, der Besuch eines Schrottplatzes mit automobilen Schätzen oder eine Weinprobe in Montecarlo/Toskana. Das Beste: Das Wetter spielt mit, verwöhnt mit sommerlichen Temperaturen, während Deutschland einen ersten Wintereinbruch verzeichnet. Das Rezept der Leserreisen stößt also auf große Resonanz. Es wird 2010 definitiv fortgesetzt.