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RM Auctions-Versteigerung Villa Erba

Halbe Million für kleinen Rennwagen

Der Cisitalia 202 SMM "Nuvolari" Spyder gehört zu den begehrtesten kleinen Rennwagen der Welt. RM Auctions versteigert am 25. Mai 2013 im Rahmen des Concorso d'Eleganza Villa d'Este den Prototyp.

RM Auctions, Villa Erba, Villa d'Este, Cisitalia 202 SMM Nuvolari, Auktion, mokla, 0513 Foto: MKL 16 Bilder

Zur ersten Mille Miglia nach dem Zweiten Weltkrieg, die 1947 ausgetragen wurde, meldete die kleine italienische Marke Cisitalia fünf Autos. Darunter war auch der jetzt von RM Auctions an der Villa Erba angebotene Spyder mit der Chassisnummer 002S, der als einziges Auto des offenen zweisitzigen Rennwagentyps noch mit einer Karosserie aus Stahl statt Aluminium versehen war. Auch einige Details wie die kürzeren Türen unterscheiden das kostbare Einzelstück von den anderen Autos der exklusiven Kleinserie, über die wir schon in Motor Klassik berichtet haben. Daher erklärt sich auch der horrende Schätzwert von bis zu 550.000 Euro.

Fliegender Mantuaner im Cisitalia

Cisitalia-Chef Piero Dusio selbst steuerte dieses Auto zum ersten Mal im Mai 1947, bevor es im Monat darauf bei der Mille Miglia eingesetzt wurde: Beim mit der Distanz von 1.833 Kilometer längsten Rennen in der Geschichte der "Mille" kamen die Werksfahrer Eugenio Minetti und Piero Facetti im Spyder-Prototyp mit der Startnummer 172 als viertschnellstes Team ins Ziel. Ihr Teamkollege Tazio Nuvolari und dessen Beifahrer Carena rasten in einem Alu-Spyder, getrieben vom unbändigen Ehrgeiz des Rennfahrers aus Mantua, als Zweite über die Ziellinie in Brescia und wurden als moralische Sieger gefeiert.

Nur ein technisch weit überlegener Alfa Romeo 8C 2900B Berlinetta, gefahren von Clemente Biondetti, war schneller als die kleinen Renner aus Turin. Daher erhielt der Cisitalia Spyder auch den Beinamen "Nuvolari". Die offene Karosserie für das 650 kg leichte Auto hatte Giovanni Savonuzzi entwickelt - besonderes Erkennungszeichen sind die beiden Heckfinnen. Als Basis für den auf 60 PS getunten 1,1 Liter-Motor diente das Maschinchen der kompakten Serienlimousine Fiat 1100. Zwar sorgte der 202 Spyder zusammen mit der von Pininfarina entworfenen Berlinetta bis heute für den Ruhm von Cisitalia, brachte die kleine Manufaktur des Piero Dusio aber auch an den Rand des Ruin.

Wer war Cisitalia-Chef Piero Dusio?

Der im Piemont bei Asti geborene und groß gewachsene Dusio startete 1921 bei Juventus Turin eine Karriere als Fußballer, die aber nach einer schweren Knieverletzung schnell endete. Dann baute er in Turin eine Firma auf, die Sport- und später auch Militärbekleidung herstellte. Ab 1929 fuhr Dusio Autorennen und gründete 1939 die „Scuderia Torino“. Ab 1944 baute Cisitalia (Compagnie Industriale Sportiva Italia) auch Autos: zunächst den Formel-Rennwagen D46, dann den 202.

Zusammenarbeit mit Porsche

Während die Entwicklung des Spyder mit dem Auto, das von RM Auctions im Rahmen des Concours d’Elegance Villa D’Este am Comer See versteigert wird, noch lief, schrieb Dusio in Kitzbühel ein Stück Automobilgeschichte. Am 2. Februar 1947 unterschrieben der italienische Firmenchef und Porsche einen Vertrag über die umfassende Zusammenarbeit bei den Konstruktionen eines Grand-Prix-Wagens, eines Sportwagens, eines kleinen Traktors sowie einer Wasserturbine. Mit dem Honorar aus dem Vertrag, den Rodolfo Hruska und Carlo Abarth für Dusio ausgearbeitet hatten, wurde die Kaution für den Firmenchef Professor Ferdinand Porsche bezahlt, der sich noch in französischer Kriegsgefangenschaft befand.

Schweizer Restaurierungs-Präzision

Zurück zum Prototyp des Cisitalia 202 SMM "Nuvolari" Spyder: Mit einem frischen Motor bestückt wurde der Rennsportwagen mit der Chassisnummer 002S in die USA verkauft. Erst 1999 kam der Prototyp des Cisitalia Spyder zurück nach Europa. Mit Schweizer Präzision sorgte Bruno Kühnis für die Restaurierung des kleinen roten Renners aus Turin, der heute mit einem Estimate auf Ferrari-Niveau gehandelt wird.

Mehr Informationen zur Auktion und alle Lots der Villa Erba Versteigerung von RM Auctions gibt es hier zu sehen.