Ecurie Ecosse LM69 (2019)

Neuinterpretation des Jaguar XJ13

Mit dem XJ13 wollte Jaguar in den 60ern in Le Mans gewinnen. Doch das Auto trat nie zu einem Rennen an. Nun kehrt es zurück, dank einiger umtriebiger Schotten.

07/2019, Ecurie Ecosse LM69 Foto: Ecurie Ecosse 12 Bilder

Manchmal beginnen die schönsten Geschichten mit einem „Was wäre gewesen, wenn ...?“ So auch diese hier. Was wäre gewesen, wenn Jaguar den XJ13 tatsächlich in Le Mans an den Start gebracht hätte? Wenn sich die Briten – wie geplant – in den späten Sechzigerjahren der übermächtig scheinenden Konkurrenz von Shelby-Ford, Ferrari und Porsche gestellt hätten? Wenn die knausrigen Manager der British Motor Holdings, zu der Jaguar damals gehörte, mehr Enthusiasmus für den Motorsport übriggehabt hätten? Wenn die Motorsportbehörde nicht das technische Reglement verschärft hätte? Wenn Testfahrer Norman Dewis 1971 bei Filmaufnahmen nicht der Reifen geplatzt wäre, wodurch sich der XJ13 mehrfach überschlug und zum Totalschaden wurde?

Ecurie Ecosse vollendet die nicht auserzählte Geschichte

Solche und ähnliche Fragen haben sich auch die Leute von Ecurie Ecosse gestellt. Das schottische Rennteam engagierte sich in deren Anfangszeit in der Formel 1, wandte sich aber Mitte der Fünfzigerjahre den Sportwagenrennen zu. Mit Erfolg: 1956 und 1957 gewann Ecurie Ecosse die 24 Stunden von Le Mans, beim zweiten Mal sogar mit Doppelsieg. Der Rennwagen damals: der in dieser Epoche nicht zu schlagende Jaguar D-Type. Zehn Jahre später sprachen Ecurie Ecosse und Jaguar über eine Wiederholung der Triumphe, der zwischenzeitlich eingemottete XJ13 sollte das Einsatzauto sein. Es kam anders, wie wir heute wissen.

07/2019, Jaguar XJ13 Replika Foto: Ecurie Ecosse
Das Vorbild: Der Jaguar XJ13, den es inzwischen nur noch als Replika gibt.

Doch Ecurie Ecosse ließ das Auto nicht los. Und nun, 50 Jahre nach dem geplatzten Le-Mans-Einsatz, halten die Schotten die Zeit für reif, mit dem LM69 eine Neuauflage des Jaguar XJ13 als Straßenauto auf den Markt zu bringen. „Es ist unglaublich aufregend, dem Traum zu folgen und zu sehen, was meine Vorfahren in den späten 1960er Jahren – im goldenen Le-Mans-Zeitalter – hätten erschaffen können“, sagt Alasdair McCaig, der heutige Chef von Ecurie Ecosse.

Optische und technische Ähnlichkeiten

In ihrer grundlegenden Formgebung ähnelt die Reinkarnation tatsächlich stark dem damaligen Rennwagen. Man beachte die harmonischen Rundungen, die Form der Leuchten, die teils von der Karosserie verdeckten Räder und die Position der Lufteinlässe vorne und auf den hinteren Kotflügeln. Außerdem verwendet Ecurie Ecosse dieselben Verbundwerkstoffe, wie sie in den späten Sechzigerjahren im Spitzenrennsport üblich waren.

Der zentrale Unterschied: Während der Jaguar XJ13 nach oben offen war, verfügt der Ecurie Ecosse LM69 über ein festes Dach. Er ist außerdem etwas größer und dennoch leichter, wurde aerodynamisch optimiert und rollt auf breiteren Rädern. Und er besitzt im Gegensatz zum Original eine Straßenzulassung.

V12 mit mechanischer Kraftstoffeinspritzung

Damals wie heute gibt eine Scheibe den Blick auf den Motor frei. Der XJ13 war Jaguars erstes Auto mit Mittelmotor und wurde von einem 5,0 bis 5,3 Liter großen V12-Motor angetrieben. Mit seinen zwei obenliegenden Nockenwellen pro Zylinderbank war das Triebwerk für die damalige Zeit äußerst fortschrittlich konstruiert. Ecurie Ecosse verwendet die damalige Technik wieder: Nicht nur Zylinderzahl, Hubraum und das Saugmotor-Konzept gleichen sich, sondern auch alles andere. So kommt standardmäßig eine mechanische Kraftstoffeinspritzung zum Einsatz. Heißt: Die damaligen technischen Daten (509 PS, maximal 517 Newtonmeter und eine Höchstgeschwindigkeit von 285 km/h) dürften von der Neuauflage weitgehend reproduziert werden.

Wer mehr Power und zudem die Kraftstoffeffizienz und das Abgasverhalten verbessern will, kann sich auf Wunsch aber auch für eine elektronisch gesteuerte Einspritzung entscheiden. Oder alternativ für den V12-Motor in einer aufgebohrten 7,3-Liter-Variante.

Maximal 25 sündteure Exemplare

Die strenge Limitierung auf 25 Exemplare ist ebenfalls eine Referenz zum historischen Vorbild. Denn seinerzeit verlangte die Motorsportbehörde FIA den Bau genau dieser Anzahl von Autos, um in Le Mans starten zu dürfen. Außerdem erhält der Hersteller damit natürlich die Exklusivität des Autos, das in den West Midlands in Handarbeit entsteht. Zu Preisen hält sich Ecurie Ecosse noch bedeckt. Je nach Quelle sind zwischen 835.000 und 1,3 Millionen Euro im Gespräch.