Veterama 2014 - Fahrzeugmarkt

Patina und Phantasiepreise

Die Veterama 2014 bietet in diesem Jahr ein besonders breites Spektrum an Fahrzeugen. Wir haben uns auf dem Marktplatz umgesehen und präsentieren Tops und Flops. Von Schnäppchen bis völlig überzogen.

Veterama Mannheim 2014, Tag 1 - Fahrzeugmarkt Foto: Kai Klauder 115 Bilder

Es geht schon mal ganz gut los: Schon um 10.00 Uhr lichtet sich die dichte Wolkendecke und über dem Mannheimer Maimarktgelände geht die Sonne auf - zumindest sehen die optimistischen unter den Veterama-Pilgern dies so. Tatsächlich ist dann gegen die Mittagszeit der Himmel blau und die Laune der Veterama-Fans geht vom Stress in Entspannung pur über. Beste Zeit, sich auf dem stetig wachsenden Marktplatz umzusehen.

Mut zu Kampfspuren und Makeln

Wir bleiben gleich wenige Meter hinter dem Tor hängen - an einem 1953er Opel Olympia Rekord, der weder mit Hochglanz-Lackierung noch Top-Zustand überzeugt. Dafür aber mit einer kaum zu toppenden Originalität. Der Wagen stammt aus dem Premierenjahr 1953, zeigt ganz offen seine Makel - tiefe Schürfwunden, die bis auf die Knochen gehen, spätpubertierende Rostpickel und an manchen Stellen ist auch wirklich der Lack ab, doch so einen Zustand kann man nicht herrestaurieren, sondern man muss ihn sich über Jahrzehnte hart erarbeiten. Zu haben ist dieser bemerkenswerte Opel für 4.300 Euro.

In diesem Jahr fallen auf der Veterama zahlreiche Autos auf, die stolz ihre Spuren der Jahre zur Schau stellen. So auch ein Peugeot 403 von 1960. Der seltenere B5-Kombi ist zwar wild beklebt, doch darunter ist ein ganzes Autoleben zu erkennen. Seine vielen Spuren des harten Alltags wurden nicht überspachtelt oder ausgebessert, sondern nur behutsam konserviert. Da mischt sich ein kräftiges Rostrot zu dem ermatteten mausgrauen Lack, die Beulen und Macken zeigen, dass hier einer öfters angeeckt ist. Unbezahlbar ist dieser erzählende Originalzustand. Dafür sind die aufgerufenen 4.200 Euro ein Sonderangebot.

Missverstandene Liebesmüh

Und natürlich gibt es auch 2014 wieder die anderen Beispiele - die für überzogene Preise und missverstandene Zuneigung. Wie bei einem Mercedes S123, der schon von weitem signalisiert: Aufpassen! Grund dafür sind die offenbar ganz frisch montierten weißen Blinker an der Front, sowie die geschwärztem Blinkergläser am Heck. Ergänzt wird das Ensemble durch glanzgedrehte Kanaldeckel-Leichtmetallfelgen und Kunststoffteile, die gerade eine Überdosis ArmorAll-Aufputschmittel bekommen haben.

Das Kontrastprogramm bilden bei diesem 300 D, der mit "Vollausstattung" angepriesen wird zum einen die Schleifspuren an Chromschmuck, die von zu heftigem Einsatz beim Aufpolieren künden, sowie vor allem durch die Preisvorstellung: unfassbare 32.500 Euro.

Besuch aus Finnland

Der Marktplatz wird überstrahlt von einem Panoramabus aus Finnland. Der Mercedes O 321 H von 1961 ist der erste halb-selbsttragende Frontlenker-Bus, der 1954 die modernste Konstruktion für Reisebusse darstellte. Er bot ein nie dagewesenes leichtes Fahrverhalten dank einer steifen Karosseriestruktur und modernem Fahrwerk sowie eine gut gedämmte Karosserie und Schraubenspindel-Lenkung. Angetrieben wird der O 321 H von dem Sechszylinder-Vorkammer-Diesel O321 mit 5,1 Liter Hubraum und 110 PS - ab 1962 mit 126 PS aus 5,7 Litern. Dank des hohen Drehmoments von rund 300 Nm bot der O 321 H eine gute Effizienz. Der Normverbrauch wurde mit 15,2 Litern auf 100 km angegeben.

Auch der finnische Anbieter wird sich über den geringen Verbrauch gefreut haben, als er am Vortag der Veterama die mehr als 2.500 km in Angriff nahm - zur Geburtsstätte des O 321 H übrigens, denn der moderne Bus wurde in Mannheim gefertigt. 39.000 Euro will er für seinen Panorama-Bus.

Mehr Fahrzeuge mit Preisen und Anmerkungen finden Sie in unserer Fotoshow.