Techno Classica-Highlights von Franz-Peter Hudek
Zagato und ein Woody
Fast könnte man meinen, es hat sich zum vergangenen Jahr nichts geändert. OK, da gibt es als Supercar-Show nun Zagato anstatt Pegaso, und der Rennsport steht mehr im Mittelpunkt denn je: Audi, BMW, Jaguar, Mercedes und sogar Volvo zeigen tolle Autos und rasante Videos. Ansonst Porsche und Mercedes, soweit das Auge reicht und die Füße tragen.
29.03.2014
Franz-Peter Hudek
Foto: Kai Klauder
22 Bilder
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Dieser stolze Bentley La Sarthe ist ziemlich außergewöhnlich. Es ist ein Neuwagen im Stil eines Renn-GT aus den frühen Fünfzigern auf dem originalen Chassis des Bentley R-Typ Continental. Der 4,5-Liter-Reihensechszylinder leistet bis zu 240 PS
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Der Hersteller Bensport LTD hat seinen La Sarthe Fixed Head Coupé im Stil von damals selbst entworfen. Der Wagen wird nur im Auftrag gebaut. Es sind deshalb viele individuelle Wünsche realisierbar. Die Flossen bleiben aber
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Dieser zweitürige Volvo 240 Turbo wurde in der Schweiz von Eggenberger für den Rennsport präpariert. Er leistet 340 PS. Thomas Lindström und Gianfranco Brancatelli wurden damit 1985 Europameister, Per Sturesen Gesamtsieger in der DTM
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Ford feiert in Halle zwei den 50. Geburtstag des Ford Mustang. Am besten gefallen mir die späten, brutalen Modelle der ersten Generation.
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Ein Boss 302-Nachbau von 1969 und ...
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... der große Nachfolger Mach 1 von 1971. Bereits 1974 kam der Mini-Mustang
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Das Auktionshaus Ladenburg zeigt in Halle drei einen topp restaurierten Porsche 917 von 1969, der in Pebble Beach neben den Maharadscha-Autos eine gute Figur abgeben würde. Konstrukteur Ferdinand Piech hätte sich damals so viel Sorgfalt nicht leisten können
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Spaltmaße wie ein VW Phaeton. Einfach phänomenal. Dazu Schrauben und Gläser wie von einer Rolex-Uhr. Dieser 917 ist ein typisches Vitrinen-Auto im Maßstab 1:1. Zum Fahren wohl zu Schade. Schon gar nicht auf der Rennstrecke
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Opel zeigt in Halle zwei einige Fahrzeuge aus der legendären Kapitän-Admiral-Diplomat-Baureihe, kurz KAD genannt. Dieser Sechszylinder-Kapitän 2.8 S von 1969 leistet 132 PS bei lockeren 3500/min und war in Bern als Polizei-Auto im Einsatz
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Dieser schöne Chrysler Town & Country mit Holz-Aufbau von 1948 zeigt außergewöhnlich Handwerksarbeit. Die Karosserie besteht aus Mahagoni und Eschenholz. Holzaufbauten haben bei Chrysler eine lange Tradition bis in die Sechziger
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Die Holzaufbauten sind ein Relikt der frühen Station Wagons. In den dreißiger Jahren warteten an den Bahnhöfen (Stations) Autos mit schlichten Holzaufbauten, um Gepäck und Stückgut zu transportieren. Das war auch die Geburtsstunde der Kombis
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Hier zeigt der Chrysler sein luxuriöses Chrom-Armaturenbrett. Der Wagen stammt aus Virginia und blieb über 60 Jahre in Familienbesitz. Nur das Verdeck musste erneuert werden, der Rest einschließlich Sitze und Polsterung sind im Originalzustand
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Diesen Maserati A6G/54 mit Coupé Karosserie von Zagato halte ich für den elegantesten Sportwagen aller Zeiten. Sein Zweiliter-Sechszylinder leistet 150 PS bei 6000/min. Der Sportwagen wiegt nur 840 Kilogramm und zählte 1954 zu den schnellsten seiner Gattung
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Audi-Allrad-Rennwagen für die IMSA-Serie in den USA von 1989. Gitterrohrrahmen, darüber Karosserie eines Audi 80/90. Fünfzylinder-Turbomotor mit 720 PS. Audi zeigt dazu einen wirklich sehenswerten Film mit interessanten Rennstrecken und Gegner-Autos
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Auch in diesem Jahr prägen relativ junge Modelle von Mercedes und Porsche das Angebot auf den Außenplätzen. Preiswerte Einstiegs-Klassiker aus England oder Italien sind Mangelware. Die meisten Besucher kommen wohl nur zum Schauen nach Essen
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Super seltener Amerikaner: AMC AMX. Es ist ein verkürzter Javelin mit nur zwei Sitzplätzen, den AMC als Konkurrenten für die Corvette einstufte. Mit großer 6,4-Liter-V8 und rund 300 SAE-PS das perfekte Understatement-Auto. 34 950 Euro
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Gut, das Design hat einige Schwächen. Aber es ist ein echter Turbo, und das sind immerhin 420 PS. Leider gibt es zu dem Wagen von 2002 keine Kilometerangabe, die Optik ist OK. Aufgerufen sind 35 900 Euro. Da bleibt sogar noch etwas für die Scheinwerferblenden übrig
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Jaguar präsentiert (endlich!) jüngere Rennwagen und zeigt damit, dass man auch in den Achtzigern erfolgreichen Rennsport betrieb. Vorne der XJS-Tourenwagen und im Hintergrund der XJR-9, der 1988 in Le Mans gewann. Sein Siebenliter-V12 leistet 750 PS
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Dieser Roadster auf Basis einer Fiat Barchetta mit Turbomotor heißt Stola Dedica. Das Design stammt von Aldo Brovarone, der auch den Dino 246 GT Entwarf. Gruppo Stola (Karosserie-Firma) schenkte den Wagen aus dem Jahr 1996 Giovanni Agnelli, der 2003 verstarb
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Das ist der dritte Renntourenwagen der Gruppe A aus den Achtzigern, der in Essen steht. In dem 285 PS starken Coupé gingen bekannte Fahrer an den Start: Dieter Quester, Hans-Joachim Stuck, Gerhard Berger. Mit Robert Ravaglia gelang 1986 der Titelgewinn in der Europameisterschaft.
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Ein wirklich verlockendes Angebot für ein Luxuscoupé, das einmal deutlich über 100 000 Mark gekostet hat. Mercedes 500 SEC, Baujahr 1988, TÜV 4/15, Scheckheft-gepflegt, 184 000 Kilometer. Ordentlicher Zustand und 7900 Euro
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Volkswagen zeigt eine Reihe leistungsgesteigerter VW Käfer, darunter viele Serienmodelle wie der gelbschwarze 1303 S von 1973 mit relativ bescheidenen 50 PS. Wohl aus Sicherheitsgründen, denn mehr Käfer-Power traute VW seinen Fahrern nicht zu
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Ungebremster Porsche-Boom
Die Zahl der ausgestellten Posche 911 hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum erhöht, wohl aber die Menge an Spezialisten und Restauratoren, die inzwischen sogar relativ junge G-Modelle von Grund auf neu aufbauen. Selbst ein braver, unrestaurierter 912 kratzt bereits an der 50.000 Euro-Marke. Erfreulicher Nebeneffekt der 911-Hype: Deren Sogwirkung zieht auch die älteren 356-Modelle und vor allem den 914 mit, für die inzwischen auch Preise von deutlich über 50.000 Euro und sogar mehr aufgerufen werden. Hauptsache, der Boxer wird luftgekühlt. Außen vor sind in Essen dagegen die Frontmotor-Transaxle-Porsche. Sie müssen mit Ausnahme einiger 928 leider draußen bleiben. Auch auf den Privatmarkt-Plätzen machen sich 924 und Co äußerst rar. Es scheint so, dass die Besitzer lieber ihre Autos behalten und auf anziehende Preise warten. Mein persönlicher, abwegiger 911-Kauftipp erscheint in der Foto-Show.
Jaguar zeigt die Krallen
Natürlich kann die kleine Rennsport-Ausstellung bei Jaguar in Halle 2 nicht mit der geballten Mercedes-Flotte in Halle eins mithalten, wo sich über zwei Dutzend Rennwagen bis zur Decke türmen. Die Suttgarter haben offenbar das halbe Museum ausgeräumt. Jaguar hat neben den altbekannten Le-Mans-Siegern C- und D-Type endlich auch zwei jüngere, überaus erfolgreiche Autos präsentiert: Den XJ-S von 1983, der im Folgejahr die Tourenwagen-Europameisterschaft gewann und den XJR-9-Sporwagen, der 1988 in Le Mans siegte.
Der Silk-Cut-Renner (britische Zigarettenmarke) sicherte für Jaguar auch die Marken-Weltmeisterschaft. Hauptgegner waren keine geringeren als BMW bei den Tourenwagen und Porsche bei den Sportwagen. Beide Jaguar-Boliden fuhren übrigens mit Rennversionen des Serien-V12.
Das kleine Gruppe A-Klassentreffen
Was die jeweiligen Verantwortlichen vielleicht gar nicht wissen: BMW, Jaguar und Volvo zeigten auf ihren Messeständen unter anderem ihre erfolgreichen Gruppe A-Renntourenwagen, die in den Achtzigern gegeneinander antraten: BMW 635 Csi, Jaguar XJS und Volvo 240 Turbo, die jeweils die Europameisterschaft für sich in den Jahren 1984, 1985 und 1986 entscheiden konnten.
Sympathischerweise geben die Schweden mit 340 PS eine vermutlich authentische PS-Zahl an, während die Bayern aus alter Gewohnheit etwas untertreiben. Das Sechser-Coupé soll nur 285 PS geleistet haben. Den Volvo 240 Turbo und noch andere Racing-Volvo kann man übrigens auch als Video in Aktion sehen. Video-Highlight ist jedoch der Film von Audi in den USA, wo die Bayern mit ihren Allrad-Turbo-Limousinen gegen Chevrolet Camaro, Datsun 300 Z, Mercury Cougar und andere antraten. Mit Hans-Joachim Stuck und Walter Röhrl. Super-Bilder, Super-Soundtrack. ein Helmut-Deimel-Juwel!
Die Zagato und der Woody bei Hüni
Und jetzt doch noch ein paar richtige, (fast) unbezahlbare Klassiker: Die Zagato-Sportwagen in Halle sechs und mein Lieblings-Fundstück, der Woody bei Hüni. Zagato wurde 2014 von Ugo Zagato gegründet. Die Karosserie-Spezialisten gibt es noch heute. Sie bringen jedes Jahr zum Frühjahr eine aktuelle Kreation auf Basis bekannter Sportwagen von Alfa Romeo, Aston Martin und anderen.
Mein persönlicher Lieblings-Zagato ist das Coupé von 1954 auf Basis des Maserati A6G von 1954. Wie kaum ein anderer Sportwagen vereinigt vor allem die Seitenlinie Kraft, Leichtigkeit und Eleganz. Der insgesamt niedrige Aufbau, die vergleichsweise großen Räder, das sanft abfallende Fließheck und die knappen Überhänge an Front und Heck sind nicht zu optimieren. Ein Jahrhundert-Entwurf!
Das gilt auf andere Weise auch für das lindgrüne Chrysler Town & Country Convertible-Coupé von 1948, das bei Lukas Hüni in Halle eins ganz bescheiden in der Ecke steht. Sein Aufbau besteht aus Mahagony- und Eschenholz, die Karosserie bietet Platz für Fünf, und das Dach öffnet und schließt sich elektrisch. Der Reihenachtzylinder mit 5,3 Liter Hubraum leistet 135 PS. Keine Frage, dass der Wagen ein "Whisper of Country Clubs and Moonlight Rides" verspricht, wie es im Prospekt von damals stand.