"/>

Sonderausstellung unbekannter Schätze

Geheime Porsche-Prototypen aus 5 Jahrzehnten

Porsche lüftet gleich 16 Geheimnisse. Die neue Sonderausstellung "Projekt: Geheim!" zeigt im Porsche Museum bislang geheim gehaltene Studien sowie Prototypen und Erlkönige aus fünf Jahrzehnten.

Projekt Geheim, Porsche Museum Foto: Porsche 48 Bilder

Autoentwickler und –tester arbeiten gerne im Geheimen und müssen ihre Objekte vor neugierigen Blicken schützen. Ihre Arbeit soll nie an die Öffentlichkeit gelangen. Wenn die neuen Autos oder künftige Technik auf den Straßen erprobt werden, Tarnen die Techniker die Karosserien ihrer besten Stücken mit entstellenden Plastikanbauten. Haben zum Beispiel die Erlkönige ihren Zweck erfüllt, werden sie verschrottet oder verschwinden in einer dunklen Halle. Dort verstauben sie dann neben Studien, die es nicht bis zur Serienreife geschafft haben.

Neu im Porsche-Museum

Auch Fotos der Prototypen werden unter Verschluss gehalten, um die Geheimhaltung auf die Spitze zu treiben. Jetzt hat Porsche das Rolltor seines Geheimlagers hochgezogen und 16 Exponate in den öffentlichen Teil des Museums gestellt. „Projekt: Geheim!“ heißt die Ausstellung, die bis zum 11. Januar 2015 im Werksmuseum von Porsche gezeigt wird.

Porsche-Chefarchivar Dieter Landenberger begeistert sich für ein recht unscheinbares Objekt in Silbergrau-Metallic. Allein die runden Formen und das Markenemblem verraten, dass der Viertürer ein Werk aus Zuffenhausen ist. „Das ist eine Sensation“, sagt Landenberger mit strahlendem Gesicht und erklärt: „Diese Studie war nie zuvor in der Öffentlichkeit zu sehen.“

Porsches Privatjet für die Straße

Die Studie bekam die Projektnummer 989. Ende 1988 beschloss der Vorstand unter der Leitung des damaligen Chefs Heinz Branitzki den Bau eines viertürigen Familiensportwagens, der für Porsche ein neues Marktsegment erschließen. Auch die ersten Slogans waren schon fertig: Der „Porsche für mehr als Zwei“ sollte ein „Learjet für die Straße“ werden. Der Verkaufsstart für die V8-Limousine sollte spätestens 1995 erfolgen, der Verkaufspreis unter 100.000 Mark liegen.

"Wir bauten dieses sogenannte begehbare Präsentationsmodell zur Vorstellung beim Vorstand und Aufsichtsrat", beschreibt Peter Reisinger, der Chefmodelleur von Porsche, die Studie aus dem Jahr 1991. Aber es zeichnete sich damals ab, dass der geplante Verkaufspreis und die geplante Stückzahl von 15.000 Autos nicht zu erzielen waren. Das Projekt wurde gekippt.

Nicht immer entsteht ein neuer Porsche

So erzählen viele Exponate auch die Geschichte einer gescheiterten Idee, die im Kriterienfilter hängengeblieben ist. Manchmal schwingt bei einem Ingenieur in der Rückschau sogar Wehmut mit: "Wenn wir dieses Auto gebaut hätten, wäre die Geschichte vielleicht etwas anders verlaufen", meint Ludwig Hamm, der ehemalige Hauptabteilungsleiter Karosserieentwicklung der Porsche AG. Er steht an einem leichten Sport-Zweisitzer mit klappbarem Stahlverdeck: Diese Lösung war bei Projektstart 1984 eine Neuerung.

Als SEAT die Porsche-Entwicklung eines mit dem Kaufpreis von rund 40.000 Mark günstigen und agilen Sportwagens nicht umsetzen wollte, hatten sich die Produktplaner in Zuffenhausen bereits ins Projekt mit dem internen Kürzel 984 verliebt und beschlossen, die Konstruktion selbst zu nutzen. Auch an den Einsatz im Motorsport war gedacht: Dafür sollte eine Allradversion in Serie gehen. Der stark fallende Kurs des US-Dollars beendete aber die 984-Entwicklung. So blieb es Mazda vorbehalten, das neue Marktsegment ab 1989 mit dem MX-5 zu erobern.

928 Porsche Cabriolet als Hingucker

Zu den bislang verhüllten Schönheiten, die in der Ausstellung im Porsche Museum erstmals gezeigt werden, zählt auch das Cabriolet des Porsche 928. Vom Erfolg des 911 Cabrios beflügelt begannen im Frühjahr 1987 die Arbeiten an der offenen Version des Frontmotor-GT. "In diesem Auto ist der ganze Porsche-Style zusammengefasst", gerät Chefmodelleur Peter Reisinger ins Schwärmen. Aber das schicke, elegante Cabrio auf Basis eines 320 PS starken 928 S4 blieb ein Prototyp: "Es ist für mich das schönste Auto in der Ausstellung", unterstreicht Porsche-Archivchef Dieter Landenberger. Trotz der harmonischen Form besiegelte der Porsche-Vorstand im Dezember 1988 das Ende des Vorhabens.

Das älteste Projekt stammt aus dem Jahr 1973 und war von vornherein auf eine öffentliche Präsentation ausgelegt. "Wir haben ihn bewusst eine Form entwickelt, die sich vom Porsche-Design weitestgehend unterscheidet", betont Modelleur Reisinger und führt aus: "Auf diese Weise wollten wir möglichen Spekulationen über ein künftiges Porsche-Modell begegnen." Das „Forschungsprojekt Langzeit-Auto" (FLA) entstand im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung und Technologie war die Reaktion auf die Studie "Grenzen des Wachstums" des Club of Rome.

Nachhaltigkeit im Jahr 1973

Der unter der internen Typenbezeichnung 1989 entwickelte und 1973 auf der IAA in Frankfurt vorgestellte kompakte Konzept-Zweitürer war auf eine Lebensdauer von 20 Jahren, eine Mindestlaufleistung von 300.000 Kilometern sowie maximale Ressourcenschonung ausgelegt. Nicht ganz zufällig steht diese Forschungsstudie am Anfang der Ausstellung "Projekt: Geheim". Nachhaltigkeit ist im Automobilbau weiterhin das aktuelle Thema. Bei Porsche hat es schon eine lange Tradition, der die Besucher nur bis Mitte Januar im Museum am Porscheplatz nachspüren können.