Retro Race 2014

Solitude am Flughafen

Mit einem Wochenende voller Gummi- und Benzingeruch wollte die Retro-Messe-GmbH die Oldtimerfans an die Stuttgarter Messe locken. Die Organisation des Retro Race war gelungen, nur der Zuschauerzuspruch fehlte.

Retro Race 2014, Retro Messen GmbH, Solitude Foto: Markus Stier 31 Bilder

Nachdem sich Demonstrationsfahrten auf der originalen, bei Stuttgart gelegenen ehemaligen Formel1-Strecke Solitude in der jüngeren Vergangenheit immer wieder als organisatorisch schwierig erwiesen, versuchte sich Karl Ulrich Hermann in einem gewagten Spagat: Der Geschäftsführer der Retro Messen GmbH, die auch die Retro Classics ausrichtet, verlegte ein historisches Rennwochenende mit Demofahrten kurzerhand auf das Gelände der Stuttgarter Messe.

Am vergangenen Juli-Wochenende (19. bis 20.7.) ließ der Veranstalter auf dem Messegelände einen rund zwei Kilometer langen Rundkurs abstecken. Das Torhaus 1 kann zwar nicht den Charme aufweisen wie das historische Rennleitungsgebäude im Madental, aber die Austrichter bemühten sich, es ordentlich brummen zu lassen.

Retro Race mit rund 100 Rennautos

Rund 100 Rennautos und rund 60 Motorräder hatten sich unter dem Namen Retro Race für sportliche Demonstrationsfahrten angekündigt. Um die fünf Automobil- und die zwei Zweiradklassen ordentlich zu füllen, wurde ein wildes Sammelsurium aus verschiedensten Motorsport-Kategorien und Jahrgängen in Gruppen von je 16 Fahrzeugen auf die Reise geschickt. So trafen sich bei den GT ein 1954er Porsche 356 Speedster und ein Morgan V6 Lightweight aus dem Jahr 2010 und ein Porsche 911 SC im 935-Look. In der Renntourenwagen-Klasse ging neben zwei DTM-Audi V8 auch ein NSU Brixner Bergspyder an den Start, ein Rallye-Escort MK1 und ein 74er Ford Granada.

Die Klasse der Formel-Autos, die vollmundig als "Grand Prix Revival" angekündigt war, rekrutierte sich hauptsächlich aus den Einsteiger-Klassen Formel Ford und Formel V. Der 65er Brabham BT116 Formel 2 von Reiner Krey war das Highlight bei den Monoposti, der Ralt Cosworth Formel 3000 von Erich Rostek aus dem Jahr 1991 das schnellste Auto im Feld.

Die Teilnehmer bemühten sich nach Kräften, den Zaungästen möglichst gute Unterhaltung zu bieten und auf dem O-förmigen Kurs mit seinen wenigen Schikanen auch einen Hauch von Fahrspaß zu entwickeln. Die Rennleitung mahnte allerdings am Samstag einige Teilnehmer zur Mäßigung, schließlich handelte es sich ja um Demonstrationsfahrten und kein echtes Rennen. Und so gingen sämtliche Windschattenschlachten der Ford-T-Modelle oder Überholmanöver in der Formel Vau unblutig aus. Stolz verweist die Retro Messen GmbH auf ein Wochenende ohne Unfälle.

Infield mit Drift-Parcours

Je drei Mal pro Tag durften sich die Fahrer in den sechs Kategorien präsentieren. Jede Gruppe hatte 15 Minuten die Piste für sich. Abgesehen von kurzen Pausen, in denen die Streckenposten mal austreten konnten, dröhnten von morgens um zehn bis kurz vor sechs am Abend die Motoren. Auch für ganz wilde Action war gesorgt. Direkt neben dem Fahrerlager war im Infield der Rundstrecke ein Parcours für die Driftserie IDS abgesteckt, auf dem mehrfach am Tag heftige Rauchwolken mit Gummigeruch über Echterdingen wehten.

In der Messehalle 3, die einem Teil des Feldes als Fahrerlager diente, gab es für Teilnehmer und Besucher willkommenen Schatten und auch eine Handvoll Formel-1-Autos zu bestaunen. Mit offener Motorhaube präsentierte sich dort auch das akustische und optische Highlight des Wochenendes. Der Ferrari 512 M von Walter Lais ist zwar kein Originalauto aus Maranello, aber immerhin weitgehend aus Originalteilen zusammengebaut. Da der Zwölfzylinder-Rennmotor kaum erschwinglich ist, verbaute Lais den Block eines 365 GTB Daytona im Mittelmotor-Renner.

Der hatte mit seinem bellenden Lärm das Zeug zum absoluten Publikums-Liebling, wenn sich denn genug Publikum eingefunden hätte. Bei 35 Grad im Schatten bummelten allenfalls ein paar 100 Gäste über das Areal. Der Bobbycar-Kurs für Kinder blieb weitgehend unbenutzt, die Betreiber von Bratwurst- und Getränkeständen stöhnten über mangelnde Arbeit. Am bewölkten Sonntag waren die Besucherzahlen etwas besser, ein Publikumsrenner indes war die erste Ausgabe des Retro Race dagegen nicht. Nichtsdestotrotz kündigt Retro-Messe-Chef Hermann eine Wiederholung an: Die zweite Ausgabe soll am 18. Und 19. Juli 2015 stattfinden.