"Adrenalin - the BMW Touring Car Story"

5 Dekaden Tourenwagensport

Pflichtprogramm für alle Tourenwagenfans: „Adrenalin – the BMW Touring Car Story“, der neue Film der Brüder Tim und Nick Hahne, ist faszinierendes Motorsport-Bildungsfernsehen vom Feinsten.

WEC Bahrain Foto: BMW, STEREOSCREEN 39 Bilder

Wer schon jetzt auf der Suche nach einem idealen Weihnachtsgeschenk ist, kann sich getrost zurücklehnen – mit „Adrenalin – the BMW-Touring Car Story“ kann man nichts falsch machen. Er ist der perfekte Film für alle Motorsportfans. Und auch für alle, die bisher nichts damit zu tun hatten – denn spätestens nach diesem Film wird man zu einem Fan.

Schon mit ihrem ersten abendfüllenden Werk„24 Hours – One Team. One Target.“ schufen die Brüder Tim und Nick Hahne einen bleibenden Eindruck. Die beeindruckenden HD-Aufnahmen fesseln, man wartet gespannt auf die nächste Einstellung, die nächste Szene, das nächste Spektakel. Auch in „Adrenalin – the BMW Touring car Story“ kann man seinen Blick nicht vom Bildschirm abwenden. Zu packend sind die Aufnahmen, zu dicht das transportierte Wissen, zu interessant die Schilderungen der Akteure.

Bildungsfernsehen ist ein überkommener, aber schöner Begriff. Im Falle von „Adrenalin – the BMW touring Car Story“ gibt es kaum einen besseren – auch wenn der Film noch nicht über den Äther geschickt, sondern als DVD und BluRay vorliegt.

„Adrenalin“ transportiert die Faszination des Tourenwagen-Motorsports. Natürlich anhand der Marke, die wie keine andere diese Disziplin geprägt hat: BMW. In den 123 Minuten (plus 30 Minuten Bonus-Material) erlebt man als Zuschauer eine Reise durch 5 Dekaden der BMW-Tourenwagengeschichte – und bleibt ebenso fasziniert, wie um zahlreiche Eindrücke und Faktenwissen reicher zurück. 30 Interview-Partner berichten über die Entwicklung des Tourenwagensports – und halten so manche Überraschung bereit.

„Weil Formel 1 langweilig war.“

Von den Anfängen dieser großartigen Motorsport-Ära markiert, berichtet ein Fahrer, dessen Name untrennbar mit BMW verbunden ist: Hubert Hahne. Der Onkel der beiden Filmemacher von „Adrenalin – the BMW Touring Car Story“ beantwortet zu Beginn die elementare Frage nach dem „Warum?“ – warum gibt es überhaupt den Tourenwagen-Sport? Ganz trocken sagt Hubert Hahne: „Weil Formel 1 langweilig war.“

Hahne begann seine Karriere in der Europapokalwertung für Tourenwagen, die er 1963 auf einem BMW 700 gewann, siegte 1964 auf einen BMW 1800 TI in der Deutschen Rundstrecken Meisterschaft um, und wurde 1966 Europameister. 1966 war er der erste Tourenwagenfahrer, der die Nordschleife in weniger als 10 Minuten umrundete.

Hubert Hahne: „Die Lust zu Feiern war groß – salopp: man hatte überlebt“

Die Interviews mit Hubert Hahne sind die ersten Glanzpunkte des Films. „Das Auto ist ein Instrument, und dieses richtig zu bedienen ist eine Kunst“, sagt er, und berichtet von der Einstellung der Fahrer und der Teams in den 60er- und 70ern. Damals konnte jeder an den Start gehen, Motorsport war eine hemdsärmelige Angelegenheit: „Ich hatte manchmal eine Banane im Handschuhfach – weil ich zwischendurch Hunger hatte.“

Warum der Motorsport für die Jungen Wilden so attraktiv war, erklärt der 79-jährige Hahne sehr anschaulich: „Scheinbar ist der Rennfahrerberuf für Frauen doch etwas sehr reizvolles. Ich hatte mal einen Beifahrer in Franchorchamps, der ging zu jeder Frau und sagte: 'I'm a racing-driver and I love you'“. Oder „Als Rennfahrer denkt man nicht an Frauen wenn man arbeitet, aber vorher und nachher .- warum nicht?“ Doch Hahne weiß auch um die Gefahren in den Anfangsjahren: „Die Lust zu Feiern war groß – salopp: man hatte überlebt“

Wie Hahne und die anderen Akteure anschaulich erzählen, waren die Anfangsjahre geprägt von dem Spaß am Motorsport – es wurde hart gekämpft, viel gefeiert und ein Spektakel geboten, das Hunderttausende Zuschauer begeisterte.

Radio Fahrerlager – Rainer Braun

Rainer Braun, seit den 60ern Journalist, Streckenkommentator, Autor, Hobby-Rennfahrer und TV-Moderator bildet mit seinem Hintergrundwissen einen festen Anker in dem Film. Er weiß, was die Faszination der Tourenwagen ausmachte: „Dieser Nahkampf, dass man wirklich Tür an Tür fightet, das ist Tourenwagensport par excellence – das wollen die Leute sehen“.

Und das können die Zuschauer von „Adrenalin“ ebenfalls sehen. Der Film begleitet den Tourenwagensport mit Originalaufnahmen und Film-Dokumenten, die es zum Teil noch nie zu sehen gab. Interviews mit den damaligen und aktuellen Protagonisten geben dem Film ein Tiefe, die ihn zu einem Standardwerk im Pflichtkanon aller Motorsportbegeisterten machen. Auch wenn der Film logischerweise BMW im Zentrum hat, muss man nicht eine BMW-Brille aufhaben, um bestens unterhalten zu werden. Die Marke gehört einfach zum Tourenwagen-Sport, wie Steve Soper erklärt: „Wenn du ein Formel 1-Fahrer, willst du für Ferrari fahren, wenn du ein Tourenwagen-Fahrer bist, willst du für BMW fahren“.

Der Einstieg von BMW – „Mit den Preußen kam das Chaos“

Der Spruch stand auf einem Zettel, den der ur-bayrische BMW-Motorenchef Paul Rosche bisweilen hochhielt. Gemeint war Jochen Neerpasch, der das BMW-Tourenwagen-Engagement maßgeblich prägte. Er strukturierte das Team, schuf in kürzester Zeit ein konkurrenzfähiges Auto auf Basis der BMW E3-Baureihe – und führte als „Preuße“ die Bayern zum Erfolg.

Neerpasch führt Fitness- und Mentaltraining ein

Der geborene Krefelder Neerpasch war eigentlich ein Fordler durch und durch. Seine Eltern hatten zunächst ein Borgward-Autohaus. Nach dem Niedergang der Borgward-Gruppe übernahmen sie Ford. Jochen Neerpasch war aktiver Motorsportler – zunächst auf Borgward, bevor er 1968 auf Porsche die 24-Stunden von Le Mans gewann. Als Teamleiter war er zunächst in Diensten von Ford, bevor BMW den unkonventionellen, aber umso erfolgreicheren Neerpasch mitten in der laufenden Saison 1972 einkaufte. Er baute im gleichen Jahr die neu gegründete M GmbH auf und war maßgeblich an der Entwicklung des BMW M1 beteiligt, doch seine ersten großen Erfolge feierte er in der Tourenwagen- Europameisterschaft.

IMSA und Wilde Reiter GmbH – BMW Junior-Team – oder Demolition Derby

Stuck erinnert sich an seine Anfangsjahre im Motorsport: „Wir hatten eine WG – ich mit dem Neerpasch in einer Bude und dem Martin Braungart. Wenn wir unsere Wäsche gewaschen haben – wir hatten ja keine Ahnung. Da kamen die buntesten weißen Hemden raus – und wir haben natürlich auch tollen Motorsport geboten.“

Neerpasch war einer der ersten, die jungen Fahrern eine Chance gaben – er gründete das BMW Junior-Team und engagierte 1977 Marc Surer, Eddie Cheever und Manfred Winkelhock. Und er war einer der ersten, der erkannte, dass die Fitness der Fahrer eine große Rolle spielten. Im Film sieht man die drei jungen Rivalen mitten in schneebedeckter Landschaft beim Ergometer-Training und Gymnastik in Spandex-Montur.

Die jungen Wilden Surer und Winkelhock sorgten bei ihrem ersten Auftritt in Zolder mit dem ersten und dem dritten Platz für einen Paukenschlag. Unterwegs waren sie auf dem Traumauto der damaligen Tourenwagen-Piloten – dem 840 kg leichten BMW 320i mit 305 PS starkem Formel 2-Motor, der bis zu 9.650/min drehte.

30 Interviewpartner

Die Protagonisten in „Adrenalin“ sind ein Who-is-Who der Tourenwagen-Geschichte – und sollen hier nicht unerwähnt bleiben: Hubert Hahne, Paul Rosche, Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck, Dieter Quester, Herbert Schnitzer, Rainer Braun, Jochen Neerpasch, Thomas Girst, Harald Grohs, Uwe Mahla, Marc Surer, Prinz Leopold „Poldi“ von Bayern, Roberto Ravaglia, Johnny Cecotto, Marcus Oestreich, Marc Hessel, Joachim „Jockel“ Winkelhock, Steve Soper, Klaus Ludwig, Albert Biermann, Charly Lamm, Jörg Müller, Andy Priaulx, Alex Zanardi, Augusto Farfus, Joey Hand, Jens Marquardt, Timo Glock, Marco Wittmann und Bruno Spengler.

Auftritt Michael Schumacher

Eine der dramatischsten Szenen der DTM wird in „Adrenalin“ auch thematisiert: Das Saisonfinale 1990 auf dem Hockenheimring, als Johnny Cecotto mit 18 Punkten Vorsprung siegesgewiss zum Hockenheimring anreist. Doch es kam ganz anders. Schon in der ersten Kurve räumt ein Youngster den BMW-Piloten ab: Michael Schumacher. Meisterschaft futsch, undankbarer 2. Platz. Die Emotionen kochten hoch. Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck, heute Präsident des Deutschen Motor Sport Bundes, erinnert sich: „Wenn ich am Start stand, war das Adrenalin Oberkante Unterklippe.“ und „Da wurde auch mal geschubst, das gehörte einfach dazu.“

Das Zanardi-Wunder

Bewegend ist das Interview mit Alessandro Zanardi. Der italienische Rennfahrer verunglückte 2001 auf dem Lausitzring schwer – er wurde 7 Mal wiederbelebt und seine Beine mussten amputiert werden. Doch der immer optimistisch denkende stieg schon 2003 wieder in einen Rennwagen. Von 2005 bis 2009 fuhr er für BMW in der Tourenwagen-WM – und feierte in seinem auf Handgas umgebauten Wagen 3 Siege.

High-End-Produktion

Neben der 5 Dekaden umfassenden Tourenwagen-Motorsportgeschichte, die in „Adrenalin – the BMW Touring Car Story“ zu erleben ist, begeistert das Werk auch durch seine hohe Qualität. Schon der Vorspann des in Full-HD gedrehten Films macht klar, dass das Stereoscreen-Team um Tim und Nick Hahne keine Kosten und Mühen gescheut haben. Die Titel-Sequenz wurde im abgedunkelten und abgesperrten BMW-Museum gedreht, der Film-Score von zwei renommierten Komponisten aus den USA besorgt – Tony Anderson und Danny Odom. Auch das in unterschiedlichen Qualität und Erhaltungszuständen vorliegende Original-Filmmaterial aus Privatarchiven wurde aufbereitet. Ein Teil stammt von Helmut Deimel, dem österreichischen Urgestein des Motorsport-Films.

Der Film in „Adrenalin – the BMW Touring Car Story“ kommt zur richtigen Zeit. Marco Wittmann hat 2014 – in seiner zweiten DTM-Saison überhaupt – schon im drittletzten Rennen die Meisterschaft für BMW geholt und ist mit 24 Jahren der jüngste DTM-Champion aller Zeiten.

„Adrenalin – the BMW Touring Car Story“- technische Details

  • Blu-ray: Full HD 1080i, 50 Hz
  • DVD: PAL 16:9, Regionalcode 0 (alle Regionen)
  • Laufzeit: 123 Minuten plus 30 Minuten Bonusmaterial
  • Sprache: Originalton wahlweise mit Untertiteln D/EN oder mit englischem Sprecher für die deutschen Interviews (Overvoice)
  • Sound: Dolby Digital 5.1 und 2.0
  • Preise: DVD 23,90 Euro, Blu-ray EUR 25,90 Euro

Mehr Infos: www.adrenalin-film.de

Zu beziehen über: www.racingwebshop.com oder www.amazon.de