Pebble Beach Auktionen

Irrer Rekord für 1967er Ferrari Spider

Nur zehn Exemplare weltweit, ein Besitzer seit der Erstzulassung vor 45 Jahren sowie die passenden Nummern aller Teile und Aggregate: Die umgerechnet 20,5 Millionen Euro für den offenen Ferrari sind kein Zufall.

08/2013, Pebble Beach Auktionen, mokla, 0813, Ferrari Foto: RM Auctions 21 Bilder

Aber die Höhe des Zuschlagspreises inklusive Gebühren die um 10 Millionen US-Dollar über dem angesetzten Mindestwert liegt, ist das Ergebnis eines cleveren Verkaufskonzepts. Im Auktionskatalog werden dem offenen Ferrari aus dem Baujahr 1967 stolze 15 Seiten gewidmet. Die Idee zu der Spider-Kleinserie des selbst nur 350 Mal gebauten 275 GTB/4 Berlinetta stammt von Luigi Chinetti. Der in der Nähe von Varese geborene Italo-Amerikaner war erfolgreicher Rennfahrer (Le Mans-Sieger 1932, 1933 und 1949), Ferrari-Importeur für die USA und Chef des North American Racing Teams, abgekürzt N.A.R.T. Als perfekter Händler für Luxusautos weiß er, mit welchen exklusiven Autos er bei seinen Kunden Träume wecken kann.

"Willst Du einen?"

So ruft er an einem Tag im 1967 seinen guten Kunden Eddie Smith sr. aus Lexington in North Carolina an: „Ich hab Enzo (Ferrari) bequatscht, dass er ein paar Spider baut - "Willst Du einen?". Smith, der mit einem Versandhandel für Strümpfe reich geworden ist, reagiert zunächst unwillig. "Aber ich habe doch gerade erst eine Berlinetta bei Dir gekauft", erwidert er, obwohl er Cabriolets mehr liebt als geschlossene Autos. Chinetti weiß genau, was er antworten muss, um das bessere Geschäft zu machen: "Ich geb‘ Dir das Geld für die Berlinetta zurück."

Rarität in Rot

Smith willigt ein und wird stolzer Besitzer des 275/4 N.A.R.T. Spider mit der Chassisnummer 10709, eines von nur zehn Cabriolets. Ein anderes Exemplar der exklusiven Kleinserie kauft Steve McQueen. Wie die geschlossene Version lauert unter der langen Motorhaube ein 300 PS starker V12 mit 3,3 Litern Hubraum. Der Ferrari-Fan Eddie Smith ist so begeistert von dem Auto, dass er ihm sogar einen Namen gibt: 45 Jahre lang gehört „George“ zur Familie. Aber in den letzten Jahren steht in einer Halle: „Im Gefängnis“, wie ein Familienmitglied beklagt. Deshalb wechselt „George“ jetzt in ein neues Zuhause. Nach der Betreuung durch drei Generationen der Familie Smith.

Erlös wird gespendet

Die stolze Summe von über 27 Millionen US-Dollar wird übrigens für wohltätige Zwecke in Lexington gespendet, ganz dem Geist des ursprünglichen Besitzers entsprechend: Eddie Smith Sr. unterstützte viele Collegeschüler für eine erfolgreiche Laufbahn, bewahrte das städtische Theater vor der Schließung und sorgte für ein neues Krankenhaus, eine Bibliothek sowie ein Frauenhaus.

Ferrari 250 GT Tour de France Berlinetta mit Mille Miglia-Historie

Rund ein Drittel des Top-Seller-Auktionsergebnisses erzielte einer von neun gebauten Ferrari 250 GT Tour de France Berlinetta. Das 1957er-Exemplar mit matching numbers (Chassisnummer 0703GT) holte einige Rennerfolge, unter anderem 1957 den 4. Platz in der Klasse und den 9. Gesamtrang bei der Mille Miglia sowie den 4. Platz bei der Coppa Inter-Europa.

2010 holte er einen Award beim Pebble Beach Concours d'Elegance, der Lohn für eine Komplettrestaurierung bei den Ferrari-Experten Dennison International aus Puyallup/Washington, USA. Das Estimate war mit 9 bis 11 Millionen US-Dollar angegeben worden, der Hammer fiel bei 9,46 Millionen Dollar.

Ferrari 375 MM Spider von Jim Kimberly

Der drittteuerste Klassiker der Pebble Beach Auktionen wurde ebenfalls von RM Auctions verkauft. Für 9,08 Millionen US-Dollar wechselte der 1953er Ferrari 375 MM Spyder nach 50 Jahren in einer Familie seinen Besitzer. Ursprünglich wurde der Wagen mit Chassisnummer 0364AM 1953 an Jim Kimberly aus der Kimberly-Clark-Dynastie ausgeliefert, der ihn bei einigen Rennen einsetzte.

Der originale Motor des Ferrari liegt übrigens auf dem Grund der Galveston Bay. Der zweite Besitzer, Richard Lyeth baute 0364Am auf einen Corvette-V8 um, da ihm die Wartung des Lampredi-V12 offenbar zu aufwändig war. Den originalen Motor verkaufte er an einen Ferrari-Fan, der den 340 PS-V12 in eines seiner Boote einbaute. Bei der Jungfernfahrt sank das Boot - samt dem Lampredi-V12.

Die nächsten Stationen des Wagens waren Dick Londrian und Allen Berlinski, bevor er in die Hände des Ferrari-Enthusiasten Charles Weiss kam, der ihn jetzt verkaufte. Mehr als 50 Jahre lang besaß er den Ferrari. Ende der 80er-Jahre ließ er ihn komplett restaurieren und bewahrte den Concours-Zustand über mehr als 20 Jahre.

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